Gespräche in fremde Netze werden billiger
Die Tarife für Gespräche vom Festnetz in Handynetze und für netzexterne Handygespräche werden in den kommenden sechs Jahren schrittweise sinken.
Ein entsprechendes Positionspapier legte heute der Telekom-Regulator Georg Serentschy im Zuge der Umsetzung der EU-Richtlinien vor.
Das Modell sieht die Vereinheitlichung und Absenkung der aktuell unterschiedlichen Mobilfunk-Terminierungsentgelte, die sich Telekombetreiber gegenseitig für die Zustellung von Gesprächen in die jeweiligen Mobilfunknetze verrechnen, bis Anfang 2012 auf unter zehn Cent pro Minute vor.
Es soll den Handynetzbetreibern als Grundlage für die zu führenden Entgelt-Verhandlungen dienen.
Erste Proteste sind bereits eingetroffen. So zeigte sich tele.ring-Chef Michael Krammer in einer ersten Reaktion empört.
"Rund um Ostern" will der Regulator auch die neue Marktdefinition für den Breitband-Internet-Markt vorlegen, der von den Betreibern bereits urgiert wurde. Als Grund für die Verzögerung nannte Serentschy die starke regionale Stellung von Kabelnetzbetreibern, die auch berücksichtigt werden musste. Die Analyse für den Breitbandmarkt mit möglichen Auflagen für die Betreiber werde dann bis Sommer folgen.
Telekoms fordern Breitband-StrategieSanfter Übergang bis 2012
Das "Gleitpfadmodell" sieht eine schrittweise Vereinheitlichung vor und soll den Betreibern einen "sanften" Übergang ermöglichen. Das Modell berücksichtige mit "Schutzfristen" auch den späteren Markteinstieg von Hutchison und tele.ring, so Serentschy.
Die erste Entgelt-Absenkung ist für mobilkom, T-Mobile und One für 1. November 2005 vorgesehen, für tele.ring am 1. Jänner 2006 und für Hutchison spätestens am 1. Juli 2006. Insgesamt sollen 13 Absenkungsschritte erfolgen, die letzte Absenkung findet am 31. Dezember 2011 statt.
Die Höhe des künftig einheitlichen Terminierungsentgelts wird sich an den Kosten des effizientesten Betreibers im Markt orientieren, der auch die Preise diktiert, so Serentschy.
Derzeit bekommt die mobilkom von ihren Mitbewerbern für die Gesprächszustellung 10,86 Cent, T-Mobile 13,18 Cent, One 13,80 Cent, tele.ring 15,99 Cent [ab April 13,80 Cent] und Hutchison 19,62 Cent pro Minute. Im EU-Vergleich liegen die österreichischen Terminierungsentgelte laut RTR im unteren Drittel.
EU fordert Regulierung fürs FestnetzGemischte Reaktionen
Der "überproportionale Vorteil" des Marktführers mobilkom austria werde durch das Modell prolongiert und einzementiert, so Krammer: Auf dieser Basis sei eine Einigung unter den Betreibern über die künftigen Entgelte "unmöglich".
Es sei "erschütternd", dass offensichtlich die Lobbyingmaschinerie der mobilkom stärker sei als die seriösen Berechnungen der Behörde, die binnen weniger Tage offensichtlich total über den Haufen geworfen worden seien.
Auch die mobilkom zeigte sich "nicht wirklich glücklich". Man habe sich eine wesentlich früherer Vereinheitlichung der Entgelte gewünscht, nicht erst bis 2012, so mobilkom-Regulierungsexperte Alexander Zuser.
Außerdem sei der Wunsch der mobilkom, dass es wie in anderen europäischen Ländern bis 2006/07 gleiche Tarife für die größten drei Betreiber am Markt gebe, nicht berücksichtigt worden, so Zuser.
Positiv zu sehen sei, dass der erste Absenkungsschritt mit November 2005 später als ursprünglich erwartet komme. Die Telekom Control Kommission [TKK] habe sich hier sichtlich bemüht, allen Betreibern entgegenzukommen, damit leichter UMTS-Investments getätigt werden könnten.
Für One "guter Kompromiss"
Der drittgrößte österreichische Mobilfunkbetreiber One hat das Positionspapier "guten Kompromiss" bezeichnet. Des Modell sei eine "gute Grundlage für weitere Verhandlungen", meinte One-Chef Jorgen Bang-Jensen in einem Statement.
Nicht einverstanden ist One hingegen mit der Bevorzugung des UMTS-Betreibers Hutchison, der erst Mitte 2006 mit der ersten Absenkung zu rechnen hat.