Kannibalen auf dem Mobilfunkmarkt
T-Mobile klagt One-Tochter Yesss. Hutchison 3G [3] klagt tele.ring. A1 musste nach mehreren Klagen seinen "UMTS Plus"-Tarif umbenennen. Im Match um den billigsten Minutentarif Österreichs hat nach "3" und tele.ring nun One [Yesss] die Nase vorn.
In diese mittlerweile doch recht feindselige Umwelt eines "gesättigten" Markts startet am Dienstag mit uboot.com der achte Handyanbieter. Oder als Nummer siebeneinhalb, denn uboot.com ist weder Netzbetreiber noch ein echter "Virtual Mobile Network Operator".
Anstatt als Untermieter wie Tele2 im Netz von One wird uboot.com als "Branded Reseller" antreten, denn verkauft wird ein Angebot von tele.ring. Also wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem von "3" gerichtlich angefochtenen "Formel 10"-Tarif von tele.ring basieren.
Klage gegen Entsperr-Kurs
T-Mobile hat gegen den Diskonter Yesss Klage eingebracht, weil
dieser T-Mobile-Kunden zum "Rechtsbruch" auffordere. Auslöser sind
Informationen auf der Homepage von Yesss, wie Handys kostenlos oder
für wenige Euro entsperrt werden können. T-Mobile untersagt Kunden
mittels einer Klausel in den Verträgen, ihre Handys selbst zu
entsperren.
Der Verfall der Minutenpreise
Bei den Gesprächsminuten hat das Match Yesss gegen tele.ring die Minutenpreise so in Mitleidenschaft gezogen, dass hier praktisch kein Spielraum mehr nach unten ist. Binnen Tagen fiel die Preisgrenze von 13 auf zehn und dann auf neun Cent pro Minute in alle Netze.
Dort, wo der Preisverfall noch nicht vorbeigekommen ist, gibt es allerdings durchaus noch etwas zu kannibalisieren.
Das junge, aber durchwegs profitable Geschäft mit Klingeltönen und Handyspielen, wie es hier zu Lande sms.at und andere betreiben, ist als Nächstes an der Reihe. Bei Preisen von zwei Euro pro Klingelton und fünf für kleine Games sind bei sehr wenig Aufwand im Absatz hier noch echte Margen drin.
Als Betreiber einer gut besuchten Community-Website für mobile Telefonisten wie uboot.com ist man für ein Bündel aus niedrigem Minutentarif und einem SMS-Sonderangebot kombiniert mit Tiefpreis-Angeboten für Klingeltöne und Games gut aufgestellt.
Uboot.com geht unter die Mobilfunker"Schwarzfunk" in Deutschland
In Deutschland agiert uboot.com unter der Marke "Schwarzfunk" bereits als "Branded Reseller" des Mobilfunkers E-Plus [KPN]. Mit dem Namen "Schwarzfunk" und dem Bildnis eines Graffiti-Sprayers auf der Homepage flirtet uboot.com hier ebenso mit dem Rande des Legalen, wie es Yesss mit der Entsperrungsmasche tut.
Die Preise von "Schwarzfunk" liegen am untersten Rand des deutschen Markts, auf dem noch deutlich mehr Spielraum für Diskonter ist. Mit 25 bzw 35 Cent pro Minute wie in Deutschland brauche man hier zu Lande freilich nicht mehr kommen, heißt es bei uboot.com auf Anfrage von futurezone.ORF.at. Die SMS kosten bei "Schwarzfunk" zwölf bzw. 15 Cent, bis auf weiteres gibt es 50 Stück gratis, wenn man sie von der uboot-Website schickt.
Über die Zahl der abgesetzten SIM-Cards will man bei Yesss nichts Genaueres sagen, als dass der Verkauf gut laufe. Geschäftsführer Josef Mayer sagt lieber, was sich nicht so gut verkauft: nämlich die Handys, die man ohnehin nicht primär absetzen wolle. Anders als bei den SIM-Cards halte sich die Nachfrage nach Handys in Grenzen. Das spreche deutlich für das [Entsperr-]Konzept von Yesss.
Diskonter wie easyMobile, die in Großbritannien äußerst erfolgreich sind, stehen nach Markteinschätzungen vor dem Durchbruch in Europa. Bereits 2008 soll nach den Erwartungen der dänischen Telekom-Marktforscher Strand Consult fast ein Fünftel des europäischen 130-Mrd.-Euro-Marktes in den Händen der Discounter sein.
Diskonter vor dem Durchbruch