Biometrie-Aufklärung für Kinder
Süß, lehrreich und charmant: "Bert, der Biometriebär" soll den Kindern der EU beibringen, wie man seine Tatzen so auf den Fingerabdruck-Scanner legt, so dass der Große Bär nicht böse wird.
Die EU-Kommission will mit einer bunten und lehrreichen Informationskampagne die Vorurteile junger Bürger gegenüber den neuen Kontrolltechnologien abbauen.
"Biometrie geht alle an", sagte Josef Staehlin, Sprecher der Abteilung für Spaß, Vergnügen und postdemokratische Gesellschaftsstrukturen, auf einer Pressekonferenz am Montag in Brüssel. "Schließlich sollen auch schon Sechsjährige demnächst erkennungsdienstlich behandelt und ihre Fingerabdrücke in die zentrale Biometriedatenbank der Union eingespeichert werden, wenn ihre Eltern für sie einen Reisepass beantragen."
Ein Dienst für Bären
Um den Kleinen die Angst vor der totalen Erfassung ihrer Identifikationsmerkmale zu nehmen, haben sich Staehlin und die britische Grafikerin J. Edna Hoover von der Londoner Agentur Blackberija eine tolle Aktion einfallen lassen.
In vielen bunten Comics und Anime-Videos werden Bert, der Biometriebär, und seine süßen kleinen Freunde den Kindern in der ganzen EU erklären, wie wichtig es ist, dass der Große Bär immer weiß, wo der Kleine Bär ist, was er macht, welche Dateien er gerade runterlädt, und was er so denkt.
Staehlins Assistentin Avril Primero hat die Filme schon ihren Kindern gezeigt: "Bert kommt besser an als jedes Pokemon. Immerhin ist er ein Bär!"
Bert, der Bär: Biometrie tut gar nicht weh!
Allgegenwärtig und unsichtbar
"Der Große Bär ist unsichtbar, aber doch immer anwesend", erklärt Hoover das grundlegende Konzept der Show. "Das gibt Sicherheit und Selbstvertrauen."
In der ersten Folge der informativen Fernsehspots, die von namhaften Industriepartnern gesponsert werden, muss Bert seine weiche Tatze auf das biometrische Lesegerät legen.
"Erst hat er Angst davor, weil die Glasplatte so kalt ist", sagt Staehlin und streicht sich belustigt über den Schnauzbart, "aber dann mag er es, weil es gar nicht wehtut und alle seine Freunde mitmachen. Schließlich lässt sich auch Bert registrieren, und der Große Bär ist mit ihm sehr zufrieden und schenkt ihm einen Schlecker."
Wunibald, das Wiesel
Berts Freunde, das sind Frank, der Fink, der alle irgendwie auffälligen Tiere inklusive der eigenen Eltern und der Eier seiner noch nicht geschlüpften Geschwister eifrig an den Großen Bären verpfeift, sowie Wunibald, das Wiesel, ein kuscheliger Geselle, der den Kindern auf unterhaltsame Art den Unterschied zwischen den Aufbewahrungsanstalten erklärt, in die diejenigen kommen, die nicht tun, was der Große Bär sagt: "Bootcamp ist für kleine Bären, Erholungslager für die großen!" Wunibald singt dazu ein lustiges Lied, das es auch auf Speichermodulen für den heimischen Televisor zu erwerben gibt.
"Meine Lieblingsszene ist die, in der Galvano, der Elektrofrosch, erklärt, wie ein Taser funktioniert", sagt Staehlin. "Er tanzt den Quickstep!", ergänzt Hoover amüsiert. Aus Italien, dem Heimatland von EU-Justizkommissar Franco Frattini, kommt auch Ugolino, der kleine Uhu. "Der muss den Iris-Scanner testen", verrät Referentin Erika Mielek von der an der Konzeption beteiligten Abteilung für Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit, "denn ohne Iris-Scan darf bei uns keiner mehr fliegen."
Aber mit Bert und seinen Freunden sollen nicht nur unbegründete Ängste abgebaut, sondern auch vorbildliche Verhaltensweisen im Alltag trainiert werden. "Die Kinder lernen, dass Bert gerne teilt", sagt Mielek, "beispielsweise seine persönlichen Daten mit Eddie Eagle, seinem Spielkameraden aus den USA." Staehlin unterstreicht: "In einer globalisierten Wissensgesellschaft ist das die ehrlichste Form von Völkerverständigung."
Website live zum 1. April
Die Website mit Bert und seinen kleinen Freunden soll zum 1. April 2009 online gehen. "Eine besondere Attraktion ist Erwin, das Eichhörnchen, dem die Kinder live dabei zusehen können, wie er Telefon- und Internet-Verbindungsdaten sammelt", so Josef Staehlin. Auch Mielek freut sich schon: "Der ist so possierlich, unser Erwin! Und so gescheit! Der findet Mama und Papa immer, egal wo sie sich aufhalten!"
(futurezone/Günter Hack)