Türen öffnen mit dem Handy

09.03.2008

Evolution auf dem Handymarkt: Wer noch nicht alles hat, der braucht jetzt unbedingt Near Field Communicaton [NFC]. Das Handy wird zur Geldbörse, ersetzt die Kreditkarte und die Schlüssel.

Near Field Communication heißt die Evolution auf dem Mobilfunkmarkt. Nahfeldkommunikation funktioniert ganz einfach. Man braucht es nicht zu lernen - das sagt die Werbung.

Einfach Handy an einen Chip, einen Tag, halten, bestätigen und konsumieren. Die Industrie ist begeistert, was beim NFC Congress in Hagenberg in Oberösterreich Ende Februar nicht zu überhören war. Bei der ersten NFC Developer Competition wurden innovative Projekte gekürt.

U-Bahn-Ticket mit dem Handy

Mit NFC spart man Zeit. Der NFC-Handybesitzer muss kein Geld mehr für eine U-Bahn-Karte aus dem Portemonnaie fischen, das Geld einwerfen und eine Fahrkarte drucken lassen - Handy hinhalten, bestätigen, und das Ticket ist auf dem Telefon gespeichert.

Oder am Beispiel Kinokarte: Man tippt den Tag am Poster an, und schon wird man gefragt, ob man sich den Trailer ansehen oder Karten für den Abend reservieren will.

NFC besteht aus zwei Komponenten: dem Kommunikationsinterface, um kontaktlos zu kommunizieren, und dem Sicherheitselement, das mit Chipkarten-Technologie funktioniert und persönliche Daten, etwa Kreditkartennummern, speichert, die gegebenenfalls nur mit dem PIN-Code abgefragt werden können. Die Kunden entscheiden selbst, wie sicher sie kommunizieren wollen. Eine willentliche Aktion, ein Ja des Benutzers, ist notwendig, bevor überhaupt etwas passiert.

NFC-Handys rar

Die gesparte Zeit könnten wir für sinnvollere Dinge verwenden. Und NFC mache unseren Kopf wieder freier - glauben zumindest die Experten. Bis die mobile Kundschaft mit NFC-fähigen Handys versorgt ist, dauert es allerdings noch einige Jahre.

Derzeit hat Nokia nur ein entsprechendes Modell auf dem Markt, und erst ein Mobilfunker bietet NFC-Services an. Reinhard Zuba von der mobilkom austria will nicht verraten, wie viele NFC-Handys bereits über die Ladentische gegangen sind. Es handle sich um eine fünfstellige Zahl, tut er geheimnisvoll. Es muss, wohlgemerkt, eine sehr kleine sein, denn bis Jänner 2008 wurden erst 6.000 Modelle in Österreich verkauft.

Hockeystick

Erst 2003 hat sich die Industrie darauf geeinigt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Verschiedene NFC-ähnliche Produkte waren schon auf dem Markt, doch untereinander nicht kompatibel. Das NFC-Forum beschloss, gemeinsame Standards zu erarbeiten, die Interoperabilität und Sicherheit für die Kunden garantieren.

Damit kann der große Kuchen "Mobilfunkmarkt" aufgeteilt werden. Und alle werden ein Stück davon haben wollen. Auch wenn der Beginn etwas zögerlich ist. In der Entwicklung stehe man in Jahr drei von sieben, meint Gerhard Romen von Nokia.

Kurz vor Ende der sieben Jahre werde das Wachstum in die Höhe schnellen. Und wenn man sich das am Papier ansieht, erkennt man in der Wachstumskurve den Hockeystick.

Digitale Spuren

Die Industrie ist nicht nur um ihr Wachstum bemüht, sondern auch um die Sicherheit der Transaktionen via Handy. Die Frage von Tracking und Überwachung wird diskutiert, doch sind es keine NFC-spezifischen Themen, sondern allgemeine, die Datenschutz und Mobilfunk betreffen.

Selbst wenn NFC in ein paar Jahren eine Technik wird, die wir unbedingt brauchen - die digitalen Spuren, die wir damit hinterlassen, werden nicht weniger.

Mehr zum Thema Near Field Communication hören Sie am Sonntag um 22.30 Uhr in "matrix" in Ö1.

(matrix | Astrid Schwarz)