Mobilmachung gegen GoogleClick

13.03.2008

In Europa formiert sich Widerstand von Online- Werbern und Marketingfirmen gegen die Übernahme des Banner-Weltmarktführers DoubleClick durch Google. David Wood, Kartellrechtsexperte und Anwalt der von Microsoft gesponserten Initiative Icomp, geht davon aus, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Die Entscheidung der EU-Kommission, die Fusion zwischen Google und DoubleClick - den Weltmarktführern bei suchebezogenen Anzeigen sowie jenen bei der Bannerwerbung - zu genehmigen, sei nun einmal Tatsache, sagte Wood am Mittwoch zu ORF.at.

Bemerkenswert an den Untersuchungen sowohl der US-Kartellbehörde Federal Trade Commission [FTC]wie der EU sei deren Dauer und Tiefgang gewesen.

Das komme "nur sehr selten" vor, sagte der in Brüssel ansässige Anwalt und Experte für Kartellrecht der internationalen Kanzlei Gibson, Dunn & Crutcher.

"Im Auge behalten"

Die FTC habe zudem ausdrücklich betont, dass man die weitere Entwicklung nach der Übernahme genau im Auge behalten werde. In der bisher veröffentlichten Presseerklärung der Kommission sei zwar nicht davon explizit die Rede gewesen.

Aber: Was in der Entscheidung selbst genau enthalten sei, werde erst in mehreren Wochen vorliegen, sagte Wood, fest stehe jedenfalls, dass die Begründung sehr umfangreich ausfallen werde.

Antitrust

Und: Es gebe allen Grund zur Annahme, dass sich die EU-Kommission am Prüfungsvorbehalt der FTC orientieren werde, so Wood weiter, der ziemlich genau wissen muss, wovon er spricht. Von 1992 bis 2002 war er in leitenden Positionen für die Antitrust-Abteilung der EU-Kommission tätig.

Nun vertritt er die erst Ende 2007 gegründete Initiative für mehr Wettbewerb auf dem Online-Markt [Icomp], der europaweit mittlerweile 40 Unternehmen angehören, darunter fünf aus Österreich.

Europäische KMUs

Praktisch alle sind mittlere bis kleinere Firmen aus dem Bereich Online-Marketing und -Werbung bis auf eine: Microsoft, der einzige Sponsor und Konkurrent Googles auf dem Online-Anzeigenmarkt.

"Microsoft ist momentan der einzige Sponsor", bestätigte Woods, doch nehme man sehr gern auch weitere Sponsoren an.

Für Unternehmen, welche die Ziele von Icomp - mehr Wettbewerb im Online-Werbegeschäft - unterstützen und am Gedankenaustausch teilnehmen wollten, sei der Beitritt zur Initiative völlig kostenlos.

Konsumentenschutz und Privatsphäre

Neben dem kartellrechtlichen Aspekt der Übernahme sei ein zweiter ebenso wichtig: nämlich die Auswirkungen auf Konsumentenschutz und Privatsphäre.

Nach Woods Ansicht bestünden "keinerlei Zweifel, dass die EU-Kommission beträchtliches Interesse daran hat, dass Daten- und Konsumentenschutzinteressen vollständig berücksichtigt werden".

Die Kommission hatte betont, dass Datenschutzaspekte bei der Entscheidung keine Rolle gespielt hätten, da man sich völlig auf kartellrechtliche Aspekte beschränkt habe.

Weltgrößte Datensammlungen

Mit der Übernahme der führenden Banner-Werbeagentur DoubleClick durch Google werden - mit der Ausnahme von Visa und MasterCard - die weltgrößten Sammlungen personenbezogener Daten zusammengeführt.

Wie detailliert diese sind und wie weit sie bereits mit Namen und Adressen verknüpft sind, ist aufgrund der äußerst restriktiven Informationspolitik beider Unternehmen völlig unbekannt. Man weiß nur, dass Google längst der größte weltweite Betreiber von Datenzentren für "Distributed Computing" ist.

Icomp werde von den Mitgliedern jedenfalls als nachhaltige Initiative angesehen, so Kartellrechtsexperte David Wood abschließend.

Während des gesamten Telefoninterviews vermittelte Wood stets die Botschaft - ohne sie direkt auszusprechen -, dass mit der formalen Absegnung der Übernahme längst noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.

(futurezone | Erich Moechel)