17.03.2005

ANKÜNDIGUNG

Microsoft steigt ins Werbegeschäft ein

Wie erwartet hat MS-Chef Steve Ballmer beim "MSN Strategic Account Summit" ein eigenes Angebot für bezahlte Sucheinträge namens adCenter vorgestellt.

Doch Microsofts Pläne sind offenbar noch größer. So hat MSN-Vizechef Yusuf Mehdi angekündigt, dass Microsoft [MS] in Zukunft auch Werbung für E-Mails, Handys und bei Fernsehen übers Internet anbieten will. Ein erster Einstieg dazu soll adCenter sein, die dahinter liegende Technologie soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.

Vorerst will Microsoft in der nächsten sechs Monaten damit beginnnen, in Frankreich und Singapur adCenter direkt am Kunden zu testen.

Potenzielle Kunden dafür will Microsoft damit locken, dass diese die gesammelten Daten seiner MSN- und Hotmail-User für die Auswahl der passenden Zielgruppe nutzen können.

Die Such-Plattform stellt den Kunden detaillierte Informationen über einen Großteil ihrer User bereit. So sollen Informationen wie Geschlecht, Alter und Wohnort die Werbung punktgenauer machen.

Infos über Wohnort und Alter

Microsoft will seinen Werbekunden bei adCenter zudem auch detaillierte demographische Infos über jene Leute liefern, die auf die Werbung geklickt haben. Dadurch erhöht sich der Nutzen für den Werber, wenn er erfährt, ob auch die richtige Zielgruppe erwischt wurde.

Laut Mehdi sind die bereit gestellten Informationen über Jahre von Hotmail- und MSN-Kunden gesammelt worden, die dann mit bereits bekannten demographischen Details wie dem Durchschnittseinkommen einer bestimmten Region zusammengeführt wurden.

Dabei nutzte MS laut Angaben die IP-Adressen zur Identifizierung. Namen oder andere Angaben, die zur Identifizierung einzelner Personen führen könnten, sollen bei adCenter nicht bekannt gegeben werden.

AdCenter soll zumindest in Frankreich die Links von Yahoo Search Marketing [vormals Overture], Yahoos Service für bezahlte Suchlinks, ergänzen. Noch könne man aber nicht sagen, was nach dem Auslaufen des Vertrags im Juni 2006 passiere, so Mehdi.

Kritik der Datenschützer

Mit dem System, dass erwartungsgemäß Kritik von Datenschützern hervorruft, könnte MS bei der Online-Suche durchaus zu den Konkurrenten Google und Yahoo aufschließen, die mit ihren Services bereits seit Jahren auf dem Markt sind.

Für Analyst David Garrity von Caris & Co. sind die detaillierten Profile jedoch verdächtig, und auch so manchen Such-Kunden könnte das Feature abschrecken. "Das riecht sehr stark nach Big Brother", so Garrity.

Chris Hoofnagle vom Electronic Privacy Information Center sieht adCenter als Teil des industrieweiten Trends, persönliche Infos in Werbedollars zu verwandeln. Google etwa scannt bei seinem Mail-Service Gmail den Inhalt, um passende Werbung platzieren zu können, und auch Yahoo nutzt persönliche Infos seines Yahoo-Netzwerks, gibt diese allerdings nicht an Dritte weiter.