Direkter Weg ins digitale Musikgeschäft
Die Software Rebeat Digital des gleichnamigen Tullner Unternehmens unterstützt Musiker und Labels dabei, ihre Musik weltweit in Online-Musik-Shops zu verkaufen. Wachstum erhofft sich Unternehmensgründer Günter Loibl vor allem in den USA.
Wie viele andere Musiker auch hatte Loibl mit seinen Demo-Aufnahmen bei Plattenfirmen wenig Glück. Auf Ablehnung folgte Ablehnung, bis ihm 2001 schließlich "der Kragen platzte". Loibl, der damals im Musikinstrumentenhandel arbeitete, gründete einen Musikvertrieb und brachte seine CDs fortan selbst in den Handel. Angesichts der sich abzeichneten Möglichkeiten im Online-Musikgeschäft begann er auch bald über digitale Vertriebsmodelle nachzudenken.
"Ich habe mir überlegt, wie ich einen Song, den ich fertig habe, so schnell wie möglich im Netz zum Verkauf anbieten kann", sagte Loibl. Das Ergebnis war eine Software, die Musikern "auf Knopfdruck" Zugang zu allen maßgeblichen Musikportalen ermöglicht.
Im September 2007 brachte Loibl die digitale Vertriebslösung Rebeat Digital schließlich auf den Markt. Mittlerweile zählt er rund 300 Labels, Musiker und Tonstudios zu seinen Kunden und hat rund 30.000 Titel im Angebot, die weltweit an über 120 Online-Musikdienste ausgeliefert werden.
Einfach gehaltenes Interface
Nutzer können ihre Musik über ein bewusst einfach gehaltenes Interface nach Eingabe der Metadaten [etwa Titelname, Interpret, Genre, Erscheinungsdatum und Urheberrechtsangaben] von einer CD oder Festplatte auf die Server des Unternehmens spielen.
Die formatgerechte Aufbereitung und Auslieferung der Tracks übernimmt Rebeat Digital. Bis die Titel aber tatsächlich aus Online-Musik-Shops heruntergeladen werden können, kann jedoch noch einige Zeit vergehen. Je nach Anbieter müsse man mit bis zu acht Wochen Wartezeit rechnen, so Loibl: Das liege aber an den Anbietern.
Die Kosten für die Software, die vorerst nur für Windows-Betriebssysteme erhältlich ist, belaufen sich auf 99 Euro. Pro Song fällt eine Speichergebühr von einem Euro an. Barcode und ISRC-Code für die Lizenzabwicklung können zusätzlich erworben werden.
Beteiligung am Verkauf
Neben den Kosten für Software und Speicherplatz verdient Rebeat Digital 15 Prozent vom Großhandelspreis von jedem verkauften Track. 85 Prozent gehen an Label, Musiker und Rechteinhaber.
Von iTunes erhält das Unternehmen etwa 71 Cent pro verkauften Song. Rund 60 Cent werden an die Kunden weitergegeben.
Bei Abo-Modellen, wo die Einnahmen aus den Gebühren durch die Anzahl der heruntergeladenen Songs geteilt werden, sind die Einnahmen weit niedriger.
Automatisierte Abrechnung
Rebeat-Nutzer werden über ein Abrechnungssystem monatlich über verkaufte Tracks informiert und ausbezahlt, wenn die Einnahmen 50 Euro übersteigen.
"Größere Labels kommen auf vier- bis fünfstellige Umsätze pro Monat", rechnet Loibl vor. Aber auch die Umsätze kleinerer Plattenfirmen und Musiker, die bei der Promotion aktiv sind, könnten sich sehen lassen.
Rechtemanagement
Neben dem Vertrieb kümmert sich Rebeat Digital um das Rechtemanagement und überweist allfällige Urheberrechtsabgaben an die Austro Mechana, die die Lizenzabgaben auch an internationale Partnerunternehmen weitergibt.
Software als Werbeträger
Eine web-basierte Lösung für das Einspielen der Songs, wie sie etwa das US-Unternehmen Tunecore anbietet, habe man bewusst verworfen, sagte Loibl. Das hatte vor allem technische Gründe. Einerseits können über den Software-Client Titel auch offline eingegeben und direkt von der CD gerippt werden. Die Musik wird auf den Server gespielt, wenn der Computer wieder online ist.
Andererseits bietet die Software mehr Sicherheit als ein Web-Interface und ist auch praxisgerechter, so Loibl: "Viele Musiker haben den Studio-PC aus gutem Grund nicht permanent ans Netz angeschlossen."
Das physische Software-Paket eigne sich darüber hinaus auf Messen auch als Werbeträger und könne auch im Musikinstrumentenhandel aufgelegt werden, wo viele potenzielle Kunden verkehren, sagte Loibl.
ITunes bringt Gros der Umsätze
"60 Prozent unserer Umsätze machen wir mit iTunes", sagte Loibl: "Den Rest teilen sich die anderen." Die Zukunft des Online-Musikgeschäftes sieht Loibl jedoch nicht im Verkauf einzelner Songs, sondern in Abodiensten, bei denen Nutzer gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzten Zugriff auf ein breites Repertoire an Musik erhalten.
Diese müssten jedoch auch abseits des PC zugänglich sein, etwa über das Handy oder eine vernetzte Stereoanlage, meint Loibl: Momentan seien diese Angebote noch zu kompliziert.
In Österreich ist der Umsatz mit digitalen Downloads im vergangenen Jahr um 14 Prozent gewachsen. Erstmals wurde mit dem Musikverkauf über Online-Shops und Mobiltelefone die Zehnmillionengrenze sowohl beim Umsatz [zehn Millionen Euro] als auch bei den verkauften Einheiten [10,2 Mio.] überschritten.
Den Umsatzverlust aus dem sinkenden CD-Verkauf konnten Downloads noch nicht wettmachen. Ihr Anteil am Gesamtmarkt betrug sechs Prozent. Der Verband der österreichischen Musikwirtschaft [IFPI] will nun mit neuen Geschäftsmodellen auf Flatfee-Basis die Einstiegsschwelle zum digitalen Musikkauf niederiger ansetzen.
Wachstum in den USA
Kamen Loibls Kunden anfangs fast ausschließlich aus Österreich, so finden sich mittlerweile Rebeat-Digital-Nutzer rund um den Globus. In Deutschland sei das Geschäft sehr stark, so Loibl. Steigendes Interesse registriert er auch aus England, Frankreich, Ungarn und den USA.
Dort war Loibl mit seiner Software auf Fachmessen vertreten und schloss etwa Kooperationsvereinbarungen mit zwei Universitäten ab. "Die wollen mit unserer Software Digitalvertrieb unterrichten", so Loibl. Eine Vertriebsfirma liefert die Software auch an den Musikinstrumentenhandel aus.
In weiterer Folge wolle man auch einen "großen Namen" aus dem Musikgeschäft gewinnen, der die Software öffentlichkeitswirksam verwenden soll. "Erste Kontakte sind bereits geknüpft", sagte Loibl. Noch stecke das US-Geschäft in den Kinderschuhen: "Aber die Richtung stimmt."
(futurezone | Patrick Dax)