13.07.2005

EU-KOMMISSION

"Datenspeicherung auf Vorrat unrealistisch"

Das Vorhaben sei aufgrund der enormen Datenmengen unrealistisch, so der für die Informationsgesellschaft zuständige Generaldirektor der EU-Kommission, Fabio Colasanti. Terroristen würden schnell neue Wege finden, miteinander zu kommunizieren, ohne dabei elektronische Spuren zu hinterlassen.

"Statistiken zeigen, dass die meisten Anfragen von Strafverfolgungsbehörden derzeit binnen der ersten zwei bis drei Monate gestellt werden, danach sinkt die Anfragezahl dramatisch," argumentiert Colasanti.

Die EU-Kommission arbeite an einem eigenen Vorschlag für die entsprechende EU-Richtlinie ["Data Retention] und werde diesen nächste Woche vorstellen.

WKÖ-Kritik: "Aufwendig und zwecklos"

Auch Friedrich Bock von der Wirtschaftskammer Österreich warnt in Bezug auf die Verschärfung der Datenspeicherungspflicht: "Das verständliche Bedürfnis nach mehr Sicherheit darf nicht zu riesigen Datenfriedhöfen führen."

Der Schutz der Daten aus Sprachtelefonie, E-Mail- und SMS-Verkehr und der Verbindungsdaten gegen unberechtigte Verwendung wäre nicht nur aufwendig und problematisch. Mit großer Wahrscheinlichkeit wären die Daten für polizeiliche und gerichtliche Aufklärungszwecke wertlos.

"Es macht überhaupt keinen Sinn, alle Telekommunikationsverbindungen ziellos zu überwachen und mit Riesenaufwand die europäischen Volkswirtschaften nachhaltig zu belasten."

Auch die Berücksichtigung von Bürgerrechtsanliegen ist nach Bocks Auffassung keinesfalls befriedigend gelöst.

Briten wollen EU-Instanzen umgehen

Die geplante EU-Rahmenrichtlinie ["Data Retention"] widerspricht nach Ansicht aller Datenschutzexperten sowohl nationalen Datenschutzgesetzen wie der EU-Richtlinie zum Datenschutz.

Die Speicherung von Personen bezogenen Daten ohne spezifischen Anlass ist auch in Österreich dezidiert ausgeschlossen.

Initiator Großbritannien, unterstützt von Irland, Schweden und Frankreich, ruft die EU-Staaten unterdessen dazu auf, sich schnell auf neue Regeln zu einigen. Damit will man EU-Parlament und Kommission umgehen, da die Briten befürchten die zwei EU-Institutionen könnten den Entscheidungsprozess deutlich verlangsamen.