Microsoft greift PDF-Format an
Microsoft will, wie angekündigt, in der nächsten Windows-Version "Longhorn" mit einem eigenen Dokumenten-Standard starten, der in direkter Konkurrenz zum PDF-Standard des Softwarehauses Adobe steht.
"Metro", so der Name des Produkts, soll die Basisfunktionen von PDF [Portable Document Format] beherrschen: das Ansehen von Dateien, die vorher im Metro-Format gespeichert wurden, ohne das ursprüngliche Programm dazu zu benötigen.
Damit greift Microsoft direkt Adobe an - doch beide Unternehmen spielen die Aktion herunter. "Die Überschneidungen ergeben sich bloß an der Basis", meint Gregg Brown, der zuständige Microsoft-Manager für Metro. "Metro und PDF bieten ähnliche Funktionen, doch PDF kann noch viel mehr."
Adobe wiederum ist der Meinung, dass der Microsoft-Schritt zu erwarten gewesen war und dass es weiterhin viel Platz für Produkte von Drittherstellern gebe.
Kontrolle eines Dokumentenformats
"Ich bin sicher, die Enttäuschung bei Microsoft über den Erfolg
von PDF ist groß", meint Michael Gartenberg, Analyst bei Jupiter
Research. "Microsoft versteht die Macht, die durch die Kontrolle
eines wichtigen Dokumentenformats entsteht."
Änderung der MS-Druckmethode
Mit Metro will Microsoft zwei Ziele erreichen. Erstens sollen in jedem beliebigen Windows-Programm Dateien im Metro-Format gespeichert werden können, um sie später auch ohne das dazugehörige Programm betrachten zu können. Zweitens will Microsoft seine Drucker-Softwarearchitektur umstellen und Daten im gleichen Format ohne Umwandlung an Drucker schicken können, wie sie auch am Bildschirm angezeigt werden.
Analyst Gartenberg ist der Meinung, Microsoft wird selbst bei diesen Basisfunktionen Mühe haben, Metro als allgemeingültigen Standard zu implementieren. "Wieso sollte jemand diesen Standard PDF vorziehen? Adobes PDF ist ein bekanntes, ausgereiftes Produkt, das sich derzeit in seiner siebenten Version befindet. Es gibt Software nicht nur für Windows und Mac OS, sondern auch für Linux, für Handhelds und Smartphones."
Weniger Speicherplatz
Microsoft hatte schon einmal versucht, ein allgemeines
Dokumentenformat einzuführen - Xdocs im Jahr 2002. Metro soll neben
den gleichen Basisfunktionen auch einige Features bieten, die in PDF
so noch nicht implementiert wurden. So sollen Metro-Dokumente
weniger Platz verbrauchen, weil nach Datenwiederholungen gesucht
wird. Ein Hintergrundbild, das beispielsweise auf allen 20 Slides
einer Powerpräsentation erscheint, wird so nur ein Mal gespeichert.
Darüber hinaus werden bei Schriftarten nur diejenigen Zeichen gespeichert, die auch im Dokument verwendet werden. Während das beim westlichen Alphabet wenige Vorteile bringt, könnten sich bei japanischen und chinesischen Dokumenten beachtliche Platzeinsparungen ergeben.