Googles Datensammlung in der Kritik
Nur wenige Unternehmen haben es mit einer so großen Datenmenge zu tun wie Google. Neben einer Datenbank mit mehr als acht Milliarden Websites bietet der Suchmaschinenbetreiber weitere Dienste wie Webmail, Blogs und einen Netz-Beschleuniger. Im Aufbau befinden sich neben einer digitalen Bibliothek auch ein eigenes Online-Bezahlservice.
"Google entwickelt sich zu einem der größten Datenschutzrisiken im Internet", befürchtet ein Rechtsberater des Informationszentrums Elektronischer Datenschutz [EPIC].
Datenschützer beurteilen die Vorkehrungen für den Datenschutz zwar teilweise besser als bei MSN, Yahoo, Amzon und anderen Internet-Giganten. Als Risiko sieht man aber die große Menge an persönlichen Daten, die Google "braucht", um Suchergebnisse schneller liefern zu können.
Kriminelle könnten sich so Informationen für Erpressungsversuche oder für den Diebstahl digitaler Identitäten verschaffen. Und übereifrige Beamte staatlicher Stellen hätten die Möglichkeit, um Nutzungsprofile auch von Personen zu erstellen, gegen die gar nicht ermittelt wird.
Dabei hat Google bisher ein ausgesprochen gutes Image in der Netz-Community und kommt bei Umfragen auf hohe Vertrauenswerte. Die meisten Nutzer nehmen dem Unternehmen den guten Vorsatz ab, Geld zu verdienen, "ohne Böses zu tun".
Google schnüffelt auf dem DesktopGoogle speichert so lange, wie es will
Google nimmt diese Bedenken nach eigenen Angaben ernst. Bei der Entwicklung und Einführung neuer Dienste werde von Anfang bis Ende auf den Schutz der persönlichen Informationen geachtet, sagt Google-Juristin Nicole Wong.
Dabei stehe das Unternehmen auch in Kontakt mit Organisationen wie dem EPIC und der Electronic Frontier Foundation [EFF]. Allerdings gibt es unterschiedliche Auffassungen, welche Daten als persönliche Informationen zu betrachten und entsprechend schutzwürdig sind.
So zählt Google etwa die Sucheingaben der einzelnen Nutzer nicht zu diesen Daten. Dabei hält das Unternehmen jede dieser Anfragen zusammen mit der IP-Adresse des Nutzers fest, um mit Hilfe von Cookies eine einfache Wiederholung von Suchanfragen zu ermöglichen. Die eindeutige Ziffernfolge der IP-Adresse lässt sich in Verbindung mit den Daten der Provider einzelnen Personen zuordnen.
Gmail wirbt etwa damit, dass E-Mails unbegrenzt gespeichert werden können. Wie lange die Google-Daten aufgehoben werden, steht allein im Ermessen des Unternehmens.
Die Entscheidung sei Sache der einzelnen Produktabteilungen. "Wir behalten die von unseren Diensten gesammelten Daten so lange, wie wir es für nützlich halten", erklärt Wong.
Google plant auch immer mehr Angebote, für die sich der Nutzer registrieren muss. So wird etwa eine personalisierte Suche getestet, auch für die Beteiligung an diesen Diskussionsgruppen ist eien Anmeldung erforderlich.
Google will mehr von seinen Usern wissenHerausgabe auf richterliche Anordnung
Bisher gebe es keinen einzigen dokumentierten Fall einer Verletzung von Datenschutzvorschriften durch Google, sagt Danny Sullivan vom Online-Fachdienst "Search Engine Watch".
Die Aufmerksamkeit sollte sich daher auf den möglichen Datenmissbrauch durch Hacker einerseits und Behörden andererseits richten, sagt der Cyberlaw-Professor der Universität Marquette, Eric Goldman.
Google erklärt, dass Daten nur dann herausgegeben würden, wenn es eine gesetzliche Grundlage dafür gebe. Voraussetzung sei eine richterliche Anordnung, sagt Google-Juristin Wong.
Wie viele Anfragen es von Behörden zur Überlassung bestimmter Daten gibt, will sie nicht sagen. Experten rechnen hier jedoch mit einem zunehmenden Trend. "Wenn Google immer mehr zu einem Teil des eigenen Lebens wird, etwa bei Blogs und Chats, dann wird es viel mehr richterliche Anordnungen geben", erwartet der Unternehmensberater und ehemalige Staatsanwalt Mark Rasch.