123people will hoch hinaus
Die Suche im Internet und speziell die Suche nach Personen spielen im Zeitalter von Sozialen Netzwerken eine größere Rolle denn je. Personensuchmaschinen erleben einen Boom, und mit 123people.com gibt es seit wenigen Monaten auch die österreichische Variante eines solchen Suchangebots - mit internationalen Ambitionen.
Das in Wien entwickelte Portal durchsucht in Echtzeit Soziale Netzwerke, andere Suchmaschinen, auf Bilder oder Kurztexte spezialisierte Portale wie Flickr und Twitter, die Online-Enzyklopädie Wikipedia und Telefonbücher nach öffentlich verfügbaren Informationen über eine Person.
Die Nachfrage von Nutzerseite ist da. "Der Start war überwältigend", so 123people-Geschäftsführer Stefan Kalteis im Gespräch mit ORF.at. Das Start-up freue sich aber nachhaltig, dass der Traffic auch weiter gewachsen sei.
Rund 300.000 Besucher habe 123people im ersten Monat verzeichnet, im zweiten Monat sogar um bis zu 40 Prozent mehr. "Nach dem Launch haben wir viel im Hintergrund gemacht, etwa die Übersetzung in sechs Sprachen", sagte Kalteis.
Nächster Schritt: Internationalisierung
Das gute Feedback habe die Betreiber nun bestärkt, aggressiv die Internationalisierung voranzutreiben. Im Moment konzentriere man sich dabei stark auf Deutschland, wo gerade eine Niederlassung eröffnet wurde. "Der nächste Schritt sind dann Großbritannien, Frankreich und der Rest von Europa", so Kalteis.
Doch das mittlerweile auf zehn Mitarbeiter aufgestockte Unternehmen denkt trotz seines erst kurzen Bestehens noch größer: In sechs bis acht Wochen ist der Launch in den USA geplant, wo nach ersten Rezensionen in den wichtigen IT-Blogs GigaOm und TechCruch bereits großes Interesse herrsche.
Offen für Kooperationen
"Sehr viele internationale Unternehmen sind auf uns zugekommen und wollen kooperieren", sagte Kalteis. Mit einigen stehe man noch in Verhandlungen, spruchreif ist hingegen die Zusammenarbeit mit dem VoIP-Anbieter Jajah: Jede Telefonnummer, die bei 123people gefunden wird, kann nun auch direkt angewählt werden.
Rund 30 Prozent der Suchanfragen bei herkömmlichen Suchmaschinen sind laut Kalteis bereits Personennamen.
Immer mehr Zeitgenossen machen sich im Netz auf die Suche nach Informationen über alte Schulfreunde, Arbeitskollegen oder potenzielle Liebespartner. Und in Zeiten der stets zunehmenden Datenflut prüfen auch immer mehr Nutzer, was über sie selbst im Netz zu finden ist.
Einnahmen durch Weiterleitung
Als Investor hat 123people den Online-Unternehmer Markus Wagner mit seiner Beteiligungsfirma i5invest an Bord, der unter anderem an der an VeriSign verkauften 3united beteiligt war. Einnahmen generiert die Suchmaschine derzeit über die Weiterleitung an andere Portale, etwa Soziale Netzwerke.
"Wir verdienen damit, dass sich die Leute weiterklicken", erläutert Kalteis das Geschäftsmodell. Damit fahre man im Moment ganz gut. Werbeeinschaltungen soll es deshalb vorerst nicht geben: "Die klassischen großen Banner wollen wir nicht."
Interesse von Investoren
Dennoch gebe es Gespräche, weitere Investoren an Bord zu nehmen, weil weiter in das Produkt investiert werden soll. "Wir reden mit einer Handvoll Leuten - aus Österreich und international", so Kalteis, "der Investor muss aber zu uns passen."
Auch das Personal soll weiter aufgestockt werden. Das Erfolgskonzept seines Unternehmens sieht Kalteis in seinem Team, dem spannenden Thema Personensuche und der Unterstützung durch i5invest. Wichtig sei aber auch der Mut zu mehr: "Österreich ist bei Internet-Themen einfach zu klein. Da muss man eben größer denken."
Wenige Beschwerden eingelangt
Datenschutzbedenken hält 123people seine Echtzeitsuche entgegen. Indizieren sei mit dem EU-Datenschutz nicht vereinbar.
Registrierte Nutzer könnten unterschiedliche Security- und Privacy-Einstellungen wählen und damit bestimmen, wer auf ihre Daten zugreifen darf.
Zudem könne man bei Unzufriedenheit mit einzelnen Ergebnissen "Fehler" an die Redaktion der Suchmaschine berichten. Beschwerden dieser Art habe es aber bisher relativ wenige gegeben, so Kalteis.
(futurezone | Nayla Haddad)