Siemens trotz Großauftrag unter Druck
Die frisch fusionierte Kommunikationssparte des Siemens-Konzerns hat einen Großauftrag aus den USA erhalten.
Siemens Com sei vom Mobilfunkbetreiber Cingular Wireless als Ausrüster für ein nationales UMTS-Netz ausgewählt worden, teilte Siemens mit. Laut Brancheninformationen beläuft sich das Auftragsvolumen für Siemens über mehrere Jahre auf bis zu einer Milliarde Dollar. Ein Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.
Bei der aus der Fusion des Mobilfunkbereichs ICM mit der Netzwerksparte ICN entstanden Siemens Communication besteht seit einiger Zeit Handlungsbedarf. Die Budgetplanung steht auch vier Monate nach der Verschmelzung noch nicht, eine entsprechende Präsentation musste abgesagt werden.
Auch auf Druck des künftigen Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld, zuletzt Chefstratege, hatten die Münchener Anfang Juli die Fusion der Mobilfunksparte [ICM] und des Netzwerkbereichs [ICN] angekündigt. Beide sollen so einheitlicher auftreten und damit leichter die operative Margenvorgabe von acht bis elf Prozent erreichen - die sie seit Jahren verfehlen.
Siemens gibt Handysparte nicht aufHandy-Geschäft bringt Verluste
Ganz oben auf der Liste steht dabei Experten zufolge das Handy-Geschäft, das Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 einen Verlust von 152 Millionen Euro brachte.
Wegen der Verluste und strukturellen Probleme dürfte niemand Interesse an dem viertgrößten Handyhersteller haben. "Im Moment will keiner mit ihnen, sie sind in einer wirklich schwierigen Lage", sagt ein Experte.
Auch bei der IT-Dienstleistungstochter SBS, bei der der Siemens-Chef Heinrich von Pierer ein Durchgreifen angemahnt hat, dürfte sich einiges ändern. Sie wurde zwar nicht in "Com" einbezogen - doch es gilt als sicher, dass ihre Restrukturierung mit der Aufstellung des neuen Bereichs Hand in Hand geht.
Untrennbar mit der Com-Strategie verbunden sein dürfte das Schicksal des IT-Dienstleisters Siemens Business Services [SBS]. Die Sparte schrieb 2003/04 zwar operativ schwarze Zahlen, doch die Marge liegt mit nicht einmal einem Prozent klar unter der Vorgabe von fünf bis sechs Prozent. Im schwachen Inlandsmarkt drücken SBS mit rund 15.000 Mitarbeitern Überkapazitäten.
SBS gab heute die Übernahme der Datentechnik-Firma RAG mit 800 Mitarbeitern bekannt, die Münchener werden in den kommenden sieben Jahren die kompletten IT-Aufgaben des Essener Energie- und Chemiekonzern RAG übernehmen und hoffen dabei auf ein Umsatzvolumen von rund 500 Mio. Euro.