Atom-Antrieb für Mini-Notebooks
Auf der CeBIT zeigt Intel eine Reihe neuer CPUs auf 45-nm-Basis, darunter den kleinen und stromsparenden Atom für kostengünstige "Nettops" und "Netbooks" nach Art des Eee PC. Laut Intels Europa-Chef Christian Morales werden diese in nächster Zeit den Markt bestimmen.
Mit Atom, seiner neuen Plattform für mobile Rechner, will Intel die neue Klasse erschwinglicher und stromsparender Computer für den einfachen Internet-Zugang in der Art des Eee PC von Asus stärken - und natürlich vom neuen Boom der Billigmaschinen profitieren.
Diese "Netbooks" und "Nettops", wie der Chipkonzern die neue Geräteklasse bezeichnet, sollen nämlich laut Intel in den nächsten Jahren für enormes Wachstum sorgen. Diese Prognose ist wenig überraschend, zeigt doch der Erfolg von Asus' Minicomputer, dass der Bedarf dafür vorhanden ist und zwar selbst auf entwickelten und kaufkräftigen IT-Märkten wie Europa.
Wachstumschance für Nettops
Wie zuvor Asus bekräftigt auch Morales im Gespräch mit ORF.at, dass Netbooks und Nettops keine vollwertigen Rechner seien, weil sie nicht die Leistungsfähigkeit handelsüblicher Notebooks erreichten.
Morales sieht das aber nicht als Nachteil: "MIDs [Mobile Internet Devices] werden in Zukunft am stärksten wachsen, und Atom sowie die Centrino-Atom-Technologie sind die perfekte Plattform dafür: Damit können wir die gleichen Kommunikationsmöglichkeiten wie auf großen Rechnern anbieten", so Morales, "und das bei einer Display-Größe von maximal 18 Zentimeter Diagonale und guter Akkuleistung."
Zielgruppe Konsument
Dass die Leistung des Prozessors auch für die Produktion umfangreicherer neuer Inhalte für das Netz aussreicht, glaubt Morales nicht: "Dazu bieten wir mit dem Centrino 2 die bessere Plattform."
Trotz aller Euphorie rund um Atom ist sich Morales sicher, dass der Bedarf an leistungsstarken Prozessoren und Computern weiter anhält, etwa zur Darstellung von Spielen und Filmen: "Wir können kaum glauben, wie groß die Nachfrage danach ist."
Intel verspricht für Atom bis zu 1,8 GHz Taktrate sowie die Fähigkeit, mehrere Threads [Aufgaben] parallel bearbeiten zu können, und das bei maximal 2,5 Watt Thermal Design Power [TDP] und trotz seiner geringen Größe [im Bild in der Mitte noch unverpackt zu sehen, im Vergleich mit einem Cent-Stück und einem aktuellen komplett verpackten Prozessor für Desktop-Rechner].
Atom in Handys, im Auto und zu Hause
Doch nicht nur Mini-Notebooks sollen von Atom profitieren, auch Handys und Smartphones auf Atom-Basis kann sich Morales vorstellen. "Bei den aktuellen Handys und PDAs ist die Internet-Nutzung begrenzt und macht daher keinen Spaß, denn sie sind nicht leistungsfähig genug und verbrauchen zu viel Strom." Aktuell sei allerdings noch kein solches Gerät angekündigt, man werde sehen, wohin der Weg 2009 führen werde. "Derzeit konzentrieren wir uns auf die Kleincomputer."
Die Minirechner-Welle rollt
Dazu zeigen einige Hersteller wie Samsung und Toshiba auf dem Intel-Stand entsprechende Prototypen, erste Geräte sollen zusammen mit Atoms Markteinführung ab Sommer zu kaufen sein - unter anderem von Asus, BenQ, Clarion, Gigabyte, Lenovo und LG. Rund 30 verschiedene Designs und Anwendungsmöglichkeiten für Atom soll es derzeit bereits geben.
Als nächster Schritt soll Atom dann in kleinere Geräte für den Heimgebrauch, also klassische Unterhaltungselektronik, einziehen, erwartet Morales.
Aber auch in Autos sieht Intel künftig Atom-Geräte am Werk, die es den Anwendern ermöglichen, "on the road" zu arbeiten. Morales: "Künftige Autos werden auf Wunsch mobile Büros oder Wohnzimmer auf Rädern sein. Die Nutzer können dann ihre E-Mails im Auto abrufen oder den Kindern auf den Rücksitzen einen Film vorspielen, den sie vorher vom Heimrechner ins Auto übertragen haben - egal ob über WiMAX, WLAN oder eine andere Mobilfunktechnologie."
Atom im Auto
Bei der Intel-Pressekonferenz auf der CebIT zeigte Harman/Becker sein in Entwicklung befindliches Car Infotainment System "Power Connect" auf Atom-Basis, das neben Navigation in 3-D auch WLAN, WiMAX, USB und weitere Kommunikationsschnittstellen ins Auto bringen soll.
"WiMAX und LTE - nicht oder"
In der Frage, welche Mobilfunktechnologie in Zukunft für den Einstieg ins Netz die Vorreiterrolle spielen soll - WLAN und das von Intel favorisierte WiMAX oder UMTS und sein Nachfolger LTE -, will sich Morales nicht festlegen: "Wir glauben nicht, dass es entweder - oder heißt, sondern dass alle diese Technologien ihre Berechtigung haben", meint Morales.
3G sei sehr gut für Sprache geeignet, aber nur bedingt für die Übertragung umfangreicherer Inhalte aus dem Internet nutzbar - eine Aufgabe, für die sich dagegen WiMAX empfehle. Bei LTE müsse man abwarten.
"Es kommt darauf an, inwieweit bereits Vorarbeit geleistet wurde", so Morales weiter. "Dort, wo noch gar keine Infrastruktur vorhanden ist, ist WiMAX die bessere Technologie, in anderen Gebieten vielleicht UMTS. In den USA wird gerade WiMAX sehr stark ausgebaut, in Regionen wie Lateinamerika und Asien wurden gerade entsprechende Frequenzpakete verkauft. Die Kommunikationsanbieter und auch die Kunden werden die Wahl haben, welche der Technologien sie nutzen möchten, je nach eigener Vorliebe."
(futurezone | Nadja Igler)