Microsofts Öffnung trifft auf Skepsis
Die Ankündigung Microsofts, eine ganze Reihe Software-Schnittstellen zu veröffentlichen, stieß in der Branche auf sehr verhaltene Reaktionen.
Noch sei es viel zu früh, die tatsächlichen Auswirkungen abzuschätzen, sagte etwa Donatus Schmidt, Marketing-Manager von Sun Microsystems Deutschland. Die Pläne seien äußerst komplex und die zur Verfügung gestellten Dokumente umfassen rund 60.000 Seiten.
"Herzlich willkommen"
Zunächst müssten erst einmal die Daten gesichtet und bewertet werden. Für Microsoft selbst sei es sicherlich ein großer Schritt, sagte Schmidt: "'Herzlich willkommen' kann ich da nur sagen." Sun Microsystems setzt seit geraumer Zeit auf Linux und hat mit der vor Jahren erfolgten Offenlegung des Quellcodes für sein Solaris-Betriebssystem gute Erfahrungen gemacht.
Kommerzielle Nutzung
Microsofts Ankündigungen entsprächen allerdings weitgehend den Vorgaben der EU-Kommission und gingen kaum darüber hinaus, sagte Schmidt, zudem sei eine ganze Reihe von Fragen noch offen. Microsoft habe zum Beispiel die lizenzfreie Verwendung von Programm-Code auf nichtkommerzielle Nutzung beschränkt.
Vorteile für den Verbraucher wie zum Beispiel günstigere und sicherere Produkte würden sich jedoch erst ergeben, wenn der Programm-Code auch für kommerzielle Entwickler frei verfügbar ist.
Treibende Kraft Open Source
Das derzeitige Marktumfeld in der Branche habe vermutlich zur Entscheidung Microsofts beigetragen, sagte Schmidt. "Das Web ist in der Industrie die treibende Kraft. Und die Software für das Umfeld heißt Open Source."
Alle wesentlichen Komponenten, auf denen das Web 2.0 basiert, basierten auf dem offenen Betriebssystem Linux. "Und jeder, der hier mitspielen will, muss auf Linux aufsetzen."
Strategiewechsel statt Ankündigung
Der europäische Verband ECIS, dem Wettbewerber wie Opera, IBM, RealNetwork und eben Sun angehören, sieht es ebenfalls als zu früh an zu entscheiden, ob es sich wirklich um einen Strategiewechsel handelt.
"Die Welt braucht einen anhaltenden Wechsel im Verhalten von Microsoft, nicht eine neue Ankündigung", drängte der Verband, der seine Vorwürfe gegen Microsoft wegen Wettbewerbsverletzungen auch nach Brüssel getragen hatte.
In einem seit Jänner laufenden Verfahren untersucht die Kommission eine angebliche Verweigerung von Schnittstelleninformationen seitens Microsofts. Das EU-Gericht hatte im vergangenen Jahr frühere EU-Sanktionen gegen Microsoft und ein Bußgeld von fast 500 Millionen Euro voll bestätigt.
(futurezone | DPA | Bloomberg)