TA-Aktien nach Zahlen unter Druck

27.02.2008

Bei der Telekom Austria [TA] sind die Gewinne im Vorjahr erstmals seit dem Jahr 2000 zurückgegangen. Der Konzern musste seinen Expansionskurs finanzieren und erwartet auch für 2008 einen Gewinnrückgang. Die TA-Aktie verlor daraufhin zwölf Prozent an Wert.

Grund für den Gewinnrückgang waren niedrigere Erträge in Österreich und Finanzierungskosten für die Expansion in Weißrussland, Serbien und Mazedonien. Dennoch will die TA für 2007 eine unveränderte Dividende von 75 Cent je Aktie ausbezahlen.

Unter dem Strich erwartet die TA auch für heuer noch keine Trendumkehr beim Gewinn. Zwarerklärte der Konzern in der Früh, dass das Unternehmen nach dem ersten Ergebnisrückgang seit sieben Jahr operativ heuer wieder zulegen werde.

Aktie unter Druck

Beim Nettogewinn aber geht der Konzern 2008 von einem weiteren Rückgang um zwölf Prozent aus, wie aus den Detailzahlen hervorgeht, die der Vorstand am Vormittag präsentierte. Grund dafür sind laut Konzernchef Boris Nemsic vor allem höhere Zinsen, aber auch Verluste bei den jungen Mobilfunktöchtern in Serbien und Mazedonien.

An der Wiener Börse gerieten die TA-Aktien am Mittwoch im Frühhandel gehörig unter Druck. Die Titel des Konzerns brachen um rund elf Prozent ein und notierten gegen 12.00 Uhr bei 15,33 Euro. Insgesamt verlor die Aktien 12,17 Prozent an Wert und schloss mit 15,15 Euro um 2,10 Euro niedriger als am Vortag.

Ein Händler hatte die vorgelegten Zahlen in einer ersten Reaktion als "Punktlandung auf die Prognosen" bezeichnet: "Anscheinend hat der Markt aber mehr erwartet."

Die Nettoergebnisse 2007 fielen etwas besser aus als von den Börsianern erwartet. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang um fast 15 Prozent auf 479,9 Mio. Euro gerechnet, beim Umsatz 4,904 Mrd., beim EBITDA 1,869 Mrd. und beim EBIT 746,5 Mio. Euro erwartet.

Gewinn runter, Umsatz rauf

Konkret erwartet die TA, dass der Umsatz heuer um 5,0 Prozent und das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] um 3,0 Prozent steigen wird. 2007 haben sich die Umsätze um 3,3 Prozent auf 4,919 Mrd. Euro erhöht.

Das EBITDA ging im Vorjahr um 3,0 Prozent auf 1,855 Mrd. Euro zurück, das Betriebsergebnis [EBIT] sank um 2,0 Prozent auf 761,4 Mio. Euro und der Jahresüberschuss um 12,3 Prozent auf 492,5 Mio. Euro.

Zukauf, "wo wir uns auskennen"

Für weitere Zukäufe seien derzeit Bosnien-Herzegowina und die dortige BH Telecom "das Fokusprojekt für dieses Jahr", so Nemsic. Die Mühlen würden dort zwar langsam mahlen. Er gehe aber davon aus, dass der Privatisierungsprozess für die BH Telecom im zweiten Halbjahr abgeschlossen werde.

Sonstige konkrete Übernahmeziele hat die TA-Gruppe derzeit nicht. Dennoch schloss Nemsic weitere Zukäufe nicht aus - nicht nur in der Kernregion Südost- und Osteuropa, auch in anderen Regionen, "wo wir uns auskennen und wo es gute Wachstumschancen gibt".

Sollten sich heuer keine Zukaufsmöglichkeiten ergeben, will die TA ihre Nettoverschuldung um rund 400 Mio. Euro senken, so Finanzvorstand Hans Tschuden. Die Verschuldungsrate [Nettoverschuldung zu EBITDA] würde dann wieder von 2,4 auf 2,0 zurückgehen.

Gute Geschäfte im Ausland

In Summe habe sich die Zahl der Mobilfunkkunden im Vorjahr durch die Expansion in Weißrussland, Serbien und Mazedonien, aber auch durch einen Ausbau der Marktanteile in Österreich um 50,9 Prozent erhöht, so Nemsic in einer Pressemitteilung. Auch im heurigen Jahr erwartet er "weiterhin einen starken Beitrag der internationalen Unternehmen".

Wachstum im vierten Quartal 2007

Der Quartalsumsatz im letzten Jahresviertel 2007 stieg demnach um 7,4 Prozent auf 1,288 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] erhöhte sich im vierten Quartal um 4,1 Prozent auf 391,3 Mio. Euro.

Das höhere Umsatzwachstum der internationalen Beteiligungen habe die höheren operativen Aufwendungen ausgleichen können, erklärte die TA. Das Betriebsergebnis [EBIT] erhöhte sich dadurch im Quartal um 20,5 Prozent auf 93,4 Mio. Euro.

Die Bilanzsumme der Telekom Austria Group erhöhte sich durch die Übernahme der MDC per 31. Dezember von von 7,56 Mrd. auf 9,004 Mrd. Euro. Darüber hinaus übernahm die TA 2007 auch noch die TV-Voting-Firma MRS und den drittgrößten privaten heimischen Telekom- und Internet-Anbieter eTel.

Verschuldung gestiegen

Die Nettoverschuldung stieg dadurch um 39 Prozent von 3,169 auf 4,407 Mrd. Euro. Das Verhältnis Nettoverschuldung zu EBITDA im Verlauf der letzten zwölf Monate stieg per Ende Dezember 2007 im Vergleich zu Ende Dezember 2006 um 41,2 Prozent an. Deklariertes Ziel des Konzerns ist es, die Nettoverschuldung wieder auf das Zweifache des EBITDA zu senken, momentan liegt sie beim 2,4-Fachen.

Die kurzfristigen Verbindlichkeiten erhöhten sich durch die Zukäufe laut Bilanz zum Stichtag von 1,657 auf 2,557 Mrd. Euro, die langfristigen Verbindlichkeiten von 3,079 auf 3,881 Mrd. Euro. Das Eigenkapital ging durch den Aktienrückkauf von 2,824 auf 2,565 Mrd. Euro zurück.

Mehr Mitarbeiter

Im heimische Festnetz baute die TA über eine Sonderabfertigung im Vorjahr 200 Mitarbeiter ab. Durch die Übernahme von 317 eTel-Mitarbeitern stieg die Festnetzbelegschaft in Summe jedoch zum 31.12. um 165 auf 9.598 Mitarbeiter.

Im Mobilfunk erhöhte sich der Personalstand durch das internationale Wachstum von 5.995 auf 8.030 Mitarbeiter. In Summe beschäftigte die TA-Gruppe damit zu Jahresende 17.628 Vollzeitarbeitskräfte, 2.200 mehr als noch ein Jahr davor.

(APA)