Frequenzniederlage stärkt Google
Obwohl der Suchmaschinenbetreiber Google bei der US-Frequenzauktion für mobile Breitbanddienste leer ausgegangen ist, sieht die Branche das Unternehmen keineswegs als Verlierer. Die Google-Anleger dürften sogar richtig erleichtert sein, dass das Unternehmen bei seinem Kerngeschäft bleibt.
Schließlich hatte Google schon im Voraus dafür gekämpft, dass der Lizenznehmer das Netz für Geräte und Dienstleistungen von Drittanbietern offen zu halten hat. Bisher konnten Netzanbieter über den Zugang allein entscheiden und dabei Hersteller ihrer Wahl bevorzugen.
Die Tür für Google und sein mobiles Betriebssystem Android, mit dem erste Geräte bis Jahresende erwartet werden, steht also offen. Und damit auch die Möglichkeit, mehr Werbung zu verkaufen.
Auch die Anleger können beruhigt durchatmen und sich keine Sorgen mehr darüber machen, dass Google geschätzte zehn Milliarden Dollar in den Aufbau einer neuen Infrastruktur investieren muss.
Netzaufbau als Risiko
Google hatte 4,713 Mrd. Dollar geboten und wurde damit von Verizon mit 4,74 Mrd. knapp geschlagen. Zwar hätte der C-Block Google durchaus eine stärkere Position auf dem mobilen Markt verschafft - den Zugang erhält Google nun aber trotzdem. Diese Tatsache nährt Spekulationen, dass Google vielleicht auch gar nicht gewinnen wollte.
Die Zeit und vor allem das Geld, das Google dafür hätte aufbringen müssen, wären ein neuer Mühlstein für Googles sinkenden Marktwert gewesen, der allein in diesem Jahr schon rund 37 Prozent [80 Mrd. Dollar] verloren hat. Ein weiteres Sinken des Aktienwerts hätte wohl auch eine demotivierende Wirkung auf die Google-Belegschaft, von der rund 17.000 Angestellte mit Aktien beteiligt sind.
Die Börse nahm den Misserfolg Googles am Donnerstag auf jeden Fall positiv auf, die Google-Aktie legte leicht zu und schloss bei 433,55 Dollar.
19,6 Mrd. Dollar erlöst
Die sechs wertvollsten Lizenzen im C-Block hat nun die Nummer zwei auf dem US-Mobilfunkmarkt, Verizon Wireless, ergattert. Konkurrent AT&T kam ebenfalls zum Zug, allerdings in kleinerem Umfang.
Mit der Versteigerung von Mobilfunklizenzen hat die US-Regierung deutlich mehr eingenommen als ursprünglich erwartet. Bei der Auktion seien 19,6 Mrd. Dollar erlöst worden, sagte der Chef der Telekommunikationsbehörde FCC, Kevin Martin, am Dienstagabend in New York nach dem Ende der zwei Monate dauernden Versteigerung.
Google sieht Sieg für Konsumenten
Google gratulierte Verizon in einer ersten Reaktion und betonte, dass das ein Sieg für die Konsumenten sei. "Die Konsumenten sollten schon bald eine neue Internet-ähnliche Freiheit genießen, das meiste aus ihren Mobiltelefonen und anderen drahtlosen Geräten herauszubekommen", erklärten die Google-Berater Richard Whitt and Joseph Faber in einem Blog-Eintrag.
Auch Analysten sehen den Ausgang der Auktion nicht als Niederlage für Google. Zwar seien die Frequenzen durchaus interessant, aber kein "Must-have" gewesen.
Kampf an mehreren Fronten
Google muss sich im Moment um andere Dinge sorgen: Die angespannte wirtschaftliche Situation in den USA lässt auch einen Rückgang der Werbeausgaben erwarten. Das bisher galoppierende Gewinnwachstum Googles könnte dadurch gebremst werden.
Zudem muss das Unternehmen die bisher größte Übernahme seine Firmengeschichte - den Kauf des Werbevermarkters DoubleClick für 3,2 Mrd. Dollar - verdauen und die beiden Unternehmen zusammenführen.
Microsoft will Yahoo
Auch die Konkurrenz schläft unterdessen nicht: Der Software-Konzern Microsoft will Googles Dominanz auf dem Suchmarkt mit der Übernahme von Yahoo brechen.
Aufträge für Netzwerkausrüster
Als weitere Gewinner aus der Auktion dürften außerdem Hersteller von Netzwerk-Equipment hervorgehen. Laut Analysten dürfen diesen durch den Ausbau der Infrastruktur mit Aufträgen im Wert von neun Milliarden Dollar in den kommenden Jahren rechnen.
Traditionelle Anbieter wie Ericsson, Alcatel-Lucent, Nortel, Nokia Siemens und Motorola bekommen dabei verstärkt Konkurrenz durch die asiatischen Herausforderer Huawei und ZTE, die die Preise drücken.
Neue Dienste auf Basis von LTE?
Weder Verizon noch AT&T haben sich bisher dazu geäußert, auf welcher Technologie ihre neuen Netzwerke basieren sollen, für die mobilen Breitbanddienste könnte aber der UMTS-Nachfolger LTE [Long Term Evolution] zum Einsatz kommen. Mit dem kommerziellen Einsatz dieser Technologie ist aber vor 2010 nicht zu rechnen, weshalb sich auch die Kosten dafür schwer schätzen lassen.
Die Frequenzen werden Anfang 2009 von Rundfunksendern zurückgegeben, die auf digitalen Betrieb umstellen.
(futurezone | AP | Reuters)