11.05.2005

REVIEW

Apples "Tiger" fährt seine Krallen aus

Seit 29. April ist die neueste Version von Apples Unix-basiertem Mac OS X 10.4 unter dem Namen "Tiger" im Handel erhältlich.

Steve Jobs nennt "Tiger" das innovativste und sicherste Desktop-Betriebssystem und ist sich zudem sicher, dass die Konkurrenz verzweifelt versuchen wird, dieses zu kopieren.

Damit ist wohl vor allem Microsoft gemeint, dessen Windows-XP-Nachfolger "Longhorn" vor Ende 2006 nicht erwartet wird. Die wichtigsten Neuerungen, die Microsoft für Longhorn angekündigt hat, bringt "Tiger" bereits mit sich.

Die auffälligsten der rund 200 beworbenen Neuerungen überzeugen im Test durchaus. Optisch hat sich seit "Panther" nicht allzu viel verändert, einen zentralen Platz rechts oben im Finder nimmt die umfassende Suchtechnologie "Spotlight" ein.

Benutzerfreundlichkeit als Devise

Die aus iTunes bekannte Suchfunktion wurde ins Betriebssystem und Anwendungen wie Mail, Adressbuch, Finder und Systemeinstellungen integriert.

"Spotlight" durchsucht dabei in Echtzeit, schon während der Eingabe eines Begriffs werden entsprechende Ergebnisse angezeigt. Über Inhalt oder Metadaten werden E-Mails, Bilder, PDFs und andere Dokumententypen aufgespürt - in Zeiten des Daten- und Informationsüberflusses mitunter mehr als hilfreich.

Eine weitere Neuerung ist das "Dashboard", das mit Hilfsprogrammen ["Widgets"] oft verwendete Internet-Anwendungen auf den Desktop bringt. "Tiger" bringt 14 Widgets mit sich, Wetterberichte, Währungsrechner, Aktienkurse, Wörterbuch, Zeitzonenrechner und Gelbe Seiten sind einige, das Angebot an Freeware-Widgets wächst täglich.

Der Nutzer kann sich damit quasi ein Flugzeug-Cockpit basteln, dessen Instrumente auf die eigenen Bedürfnisse angepasst, sind und erhält einen aktuellen Überblick, ohne dafür den Browser öffnen zu müssen.

Der Safari-Browser wurde in der Version 10.4 des Betriebssystems um einen RSS-Reader erweitert, sodass sich der Nutzer aus mehreren Feeds ein personalisertes News-Angebot zusammenstellen kann. Neu ist auch der Apple-Mediaplayer Quicktime in der Version 7 mit Unterstützung des H.264-Codecs für eine deutlich bessere Bildqualität. Das kommt auch in iChat zur Geltung, wo Videokonferenzen mit bis zu vier Teilnehmern ermöglicht werden.

Service für Umsteiger

Wer bereits Mac OS X in Verwendung hat, wird am Upgrade auf "Tiger" gewiss Freude finden. PC-Usern, die mit einem Wechsel zu Mac liebäugeln, bietet Apple in den Systemeinstellungen eine Art Übersetzungstool für Begriffe aus der Windows-Welt.

Laut Hersteller ist das Upgrade für alle G3-, G4- und G5-Systeme mit integrierter FireWire-Schnittstelle und einem Minimum an 256 MB RAM möglich. Echte Freude werden vor allem Nutzer älterer Rechner mit "Tiger" wohl erst ab etwa einem GB RAM haben.

Wie bei jedem Upgrade sollte das neue Betriebssystem nicht überstürzt installiert und das System entsprechend vorbereitet werden: Dazu gehören etwa das Durchführen der Ersten Hilfe und das Reparieren der Zugriffsrechte, die Erstellung von Back-ups, die Firmware-Aktualisierung, das Abstecken externer Geräte sowie die Aktualisierung aller Programme auf Tiger-kompatible Versionen.

Erste Probleme

In den letzten Tagen wurden in den Medien auch einige Probleme mit "Tiger" bekannt. Wie "CNet" berichtet, könnten etwa bösartig programmierte Widgets, die sich selbst installieren, Schaden anrichten. Deshalb empfiehlt es sich, die automatische Installation in den Safari-Einstellungen zu deaktivieren.

Weitere bekannte Probleme betreffen etwa SCSI-Erweiterungskarten und das "Apple Filesharing Protocol" über Apple Talk, das von "Tiger" nicht mehr unterstützt wird.