22.04.2005

MARKTMACHT

Mobilfunker scheuen Apples iTunes-Handy

Nach dem Erfolg von Online-Shops für Musik im Netz will die Industrie auch auf Handys Musik überall verfügbar machen.

Apple, Wegbereiter für den digitalen Musikmarkt, soll diesmal nicht mehr im großen Stil dabei sein, berichtet "BusinessWeek". Demnach scheuen sich die großen US-Mobilfunkanbieter, darunter Verizon und Sprint, das von Motorola und Apple entwickelte iTunes-Handy anzubieten.

Sie wollen eigene Shops eröffnen, um sich nicht dem Preisdiktat Apples unterwerfen zu müssen und dem Anbieter einen weiteren Markt zu ebnen. Die Musikindustrie will die Song-Preise zudem der Nachfrage entsprechend gestalten, die 99-Cent-Regel Apples lässt dafür keinen Spielraum zu.

Bei all dem geht es auch um die Frage, wie und wo in Zukunft Musik gekauft und konsumiert wird.

Dominanz verteilen

Als Apple seinen iTunes-Store vor gut zwei Jahren eröffnete, hatte der Computerbauer einen Anteil von drei Prozent am weltweiten PC-Markt. Für die Musikindustrie war das groß genug für einen sinnvollen Testballon und klein genug, um nicht gefährlich zu sein.

Mittlerweile besetzen sowohl iTunes als auch der iPod rund 70 Prozent des jeweiligen Marktes. Und das mit strengen Regeln: Weil Apple sein Kopierschutzsystem [DRM] FairPlay nicht lizenziert und seinen iPod nicht für andere DRM-Systeme öffnet, können nur bei iTunes gekaufte Songs auf dem iPod abgespielt werden [neben MP3s].

Weder der Musikindustrie noch den Mobilfunkern, die selber immer mehr zu Content-Providern werden, liegt daran, diese Marktverteilung auch auf dem Handy zuzulassen.

Ende 2004 hatten 1,7 Milliarden Menschen ein Handy, dieses Jahr soll die Zweimilliardenmarke überschritten werden - dagegen sind laut Apple "nur" rund 15 Millionen iPods im Umlauf.

Content bestimmt den Markt

Da die meisten Handys von den Betreibern gestützt werden und bei den Gesprächstarifen selbst immer weniger Gewinn zu machen ist, erhoffen sich die Mobilfunker mit Content das große Geschäft zu machen.

Beflügelt von den Umsätzen mit Klingeltönen und dem stetig steigenden Absatz von MP3-Playern setzen sie darauf, dass die Kunden immer und überall Musik hören und auch kaufen wollen.

Das iTunes-Handy setzt allerdings voraus, dass die Musik zuerst via PC gekauft und anschließend auf das Handy übertragen wird.

Damit wären die Mobilfunker wieder im Nachteil, die damit auch keine Möglichkeit hätten, ihre teuren 3G-Leitungen an den Kunden zu bringen - und damit Umsatz zu machen.

Sollten die Kunden das iTunes-Handy aber nachfragen, werden die Mobilfunker das Gerät wohl in ihr Angebot aufnehmen.