Konflikt um Einsparungen bei der TA
Der Betriebsrat der Telekom Austria [TA] wehrt sich gegen geplante Einsparungen im Festnetzbereich und droht mit "Maßnahmen".
Bei der Telekom Austria ist ein neuer Konflikt um geplante Einsparungen ausgebrochen. Schon im Vorjahr hatte Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer Kostenkürzungen von heuer 100 Millionen und weiteren 40 Millionen Euro 2009 in Aussicht gestellt. Ein TA-Sprecher sprach am Donnerstag davon, dass die Kosten im Festnetzbereich heuer und im kommenden Jahr in Summe um 100 Millionen Euro reduziert werden sollen.
Die Unternehmensberatung McKinsey hat angeblich ein Konzept ausgearbeitet, wonach 65 Prozent der Einsparungen aus dem Personalbereich kommen sollen.
Umstrittener Personalpool
Unter anderem soll ein Personalpool für überzählige Mitarbeiter neu belebt werden. "Undenkbar", sagte dazu Betriebsratschef Michael Kolek. Sollte das Management damit Ernst machen, werde der Betriebsrat Maßnahmen ergreifen, kündigte er an.
Die Versetzung überzähliger Mitarbeiter in einen Personalpool hält Kolek für "rechtlich nicht haltbar". Das Unternehmen müsste in diesem Fall nachweisen können, dass für den Mitarbeiter im Konzern keine andere Beschäftigungsmöglichkeit bestünde.
Sollte das Management dennoch den Versuch wagen, werde der Betriebsrat "alle rechtlichen Schritte setzen, um das zu verhindern". "Wenn es sein muss, gehen wir deshalb vor Gericht", sagte der Betriebsrat.
Pläne bekräftigt
Sollte es unabhängig davon zu Personalkürzungen kommen, werde die Personalvertretung "alle Maßnahmen treffen, die ihr zur Verfügung stehen". "Wenn das nicht ausreichen sollte, haben wir auch noch die Gewerkschaft im Hintergrund", drohte Kolek.
Fischer hatte bei der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch im Zusammenhang mit dem Ausbau des Glasfasernetzes und der Umstellung auf Internet-basierte IP-Telefonie weit reichende Personaleinsparungspläne bekräftigt.
Da nach früheren Frühpensionierungswellen immer noch 65 Prozent Beamte sind, die nicht gekündigt werden können, bemüht sich die TA demnach um eine Lockerung des Beamtendienstrechts.
"Mitarbeiter demotiviert"
Kolek hält das für ausgeschlossen. Mitarbeiter würden durch die Aussage nur demotiviert - das gerade vor dem Großereignis Euro 2008, die den größten Infrastrukturauftrag in der Geschichte der TA mit sich bringt. Die Beamtengewerkschaft werde einer Lockerung des Kündigungsschutzes kaum zustimmen, und für die Regierung sei das Thema im Moment die letzte Sorge - noch dazu, wo die TA trotz Festnetzeinbußen ohnehin noch rund 500 Millionen Euro Gewinn schreibe.
Außerdem, gibt der Betriebsrat zu bedenken, seien im operativen Bereich 90 Prozent Beamte. Baue man dort ab, müsse man sich überlegen, welche Leistungen gestrichen werden. Schon seit Jahren beschäftige der Konzern Hunderte Leasing-Arbeitskräfte, einige davon mittlerweile in Führungspositionen. Von zu viel Personal könne daher derzeit keine Rede sein.
"Milchmädchenrechnung"
Der Umbau des Telekom-Netzes auf IP- und Glasfasertechnologie, der vom Aufsichtsrat noch genehmigt werden muss, könnte in einigen Jahren zwar Spielräume schaffen. Man könne aber erwarten, dass vom TA-"Traummanagement" bestehend aus dem Manager des Jahres, Konzernchef Boris Nemsic, und Hans Tschuden als CFO [Finanzchef] des Jahres "mehr kommt, als nur Leute rauszuschmeißen".
Fischers Schluss, dass diese Leute dann abgebaut werden könnten, sei eine "Milchmädchenrechnung". Durch die neuen Technologien könne die TA dann neue Dienste anbieten, für die dann wieder Personal benötigt werde. Das Management sei aufgefordert, solche neuen Geschäftsbereiche aktiv zu erschließen. "Das Festnetz ist nicht tot. Das Topmanagement ist nur gefordert, neue Ideen zu entwickeln", so der Betriebsrat.
"Sparprogramm mit Vorzeigecharakter"
Vorstellen kann sich Kolek Einsparungen nur in den obersten Managementebenen. Dort gebe es auch noch Potenzial für Strukturbereinigungen. Außerdem forderte er den Vorstand auf, als Signal heuer auf seine Aktienoptionen und Erfolgsprämien zu verzichten - Zitat: "Das wäre ein Sparprogramm mit Vorzeigecharakter."
Bei der Telekom Austria sind die Gewinne im Vorjahr erstmals seit dem Jahr 2000 zurückgegangen. Der Konzern musste seinen Expansionskurs finanzieren und erwartet auch für 2008 einen Gewinnrückgang. Die TA-Aktie verlor am Mittwoch rund zwölf Prozent an Wert.
(futurezone | APA)