Web-Fitness: Ab 25 geht's bergab

02.04.2008

Internet-Nutzer surfen mit dem Alter langsamer, und die Online-Orientierung fällt schwerer. Das stellte nun der Web-Usability-Guru Jakob Nielsen fest. Demnach lässt die Online-Leistungsfähigkeit schon ab dem 25. Lebensjahr um jährlich 0,8 Prozent nach.

Usability-Experten versorgen Webdesigner mit zahlreichen Richtlinien zur zielgruppenspezifischen Gestaltung von Websites für Kinder, Teenager und Senioren. Dazwischen liegt die wohl größte Anwendergruppe von Personen zwischen 25 und 60 Jahren, oft als "Mainstream Users" bezeichnet.

Online-Alterung startet mit 25

Usability-Guru Nielsen untersuchte nun die Entwicklung der Online-Fähigkeiten und des Web-Verhaltens von Internet-Nutzern im Alter von 25 bis 60 Jahren und kam dabei zu dem Ergebnis, dass der Online-Alterungsprozess bereits mit 25 Jahren einsetzt.

Je älter ein Nutzer sei, desto länger benötige er, sich auf einer Website zurechtzufinden und gesuchte Informationen auszulesen, so Nielsen.

Nielsen ist Schriftsteller, Redner und Berater im Bereich Software- und Webdesign-Usability. Er war unter anderem bei IBM und Sun beschäftigt und hat schon früh die Bedeutung von Hypertext erkannt.

0,8 Prozent Leistungsverlust pro Jahr

In Zahlen ausgedrückt, lassen die Online-Fähigkeiten damit laut Nielsens Untersuchungen pro Jahr um 0,8 Prozent nach. Ein 40-Jähriger brauche demnach für dieselbe Aufgabe um etwa acht Prozent länger als ein 30-Jähriger, so Nielsen. Ein 50-jähriger Netznutzer benötige durchschnittlich nochmals um zirka acht Prozent mehr Zeit, schreibt der Usability-Experte, der auch explizit darauf hinweist, dass die von ihm festgestellte Verlangsamung im Zehnjahresabstand linear vor sich gehe, nicht exponentiell, wie man annehmen würde - allerdings ohne dafür eine direkte Erklärung zu geben.

Besonders der Zeitaufwand erhöht sich, ältere Nutzer brauchen länger, um Websites zu verstehen, den Text zu lesen und die benötigten Informationen zu extrahieren. Auch das Navigieren fällt älteren Usern schwerer als jungen.

Der langsame Online-Verfall geht dabei Hand in Hand mit dem physischen Alterungsprozess des Körpers, der ebenfalls mit ungefähr 25 Jahren beginnt. Die kognitiven Fähigkeiten, die Sehschärfe, die Reaktionszeit und die Geschicklichkeit lassen nach, man benötigt mehr Zeit für die gleichen Denkaufgaben, und auch die Gedächtnisleistung beginnt abzunehmen.

Beschleunigter Leistungsabfall ab 60

Zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr nimmt die Online-Leistungsfähigkeit weiter dramatisch ab. Die "grauen Online-Panther" dieser Altersgruppe sind um durchschnittlich 74 Prozent langsamer als ein 35-Jähriger.

Einstiegszeitpunkt

Doch nicht nur der Alterungsprozess, sondern auch das technologische Umfeld, in dem der Nutzer aufgewachsen ist, spielt eine Rolle. Ein 50-jähriger Internet-User nutzt das Netz vielleicht erst, seitdem er 40 Jahre alt ist, ein 30-Jähriger ist schon im Alter von 20 eingestiegen.

Wird das Netz von Kindesbeinen an genutzt, könnten sich die Alterseinbußen der Online-Fähigkeiten in Zukunft daher bei 0,5 Prozent pro Jahr einpendeln, schätzt Nielsen.

Keine besonderen Design-Anforderungen

Nach Nielsens Einschätzung sind auch nach Kenntnis der Online-Alterung weiterhin keine besonderen Usability-Richtlinien für diese größte Nutzergruppe nötig. Beachte man die grundsätzlichen Empfehlungen für den Website-Aufbau, würden auch die 25- bis 60-Jährigen bestens bedient.

Abseits vom Webdesign stehen unterdessen die Internet-Nutzer vor der Herausforderung, den Leistungsschwund aufzuhalten.

Die Grundlagen des Webdesigns

Die Grundlagen des Webdesigns liegen laut Nielsen in der einfachen Bedienung, guten Suchtools, wenig Fachjargon und der Berücksichtigung des Designs, bevor auch nur eine Zeile Code programmiert wird.