Poker um den Online-Glücksspielmarkt
Online-Wettanbieter wie die österreichische bwin wurden von der Regierung Bush per Gesetz vom US-Markt verdrängt. Gleichzeitig stand US-Gambling-Unternehmen der europäische Markt offen. Die EU sieht darin eine Verletzung der WTO-Regeln und leitet nun eine Untersuchung besagter US-Regulierungen ein.
Ganz offensichtlich waren die Verhandlungen der EU mit den USA bei der Welthandelsorgansisation [WTO] vom Juli 2007 nur ein Auftakt für mehr.
Die WTO hatte seinerzeit das Vorgehen der Regierung von Präsident George W. Bush für illegal erklärt, US-Kredikartenfirmen Transaktionen mit europäischen Glücksspielanbietern zu verbieten, aber jene von US-Online-Wettanbietern weiterhin zuzulassen.
Die Verdrängung der Europäer
Die Folge waren "Kompensationen" seitens der US-Regierung, das heißt, man machte Zugeständnisse bei anderen offenen Fragen transatlantischer Natur.
Am Montag gab die EU-Kommission nun bekannt, dass sie eine Untersuchung eingeleitet hat, die den rechtlichen Status jener US-Gesetze bewerten soll, durch die europäische Wett- und Glücksspielanbieter vom US-Markt gedrängt wurden.
Die Hunderennen
Nach Verhaftungen durchreisender Manager von Wettanbietern und dem Stopp von Kreditkartentransaktionen hatten bis Ende 2006 praktisch alle europäischen Firmen den nordamerikanischen Markt aufgeben müssen.
US-Anbietern blieb es hingegen erlaubt, Online-Wetten etwa auf Pferde- und Hunderennen anzubieten. Desgleichen steht den US-Unternehmen der europäische Online-Markt weiterhin offen.
EU-Kommission: "Diskriminierung"
Alles zusammen stellt nach Ansicht der Europäer eine Verletzung der WTO-Regeln dar. EU-Handelskommissar Peter Mandelson sprach am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AP von einer "Diskriminierung" der Europäer.
Die hatten einen Gesamtschaden von 100 Milliarden Euro angegeben, der sich offensichtlich aus verlorenen Umsätzen, Verfall des Unternehmenswerts sowie verhängten oder zu erwartenden Strafen zusammensetzt.
Die Verhandlungen
Die Folge dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein weiteres Verfahren vor der Welthandelsorganisation sein. Was wegverhandelt werden soll, ist auch schon absehbar.
Gegen eine ganze Anzahl von Unternehmen, auch gegen die österreichische bwin, laufen Verfahren des US-Justizministeriums wegen deren früheren Aktivitäten in den USA, die betroffenen Unternehmen befürchten empfindliche Strafen.
Und dann ist da noch die US-Finanz, die an den früheren Gewinnen der Gambling-Unternehmen ebenfalls mitschneiden will.
Die konzertierte Aktion
Begonnen hatte der Feldzug gegen Wettanbieter seitens der USA freilich nicht "uiniateral", sondern als konzertierte Aktion der USA, Frankreichs und Deutschlands am letzten Tag des G-8-Treffens im Juli 2006.
Da wurde der auf Durchreise befindliche CEO der britischen BetOnSports in den USA verhaftet. Parallel dazu hatten immer mehr deutschen Bundesländer Verbote für Online-Glücksspiel verhängt, hauptbetroffene Firma war fast immer bwin.
Die Verhaftung der Vorstände
Anfang September wurde der Geschäftsführer der britischen Sportingbet in den USA verhaftet, eine Woche später kamen die Vorstände des börsennotierten heimischen Online-Wettanbieters bwin, Manfred Bodner und Norbert Teufelberger, in Südfrankreich in Haft.
Begründung: Verdacht auf illegales Glücksspiel, denn auch nach französischem Recht ist Online-Gambling verboten.
Die Wertminderung
Bwin musste nach der Einstellung des US-Geschäfts im vierten Quartal 2006 in der Bilanz eine Wertminderung von 515 Millionen Euro verbuchen. Der Rückzug aus den USA kostete das Unternehmen nach eigenen Angaben rund ein Fünftel seiner Umsätze.
Binnen zwei Monaten stürzte das bwin-Papier von 100 auf 14 Euro ab und hat sich davon bis heute [um die 20 Euro] nicht wirklich erholt.
(futurezone | Erich Moechel)