Creative-Commons-Musikplattform startet
Am Dienstag geht mit Orangemusic eine österreichische Plattform für Musik, die unter Creative-Commons-Lizenzen [CC] veröffentlicht wurde, an den Start. Die Plattform will nicht nur auf die Musik, sondern auch auf die Vorteile der CC-Lizenzen für Bands und Musiker aufmerksam machen.
"Creative-Commons-Lizenzen bieten vor allem unbekannten Bands und Musikern, die ihre Musik schnell verbreiten wollen, viele Möglichkeiten", sagt Martin Aschauer, der vor knapp drei Jahren die Download-Plattform Nolabel mitgegründet hat. Am Dienstag startet Nolabel die nach eigenen Angaben erste österreichische genreübergreifende Creative-Commons-Musikplattform Orangemusic.at.
Dort stehen zum Start rund 200 Songs von 90 österreichischen Bands zum Download im MP3-Format [192 kBit/s] bereit. Die Songs wurden allesamt unter Creative-Commons-Lizenzen veröffentlicht. Die Musiker können dabei selbst bestimmen, welche Rechte sie an ihren Werken abgeben. Fans und Hörer dürfen die Musik weitergeben und tauschen, ohne Klagen durch Rechteinhaber befürchten zu müssen.
Davon profitieren wiederum die Musiker, die so ihre Bekanntheit steigern können. "Wer unsere CC-lizenzierten Songs kopiert oder herunterlädt, wird sich vielleicht auch Konzerte ansehen oder die CD mit Cover und Booklet kaufen", lässt sich die Band Cornflex, deren Songs auf Orangemusic zu finden sind, in einer Aussendung der Plattform zitieren.
CC-Musik live
Ergänzend zur Online-Musikplattform werden CC-Bands auch über den Club Orange beworben, der am Dienstag ab 21.00 Uhr erstmals im Wiener B72 stattfindet. Dort spielen neben Cornflex auch die Bands Dirge und Söhne der Liebe.
Verwertungsgesellschaften reserviert
Die Creative-Commons-Lizenzierung bringe jungen Künstlern jedoch nicht nur Vorteile, meint Aschauer. Das liege vor allem daran, dass Verwertungsgesellschaften CC-lizenzierte Songs per Definition ausschließen.
Musik, die unter CC-Lizenzen veröffentlicht wurde, wird etwa von österreichischen und deutschen Verwertungsgesellschaften nicht akzeptiert. Damit werden auch keine Tantiemen für die Werke gesammelt - etwa wenn die Songs im Radio gespielt werden. Umgekehrt schließen Verträge mit Verwertungsgesellschaften die freie Weitergabe von Musik zu nichtkommerziellen Zwecken aus.
Indem die Verwertungsgesellschaften Musik mit CC-Lizenzen nicht akzeptieren, nehmen sie Musikern die Möglichkeit, ihre Songs für den nichtkommerziellen Tausch freizugeben, und tragen so indirekt auch zur Kriminalisierung von Hörern und Fans bei, kritisiert Aschauer: "CC-Lizenzen, die die Weitergabe von Musik erlauben, ermöglichen das, was viele Nutzer ohnehin machen: Musik tauschen im privaten Rahmen."
Auch die Online-Musikplattform Jamendo bietet Musik unter Creative-Commons-Lizenzen zum Download an. Fans können Musiker mit Spenden unterstützen. ORF.at hat mit Romain Becker von Jamendo im vergangenen November über die Musik-Community gesprochen.
Spendenmodell geplant
In einem weiteren Entwicklungsschritt sollen Orangemusic-Nutzer auch für Musik spenden können, kündigt Aschauer an. An der technischen Infrastruktur werde noch gearbeitet.
In einem Musik-Player können schon jetzt Playlists angelegt werden. Auch das Bewerten der Songs ist auf der Plattform möglich. Daneben kann über die Orangemusic-Suche nach Bands in bestimmten Regionen gesucht werden.
Verhandlungen über mobilen Vertrieb
Auch mit einem österreichischen Mobilfunkanbieter sei man in Gesprächen, so Aschauer. Die Orangemusic-Songs könnten also schon bald auch in mobilen Netzwerken vertrieben werden.
Creative-Commons-Lizenzen wurden in den vergangenen Jahren gerne belächelt, damit sollte es jedoch langsam vorbei sein, sagt Aschauer: "Wir wollen zeigen, was die Lizenzen für junge Künstler leisten können."
(futurezone | Patrick Dax)