Wie Funkchip-Pässe abgesichert werden
In den technischen Arbeitsgruppen der International Civil Aviation Organization [ICAO] wird intensiv daran gearbeitet, Sicherheitsstandards und -Mechanismen zu entwickeln, die verhindern sollen, dass die neuen Reisepässe von Unbefugten drahtlos ausgelesen werden können.
Der Funkchip soll nur dann gelesen werden können, wenn der Pass aufgeklappt sei, so Heinrich Pawlicek, Leiter des Passreferats im Innenministerium, zu futureZone.ORF.at.
Als zusätzliche Hürde gegen unbefugten Zugriff soll der Chip die enthaltene Information - Passbild, Fingerabdrücke, persönliche Daten - erst dann ausspucken, wenn zuvor der in allen Pässen bereits jetzt enthaltene OCR-Code eingelesen und dem Chip übermittelt wird.
Das heisst: Der Funkchip löst keineswegs das bestehende OCR-System zum automatisierten Einlesen von Reisepässen ab, die beiden Technologien müssen vielmehr in den neuen Lesegeräten kombiniert werden, um die Verwundbarkeit der Funkchips wettzumachen.
Die Funkchips bestehen im wesentlichen aus einer Spule samt Antenne, ein bis zwei Kondensatoren und einem Speicher - das Ganze ist auf die Kurzwellen-Frequenz 13,56 MHz abgestimmt. Wird der Chip von einem Sender angesprochen, beginnt er zu schwingen und überträgt dabei mit, was abgespeichert ist. Das "Lesegerät" ist ein mit etwas RAM und Flash-Bausteinen versehener Kurzwellen-Transceiver, der auf 13,56 MHz sendet, empfängt und das Empfangene speichert.
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Standard ISO/IEC 14443
Wie gut das System bzw. derartige Lesegeräte in der Praxis funktionieren werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit zu sagen, so Pawlicek abschließend, zumal die Standards für das System ja eben erst fertig formuliert würden.
Was die Chips angeht, so hat sich die ICAO für einen "kontaktlosen integrierten Schaltkreis" nach dem Standard ISO/IEC 14443 entschieden, der nur aus kürzester Entfernung [bis zu zehn Zentimetern] auslesbar sein soll.
Dieser "proximity"-Chip wurde unter anderem deshalb ausgewählt, weil weiter reichende Chips ["vicinity" bis zu einem Meter] die Übertragung der für die neuen Pässe vorgesehenen Datenmengen noch nicht erlaubten: 15 KB Datenspeicher sind derzeit möglich, benötigt werden für Passbild und zwei Fingerabdrücke im JPEG-Format aber zumindest 64 KB.
Abgelesen werden die Daten durch eine "induktive Kopplung" zwischen Lesegerät [Transceiver] und Funkchip [Transponder]. Die Energie des Lesegeräts versetzt die Spule/Antenne des Chips in Schwingung, Wechselstrom beginnt zu fließen, der vom Chip in Gleichstrom verwandelt und dazu verwendet wird, die gespeicherten Inhalte zu übertragen.
Die Antwort an das Lesegerät wird dann mit einer der gängigen digitalen Modulationsmethoden übermittelt [ASK, FSK, BPSK], wobei entweder Amplitude, Frequenz oder die Phase der Schwingung moduliert werden.
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