Zucker für Intels Classmate
Die OLPC-Community hat eine Live-CD des Betriebssystems des "100-Dollar-Laptops" XO samt der Oberfläche Sugar erstellt. Die CD läuft mit kleinen Anpassungen auf Maschinen der ersten Generation von Intels Bildungsrechner Classmate. Eine Demonstration.
Der XO der gemeinnützigen Initiative "One Laptop per Child" [OLPC] bietet für seine Benutzer eine auf Fedora-Linux aufgesetzte Oberfläche namens Sugar. Diese ist seit kurzem nicht nur auf dem XO nutzbar.
Weil der deutsche Ingenieur Wolfgang Rohrmoser keine Aussicht auf einen eigenen XO für die Mitarbeit an der XO-Community hatte, hat er eine Live-CD mit Sugar erstellt, die nun fast auf jedem PC einsetzbar ist - auch auf dem XO-Konkurrenten Classmate [erste Generation] von Intel, der sich zu Testzwecken gerade in den Redaktionsräumen von futurezone.ORF.at befindet.
Zusammen mit Aaron Kaplan von OLPC Austria hat sich ORF.at angesehen, wie sich Sugar auf dem Classmate verhält - bis auf Abstriche bei der Nutzung durch die deutlich geringere Auflösung des Classmate im Vergleich zum XO konnte Sugar auch auf dem Classmate überzeugen.
Die Hardware-Austattung des Classmate
Für die Nutzung der Live-CD auf dem Classmate, aber auch seinem kommerziellen Gegenstück Eee PC braucht man ein externes CD/DVD-Laufwerk - oder man erstellt sich von der Software einen bootfähigen USB-Stick. Booten von USB ist jedenfalls auf beiden Geräten möglich.
Deutlich geringere Auflösung
Der geteste Classmate hatte 256 MB RAM zur Verfügung - im ersten Anlauf zu wenig, damit sich das gesamte OS in den Speicher laden konnte. Der Eintrag "Bootoption lb_symlinks=64M" ließ Sugar schließlich aber doch auf dem Classmate in Erscheinung treten, wenn auch mit etwas Wartezeit, musste doch der Classmate zuerst alle Daten in seinen Arbeitsspeicher schaufeln.
Statt der vom Classmate eigentlich offerierten Auflösung von 800 mal 480 Pixeln standen unter Sugar allerdings nur 640 mal 480 Pixel zur Verfügung. Auch die Schrift war für diese Verhältnisse zu klein eingestellt [XO: 200 dpi].
Abseits davon sind vom Start weg alle Ressourcen des Classmate auch mit dem XO-OS nutzbar: LAN, WLAN, Tonausgabe, Mikrofon konnten problemlos angesprochen werden, nur eine Kamera hat der Classmate der ersten Generation noch nicht.
Mitmachen erwünscht
Wer sich an der Adaptierung von Sugar für weitere Hardware beteiligen will, kann mit OLPC Austria über deren Mailinglist und über devel@lists.laptop.org auch mit der Developer-Liste in Kontakt treten.
Sugar auf der Bremse
Im Vergleich zum vorinstallierten Windows fühlte sich Sugar auf dem Classmate deutlich schneller an, auch wenn die gesamte Software eigentlich für den XO optimiert wurde und dort mehr als zufriedenstellend läuft.
Ein echtes Problem stellte streckenweise die deutlich niedrigere Auflösung des Classmate im Vergleich zum XO dar. Letzterer bietet nämlich ein Display mit einer Auflösung von 1.200 mal 900 Pixeln. Nicht alle Anwendungen waren mit der Classmate-Auflösung nutzbar, der Sugar-Hauptschirm etwa wurde nur zu knapp zwei Dritteln gezeigt, wodurch manche Anwendung ins optische Nirvana abdrifteten.
Während der XO zudem ein selbstreflektierendes Display hat, nutzt Intels Classmate einen LCD, der bei Sonnenschein deutlich schlechter lesbar ist.
Erst für die zweite Generation des Classmate hat Intel die bereits jetzt im XO verfügbare Mesh-Funktion angekündigt.
Hardware vergleichbar, Nutzung nicht
Für Aaron Kaplan hat der Classmate zudem noch einen weiteren Nachteil: den integrierten Lüfter. "Solche beweglichen Bauteile können leicht kaputtgehen."
Abseits davon sei die Hardware-Ausstattung des Classmate mit dem XO durchaus vergleichbar, nicht zuletzt bei der "Größe" der Tastatur, auch wenn sich der Classmate lange nicht so schnell anfühle wie von Intel versprochen, so Kaplan.
Trotzdem sei der XO für die eigentliche Zielgruppe, Kinder in Entwicklungsländern, durch seine spezifischen Eigenschaften - geringer Energieverbrauch, spezielles innenreflektierendes Display [auch bei strahlendem Sonnenlicht lesbar], keine beweglichen Teile - deutlich besser geeignet als Intels Angebot, ist Kaplan überzeugt.
(futurezone | Nadja Igler)