"Digitale Kluft" verkleinert sich schnell
"Die 'Digitale Kluft' zwischen armen und reichen Bevölkerungen verkleinert sich schnell", verlautbarte die Weltbank am Donnerstag und stellte damit eine kostspielige UNO-Kampagne in Frage, die High-Tech-Telekommunikation in die Entwicklungsländer bringen sollte.
Während sich etwa 1.700 Experten derzeit in Genf zur Vorbereitungskonferenz für den Weltgipfel der Informationsgesellschaft [World Summit on the Information Society, WSIS] im November treffen, präsentierte die Weltbank einen Report über das explosionsartige Wachstum von Telekommunikationsdiensten in armen Ländern.
Demnach entwickelt sich der Zugang der betreffenden Länder um einiges schneller, als es in der Vergangenheit mit neuen Technologien der Fall war.
Wichtiges Thema auf dem Gipfel, der von 16. bis 18. November in Tunis abgehalten wird, ist auch das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit. Am Gastgeberland Tunesien kritisierten vergangene Woche mehr als ein Dutzend internationaler Organisationen den Mangel an Meinungsfreiheit.
Der GipfelAfrika als Wachstumsbeispiel
Die Hälfte der Weltbevölkerung hat mittlerweile Zugang zu einem Festnetzanschluss, bereits 77 Prozent erhalten Zugriff auf ein mobiles Netzwerk.
Damit sei das Ziel einer WSIS-Kampagne bereits überschritten, nämlich bis 2015 50 Prozent Zugang zu erreichen.
Die ITU [International Telecommunication Union] rechnet etwa in Afrika mit einem Boom im Mobilfunkbereich. Bis 2010 sei mit einer Verdoppelung bis Vervierfachung der Handybenutzer zu rechnen.
Die Zahl der Mobilfunk-Teilnehmer hat sich zwischen 1998 und 2003 um mehr als 1.000 Prozent erhöht und 51,8 Millionen erreicht. In Afrika gibt es somit bereits mehr Handy- als Festnetzteilnehmer, deren Zahl Ende 2003 bei 25,1 Millionen lag.
Die UNO hofft, dass die Ausweitung des Zugangs zu Telekommunikationstechnologien in den Entwicklungsländern zu einer Verringerung der Armut und stabileren Demokratien führt.
Handy-Wachstumsmarkt AfrikaBilliggeräte stillen Nachfrage
Im Rahmen des WSIS werden auch einige der ärmeren Länder einen "Digitalen Solidaritätsfonds" für die Errichtung der Infrastruktur fordern, mit der die restliche Lücke geschlossen werden soll.
Um die heftige Nachfrage auf den Märkten, wo Festnetz-Alternativen fehlen, zu stillen, planen nun verschiedene Hersteller Billigprodukte für ebendiese.
Motorola gab etwa auf dem Mobilfunk-Kongress 3GSM bekannt, im Frühjahr ein Mobiltelefon für unter 40 Dollar ausliefern zu wollen.
Motorola wolle in den Monaten April bis September sechs Millionen solcher Handys absetzen. Der GSM-Verband hatte eine Ausschreibung unter 18 Handybauern koordiniert, die sich um Aufträge in
Schwellenländern bemühen.
Auch Nicholas Negroponte, Gründer und Chef des renommierten Media Lab an der US-Eliteuniversität MIT [Massachusetts Institute for Technology], plant zusammen mit dem Chipkonzern AMD die Massenproduktion von Billig-Notebooks für Entwicklungsländer. Er peilt dabei einen Preis von 100 Dollar [77 Euro] an.
Billig-Notebooks für Entwicklungsländer