UMTS-Nutzer wollen Musik und Downloads
Seit knapp zwei Jahren gibt es die dritte Mobilfunktechnologie UMTS in Österreich und langsam scheint sich abzuzeichnen, was Kunden von UMTS erwarten und fordern.
Wurde zu Beginn vielerorts noch die Videotelefonie als die "Killerapplikation" für 3G promotet, sind die Kunden offenbar weitaus mehr an Downloads aus dem Bereich Musik [Videos, Klingeltöne] und zur Behübschung des Handys durch Wallpapers und Logos sowie an Infotainment interessiert.
So berichtete "3" am Donnerstag, dass seine Kunden 2004 mehr als eine Million Musikvideos heruntergeladen haben. Pro Woche laden die mittlerweile mehr als 200.000 "3"-Kunden außerdem zwischen 8.000 und 10.000 Games herunter, auch Klingeltöne sind gefragt:
Allein für einen Download des Schnappi-Songs zahlen derzeit bei Hutchison 1.000 Kunden pro Woche.
Entsprechend einer Umfrage unter den Usern von futurezone.ORF.at im August 2002 haben sich auch die Sex-Angebote - bereits vor dem UMTS-Zeitalter - auf dem Handy offenbar gut etabliert. Auch hier verzeichnet "3" pro Woche rund 7.000 Downloads von Playboy-Videos. Die mobilkom gibt den Anteil der Sex-Angebote mit 20 Prozent an.
Fuzo-UmfrageVideotelefonie nicht stark gefragt
Neben Musik-Downloads, die bei allen Abietern durchwegs hoch im Kurs stehen, sind auch News-Angebote und Live-TV gefragt. Allerdings differenzieren sich hier die Anbieter ein wenig.
Während die mobilkom austria und "3" neben Textnachrichten auch auf Live-TV und Streams setzen, sieht T-Mobile die Zeit noch nicht reif für Videos. So wird bei T-Mobile auch derzeit keine Videotelefonie angeboten - auch bei "3" macht diese nur einen geringen Teil aus. Große Hoffnungen setzt man dort auf die Kommunikation von Handy zu Webcam.
Das breite Content-Angebot macht sich zudem offenbar bezahlt. Durchschnittlich 60 Euro ARPU [Average Revenue Per User - durchschnittlicher Umsatz pro Kunde] erzielt "3" laut eigenen Angaben, der Anteil der Multimedia- und Datendienste macht inzwischen 20 Prozent aus. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Branchen-ARPU liegt bei 35 Euro.
Tele.ring bietet zwar ebenfalls UMTS an, sieht darin aber eher eine Weiterentwicklung der klassischen Telefonie und legt keinen Wert auf eigene Content-Angebote. In der mobilen Datenübertragung sieht tele.ring den größten Mehrwert von UMTS.
Tele.ring will mehr WertkartenkundenNetzbetreiber nennen keine Zahlen
Die anderen österreichischen Netzbetreiber geben sich bei ihren UMTS-Zahlen teilweise zögerlich bis bedeckt. So weisen weder die mobilkom austria noch T-Mobile ihre UMTS-Kunden explizit aus, auch zum ARPU wollten die Firmen keine Angaben machen. Einzig One, das UMTS seit Oktober letzten Jahres anbietet, gibt seine Kundenzahl mit 10.000 an.
Ein weiterer Trend scheinen - zumindest mittelfristig - die UMTS-Datenkarten zu sein, von denen die mobilkom bis jetzt 15.000 Stück an den Kunden gebracht hat. T-Mobile bietet seine Datenkarten als mobile Alternative fürs Festnetz an und hat laut eigenen Angaben bereits einige tausend Stück davon verkauft.
One konnte noch keine Angabe dazu machen, Hutchison überlegt auf Grund der Nachfrage durch die Kunden ebenfalls die Einführung einer eigenen Datenkarte, sieht aber in Österreich insgesamt nur Bedarf für 100.000 Karten.
Die mobilkom hatte mit ihrer Ankündigung, ab Sommer 2005 mit "UMTS Plus" fast ganz Österreich mit UMTS-Services versorgen zu könne, in der Branche für Aufregegung gesorgt. Die dafür auch eingesetzte Technologie EDGE ist nämlich eine Weiterentwicklung von GSM und die Bezeichnung "UMTS Plus" laut den Konkurrenten "irreführend".
Mobilkom ändert "UMTS Plus"-BezeichnungErnüchterung und Geschäftssuche
In der Branche ist nach der ersten Euphorie mittlerweile eine gewisse Ernüchterung und die Suche nach wirtschaftlichem Erfolg eingezogen.
Hutchison überprüft wöchentlich, was von den Kunden wirklich genutzt wird, und krempelt sein Programm entsprechend laufend um. Die mobilkom versucht mit ihrem EDGE-Ausbau offenbar zuerst ausreichend Kunden für die neuen Datenservices zu interessieren, gleichzeitig kann sie hiermit wohl auch den tatsächlichen Bedarf an weiteren UMTS-Services ermitteln.
One sieht die Zukunft der dritten Mobilfunktechnologie erst jetzt gekommen und T-Mobile glaubt, dass die User von den vielen neuen Technologien der letzten Jahre schlicht überfordert sind. Die Leute hätten sich gerade erst an MMS gewöhnt, meint etwa T-Mobile-Sprecherin Manuela Bruck, deren Firma laut Angaben derzeit 500.000 MMS-Kunden hat.