Warner plant Pauschalgebühr für Musik
Der Musikkonzern Warner Music will künftig Musik gemeinsam mit dem Internet-Zugang verkaufen. Gegen eine monatliche Gebühr sollen Musik-Files heruntergeladen, getauscht und ohne Einschränkungen weitergegeben werden dürfen.
Zur Umsetzung der Pläne hat Warner Music den Industrieveteranen Jim Griffin engagiert, berichtet das US-Wirtschaftsmagazin "Portfolio". Griffin, der sich seit Jahren für eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz starkmacht, soll auch andere Musikkonzerne und Labels für die Idee begeistern, Lizenzen aushandeln und ein Unternehmen aufbauen, das sich um die Verteilung der durch die Gebühr eingenommenen Gelder kümmern soll.
Anders als bei Abomodellen, die gegen eine monatliche Gebühr lediglich den Zugriff auf Musikrepertoires gewähren, sieht der Plan von Warner Music die uneingeschränkte Nutzung der Files vor. Die Gebühr könnte nach Angaben des Magazins rund fünf Dollar betragen und gemeinsam mit dem Internet-Zugang abgerechnet werden.
"Wir wollen die Anarchie des Internets monetarisieren", sagte Griffin dem Magazin. Es sei an der Zeit, Musik nicht mehr als Produkt, sondern als Service zu begreifen. Die Einnahmen aus der Pauschalgebühr könnten sich laut Griffin auf bis zu 20 Milliarden Dollar pro Jahr belaufen.
"Ausdruck der Verzweiflung"
Warner Musics Entscheidung, den Industriekritiker Griffin zu verpflichten, sei ein Ausdruck der Verzweiflung der Tonträgerindustrie, die in weniger als zehn Jahren ein Drittel ihrer Umsätze verloren hat, urteilte das Magazin.
Zuletzt hatten auch die Musikkonzerne Sony BMG und Universal Flatfee-Modelle angekündigt. Dabei sollen Nutzer gegen eine monatliche Gebühr oder gegen einen Aufpreis für Handys und Musik-Player Musik nutzen dürfen.
Nach dem Auslaufen der Abos erlischt jedoch auch der Anspruch auf die Nutzung der Musik. Bisher fristeten Abomodelle, die unter anderem von Napster und Rhapsody angeboten werden, jedoch ein Schattendasein auf dem Online-Musikmarkt
"Musiksteuer"
Kritiker sehen in der von Warner Music forcierten Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz eine neue "Musiksteuer". Internet-Nutzer zum Kauf von Musik zu zwingen sei keine Lösung für die Probleme der Musikindustrie, sagte Michael Arrington von Techcrunch.
Eine Pauschalgebühr für Musik ließe sich nur über ein von der Regierung geduldetes Kartell umsetzen, meinte Dave Barrett von Akamai gegenüber "Portfolio".
Griffin wies die Kritik zurück. An staatliche Einflussnahme sei nicht gedacht, sagte Griffin: "Wir wollen eine Verwertungsgesellschaft für das digitale Zeitalter schaffen."
Gebühr statt Kriminalisierung
Eine Pauschalgebühr für Musik aus dem Netz wird seit Jahren als Alternative zu den Klagen der Musikindustrie gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet diskutiert. Zuletzt machte sich auch die Internet-Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation [EFF] für eine pauschale Abgeltung der Musiknutzung im Netz stark.
Auch der Musikmanager Peter Jenner und der Berater Gerd Leonhard sprachen sich im vergangenen Jahr in Interviews mit ORF.at für eine Gebühr für Netzmusik aus. Eine Flatrate für Musik aus dem Netz sei "unabdingbar", sagte Leonhard: Es werde keine andere Möglichkeit geben, die drei Milliarden Leute in digitalen Netzwerken zum Bezahlen von Inhalten zu bewegen.