Telekoms ködern mit Kombipaketen
Der heimische Telekommunikationsmarkt ist heiß umkämpft. Dieser Tage setzen die Anbieter beim Buhlen um Kunden vor allem auf Kombipakete, in denen verschiedenste Services aus einer Hand gebündelt werden. Ohne diese Pakete sei praktisch kein Überleben möglich, so die Meinung in der Branche.
Die Telekom Austria [TA] preschte Ende des Vorjahres mit einem Paket vor, das Festnetz, Mobiltelefonie und Breitbandinternet umfasst. Dafür musste das Unternehmen nicht nur Kritik seitens seiner Mitbewerber, sondern auch seitens des Telekomregulators einstecken. Dafür brachte die befristete Aktion innerhalb weniger Wochen 170.000 Anmeldungen und bremste laut TA auch die Anzahl der Festnetz-Kündigungen.
Die Telekom Austria wartet nun bereits mit der nächsten Paketaktion auf, der aonSuperKombi bei der neben Festnetz, Breitband-Internet und Mobiltelefon auch Kabelfernsehen via Aon TV eingeflochten wird, wie die TA am Freitag bekanntgab. Die Sammelgrundgebühr beträgt monatlich 34,90 Euro. Ohne Fernsehen wird es das Paket für 29,90 Euro geben.
"Die Vorteile liegen auf der Hand - ein Ansprechpartner, eine Marke, eine Rechnung und ein monatliches Entgelt", so TA-Marketingchef Hannes Ametsreiter am Freitag in einer Aussendung.
UPC setzt auf F.I.T.
Aber auch die Mitbewerber legten diese Woche nach:
UPC stellte bereits am Dienstag mit F.I.T. ein Bündel aus Festnetz, Internet und Kabel-TV für eine monatliche Gebühr ab 29,90 Euro [Aktionspaket Digital TV START und chello easy & phone] vor. "De facto kann man ohne Kombipakete nicht überleben", erklärte UPC-Marketingchef Gerald Schwanzer am Donnerstag die Notwendigkeit der gebündelten Angebote im Gespräch mit ORF.at.
Weil die einzelnen Dienste immer billiger würden, erreiche man mit der Bündelung zumindest, dass alles aus einer Hand geliefert werde. UPC habe damit schon vor vielen Jahren begonnen.
"Kein Spielraum nach unten"
Die Ausgangssituation sei dabei für jeden Provider eine andere - je nachdem, wo die Kerndomäne liege. "Wir kommen vom Kabel-TV, deshalb ist es für uns leichter, noch Telefoniekunden zu gewinnen", so Schwanzer. Insgesamt sieht er in Österreich vor allem im Festnetz ein Preisniveau, das "stark an der Grenze" sei. "Wenn man noch Geld damit verdienen will, gibt es keinen Spielraum mehr nach unten."
Durch die Festnetzregulierung ist der frühere Monopolist Telekom Austria verpflichtet, derartige Aktionen zu befristen und zu unterbrechen. Der neue Tarif ist demnach bis 11. Juli verfügbar.
TA: "Antwort auf verschärfte Bedingungen"
Auch TA-Sprecher Martin Bredl betonte auf Anfrage von ORF.at: "Kombipakete sind derzeit die richtige Antwort auf die verschärften Bedingungen." Vor allem im Festnetz herrsche intensiver Wettbewerb und zusätzlich Druck vom Mobilfunk.
Zu den nachträglich vom Regulierer angeordneten Änderungen am letzten Kombipaket meint Bredl: Wir müssen unsere Preise ja vorher schon vom Regulierer genehmigen lassen. Dass der Regulierer im Nachhinein eingegriffen hat, ist uns deshalb unverständlich." Das werde der TA aber diesmal nicht passieren, versicherte Bredl im Gespräch mit ORF.at.
Die Telekom-Control-Kommission [TKK] schrieb der Telekom Austria im Rahmen des ersten Kombipakets vor, ihr Handyangebot aonMobil auch dem Mitbewerb anzubieten.
Zuvor musste bereits der Preis geändert werden: Der Paketpreis von 19,90 Euro monatlich war laut TKK nur für Neukunden zulässig, bestehende TA-Kunden mussten bei einem Wechsel 25,90 Euro zahlen.
Tele2 setzt auf Speed und Flatrate
Beim Konkurrenten Tele2 wurde am Donnerstag das bereits bestehende Kombiangebot Complete noch aufgewertet: Der Anbieter setzt auf Doppel-Flatrate für Telefonie und Internet, einem Geschwindigkeitsupgrade und einer Senkung der Gesprächsgebühren in Mobilfunknetze. Der Preis bleibt bei 29,90 Euro, in den ersten sechs Monaten verringert sich die Gebühr um zehn Euro.
"Die Umstellung auf die 'echte' Flatrate vor etwa einem Jahr hat einen großen Schub bei uns ausgelöst", verriet Tele2-Sprecher Jörg Wollmann ORF.at. Das habe die Erwartungen der Kunden nachhaltig verändert. Auch bei der Geschwindigkeit habe man mit ADSL 2+ eine starke Vorgabe geleistet. Das sei vor allem in der Konkurrenz zum mobilen Breitband ein wesentlicher Faktor.
Festnetzprodukte allein seien heutzutage nicht unverkäuflich, so Wollmann. "Aber das Wachstum liegt dezidiert im Breitbandbereich."
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens auf dem österreichischen Markt bietet Tele2 Neu- und Bestandskunden seit Anfang März verschiedene Dell-Notebooks ab 299 Euro an.
Das Angebot werde laut Wollmann von den Kunden auch angenommen, "wir haben uns aber noch mehr erwartet".
(futurezone | APA | Nayla Haddad)