Start für "Internetoffensive Österreich"
Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer [SPÖ] und Vizekanzler Wilhelm Molterer [ÖVP] wurde am Montag die "Internetoffensive Österreich" gestartet. Die Plattform soll einen "nationalen Schulterschluss" darstellen, der Österreich nun doch noch die längst geforderte IKT-Strategie bescheren soll.
Oberstes Ziel sei es laut Gusenbauer, "in diesem Bereich Spitze zu werden". Zunächst werden sechs Arbeitskreise gebildet, die unterschiedliche Themen analysieren und diskutieren sollen. Die Vorschläge dieser Gruppen werden gesammelt und sollen dann im Herbst in Form der "Österreichischen Internetdeklaration" präsentiert werden.
Derzeit liege Österreich im mittleren Führungsfeld der gängigen Indizes [etwa im Lisbon Review Ranking auf Platz sieben von 25 europäischen Ländern, im Networked-Readiness-Index auf Platz 17 von 122 Staaten]. Es sei aber durchaus möglich, unter die Top-Fünf-Nationen zu kommen, hieß es etwa von Telekom-Austria-Festnetzchef Rudolf Fischer.
An der neuen "Internetoffensive Österreich" beteiligen sich rund 150 Interessensvertretungen und Unternehmen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, die Internet-Penetration zu erhöhen", sagte Tele2-Geschäftsführer Robert Hackel. Das helfe dem Wirtschaftsstandort Österreich und damit allen. Laut Hewlett-Packard-Chef Rudolf Kemler sei eine gute Basis da: "Wir haben die Datenautobahnen, jetzt sollen sie auch befahren werden."
Die sechs Arbeitskreise
Geleitet werden die einzelnen Arbeitskreise von Experten aus Wirtschaft und Bildung: UPC-Geschäftsführer Thomas Hintze steht dem Arbeitskreis "Generationen und Bildung" vor, Rene Tritscher von der Wirtschaftskammer leitet "Wirtschaft, Infrastruktur und E-Government", Kemler engagiert sich für "Gesundheit und Soziales", Matthias Grandosek von der AK Wien für "Sicherheit und Konsumentenschutz".
Der Bereich "Wissenschaft und Forschung" unterliegt Peter Rastl von der Universität Wien, Fischer nimmt sich "Kultur und Medien" an.
Warnung vor dem "Digital Divide"
Vor allem die private Breitbandnutzung, die derzeit bei etwa 50 Prozent aller Haushalte liegt, zeigt noch deutliches Wachstumspotenzial. "Wir haben bereits ein sehr gutes Angebot", betonte Gusenbauer, "aber wir brauchen eine etwas stärkere Nutzung." Es dürfe nicht zu einer digitalen Spaltung der Gesellschaft kommen. "Das ist unser gemeinsames Anliegen, damit alle Österreicher im Internet sind".
Molterer lobte, dass sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam der Sache annehmen, anstatt einander den schwarzen Peter zuzuschieben. "Das ist erst der Beginn eines offenen Prozesses, wo wir täglich draufkommen werden, was noch zu tun ist", so Molterer.
Was wurde aus der IKT-Taskforce?
Konkrete Inhalte wurden nicht präsentiert. Unkommentiert blieb auch, ob der Start der Offensive gleichzeitig das offizielle Scheitern der IKT-Taskforce bedeutet, die im vergangenen Jahr gegründet und mit derselben Aufgabenstellung betraut wurde.
Auf Anfrage von ORF.at wurde das am Montag im Büro der Staatssekretärin Heidrun Silhavy [SPÖ], zuständig für E-Government, dementiert. "Die IKT-Taskforce besteht natürlich weiter. Viele der Mitglieder sind auch bei der Internetoffensive dabei, so ist eine zusammenarbeit gewährleistet". Zuletzt habe die Taskforce Anfang des Jahres getagt.
Die IKT-Taskforce
Bei ihrem zweiten Treffen im Oktober hatte sich die IKT-Taskforce eine Geschäftsordnung und ein Arbeitsprogramm verpasst. Als Nächstes sollten in Untergruppen Vorschläge für die Regierung erarbeitet werden.
Webportal gestartet
Mit dem Start einer eigenen Website zur Internet-Offensive sei ganz Österreich aufgerufen, sich an dem Prozess zu beteiligen, hieß es bei der Präsentation. Das Webportal soll laufend über die Erkenntnisse und Aktivitäten der Arbeitskreise berichten, jeder könne dort seine Ideen einbringen.
Den Startschuss für die Offensive gaben Gusenbauer und Molterer mit der symbolischen Übergabe eines riesigen USB-Sticks an die Leiter der sechs Arbeitskreise.
"Ich hoffe, dass die Zeitpläne eingehalten werden", sagte Gusenbauer. Die Regierung selber warte nicht bis Herbst, sondern arbeite derzeit an einer Gesetzesvorlage, die Breitbandvergünstigungen für jene 300.000 Österreicher bringen soll, die auch von der Telefon-Grundgebühr befreit sind.
Vizekanzler Wilhelm Molterer, Thomas Hintze [UPC Austria], Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Rudolf Fischer [Telekom Austria]
(futurezone | Nayla Haddad | APA)