Handy-TV nimmt Gestalt an

07.03.2008

Am Freitag hat das Konsortium rund um Media Broadcast, One und Hutchison ["3"] seine Pläne für den Start von Handy-TV präsentiert. Der Kaufpreis für DVB-H-Handys soll im "zweistelligen" Bereich liegen, die monatlichen Kosten für ein Basispaket mit 16 Programmen "unter zehn Euro".

Erst vergangene Woche hatte die KommAustria ihre Entscheidung zugunsten des Konsortiums als Plattformbetreiber offiziell bekanntgegeben. Der unterlegene Bieter - die Mobile TV Infrastruktur GesmbH - hat nun bis 14. März Zeit um Einspruch einzulegen.

Seitens der Media Broadcast betonte man bei einer Pressekonferenz in Wien den Erfahrungsschatz, den man bereits gesammelt habe. "Wir haben jahrelange technische Erfahrungen mit dieser Plattform und können schlüsselfertige Lösungen vorweisen", so Media-Broadcast-Geschäftsführer Helmut Egenbauer.

"Wir sind nicht erst seit gestern im Geschäft", betonte auch Johannes Heil, Chefstratege der Media Broadcast, und verwies auf Projekte in Deutschland, Dubai und Katar, wo man etwa in vier Monaten ein DVB-H-Netz aufgebaut hätte.

Start zur Fußball-EM angepeilt

Wie bereits im Vorfeld berichtet, wird zum Start der Fußball-EM im Juni angepeilt, 45 Prozent der österreichischen Bevölkerung erreichen zu können. "Wir wollen mindestens die vier Spielstätten versorgen, streben aber an, dass alle Landeshauptstädte empfangen können", so Heil. Bis Jahresende soll dann auf 55 Prozent gesteigert werden. Der weiter Ausbau hänge vom wirtschaftlichen Erfolg des Projekts ab.

One-Chef Michael Krammer erklärte zum ambitionierten Zeitplan, dass eine Förderung der ersten DVB-H-Geräte durch die Digitalisierungsfonds Austria den Prozess noch beschleunigen könnte.

Bei der Regulierungsbehörde, die für die Vergabe zuständig ist, gibt man sich aber noch unwissend über eine solche Förderung: "Media Broadcast steht es frei, einen Antrag auf Mittel aus dem Digitalisierungsfonds zu stellen. In weiterer Folge würde die RTR-GmbH evaluieren, ob eine Förderung aus beihilferechtlichen Gesichtspunkten möglich ist", hieß es am Freitag auf Anfrage von ORF.at

Die RTR hat ein Konzept für die geplante Verwendung der Mittel des Digitaliserungsfonds für den Kernzeitraum der Einführung von digitalem Fernsehen entwickelt.

Aus dem Antrag bei der KommAustria geht hervor, dass die Betreiber rund zehn bis 15 Millionen Euro an Investitionen in DVB-H vorgesehen haben.

Basispaket "unter zehn Euro"

Die Mobilfunker sehen vor, ein umfangreiches Basispaket [16 Programme] "zu einem monatlichen Preis, der erschwinglich ist" anzubieten. Dieser werde "sehr wahrscheinlich" unter zehn Euro liegen, so Krammer. Laut Konzept ist vorgesehen, dass die Betreiber 4,50 Euro pro Kunden an Media Broadcast zahlen.

Alexander Koppel, Produktentwickler von Hutchison, zeigte sich bei den angepeilten Nutzerzahlen von Handy-TV "sehr optimistisch". Man wolle rasch die kritische Masse erreichen. Mindestens 200.000 bis 300.000 Gesamtnutzer brauche die Branche schon.

Genügend Hardware vorhanden

Der Kaufpreis der DVB-H-Handys werde laut Krammer auf jeden Fall "kundenfreundlich" sein und jedenfalls im zweistelligen Bereich liegen. "Es wird für ausreichend Geräte von einer breiten Anzahl von Herstellern gesorgt sein", entgegnete Koppel zu Bedenken über die Verfügbarkeit der passenden Hardware.

Von den anwesenden Programmbetreibern hieß es, dass man früher oder später auch speziell konfektionierten Content für Handy-TV entwickeln müsse. Der Aufwand dafür sei riesengroß, weswegen die genauen Modalitäten und etwaige Förderungen noch besprochen werden müssten.

EU-Medienkommissarin Viviane Reding hatte im Sommer die Strategie der Kommission zur Durchsetzung von DVB-H als Standard für Handy-TV veröffentlicht. Die Selbstregulierung der Mobilfunkindustrie habe versagt, so die Kommission.

Media Broadcast demonstriert Offenheit

Dass Handy-TV nun doch noch zu einer breiten österreichischen Lösung kommt, wie es im Vorfeld oft gewünscht wurde, ist durchaus noch möglich.

Wie Egenbauer am Freitag betonte, befinde man sich mit den verbleibenden Mobilfunkern und den Infrastruktur-Dienstleistern in "konstruktiven Gesprächen". Vor allem mit der ORS gebe es eine positive Entwicklung. Auch mit dem gegnerischen Konsortium Mobile TV habe man Gespräche aufgenommen.

"Jeder ist herzlich willkommen", betonte Egenbauer, "Er muss aber akzeptieren, dass die Bedingungen hier für jeden gleich sind."

(futurezone | Nayla Haddad)