Google übertrifft die Erwartungen
Der US-Internet-Konzern Google hat im abgelaufenen ersten Quartal Umsatz und Gewinn deutlich über den Erwartungen der Börse gesteigert und damit Spekulationen über Schwierigkeiten auf dem Online-Werbemarkt aus dem Weg geräumt. Das könnte auch den Konkurrenten Yahoo in der von Microsoft geplanten Übernahme stärken.
Wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte, legte der Nettogewinn im ersten Quartal um 31 Prozent auf 1,31 Milliarden Dollar oder 4,12 Dollar je Aktie zu.
Der Umsatz sprang um 42 Prozent auf 5,19 Milliarden Dollar [3,27 Mrd. Euro]. Analysten hatten im Schnitt mit einem Nettogewinn je Aktie von 3,93 Dollar und einem Umsatz von 5,13 Milliarden Dollar gerechnet.
"Wir sind für 2008 und darüber hinaus sehr gut aufgestellt - unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld", betonte Konzernchef Eric Schmidt am Donnerstagabend nach US-Börsenschluss. Besonders auf den internationalen Märkten sieht der Konzern noch ein "riesiges Wachstumspotenzial". Über die Hälfte seiner Umsätze erzielt Google inzwischen außerhalb des Heimatmarktes.
Angst vor Sättigung
Mit seinem rasanten Wachstum erwarb sich der Suchmaschinen-Marktführer in der Vergangenheit den Ruf, regelmäßig die Markterwartungen zu übertreffen. Im Schlussquartal 2007 blieb der Konzern aber erstmals seit langem hinter den Schätzungen zurück.
Investoren hatten befürchtet, der Online-Werbemarkt nähere sich seiner Sättigung und sei anfällig für eine Konjunkturabkühlung.
Gut für Yahoo
Die starken Google-Zahlen könnten nach Einschätzung von Experten auch Auswirkungen auf den Preis für die geplante Übernahme des Wettbewerbers Yahoo durch Microsoft haben.
Die Google-Ergebnisse würden signalisieren, dass der Online-Werbemarkt intakt sei, so die Meinung. "Das sollte Yahoo helfen, einen höheren Preis herauszuschlagen, falls das Unternehmen einer Übernahme zustimmt", sagte ein Analyst.
Der Aktienkurs stieg im nachbörslichen Handel um bis zu 17 Prozent. Mit Google überraschte nach Intel und IBM ein weiteres Schwergewicht der Technologiebranche die Märkte positiv angesichts der grassierenden US-Rezessionsängste.
Weniger Klicks auf Google-Anzeigen
Das Marktforschungsunternehmen comScore hatte für Jänner bis März einen starken Rückgang bei den Anzeigenklicks, die ja den Großteil der Google-Einnahmen ausmachen, verkündet.
Laut Google legten die Bezahlklicks im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres um 20 Prozent und zum vierten Quartal 2007 um vier Prozent zu.
Jeder Klick soll mehr wert sein
Google führte das deutlich verlangsamte Wachstum zuletzt auf bewusste Maßnahmen gegen ungewollte Zufallsklicks zurück.
Google will die Klicks für die Werber wertvoller machen: Dafür wurde etwa der Raum um ein anzuklickendes Wort begrenzt, so dass mehr Klicks wirklich beabsichtigt sein sollen. Die Beschränkung der Zufallsklicks solle es laut Google-Managern wiederum erlauben, die Preise zu erhöhen. An der Börse fragte man sich dennoch, wie schnell Google seine Umsätze an das neue Klickmodell anpassen kann und ob die Werbetreibenden angesichts der unsicheren Wirtschaftslage künftig gewillt sind, mehr für die Klicks auszugeben.
Schon nach der Aufregung über die Jänner-Zahlen hatte comScore betont, die Klickrate allein erlaube keinen Rückschluss auf den Geschäftsverlauf, weil sie bei der Analyse die Google-Anzeigenpreise nicht berücksichtigt würde.
Abwärtstrend für Google-Aktie
Diese Zahlen und andere Unsicherheitsfaktoren, etwa die Teilnahme Googles an der US-Mobilfunk-Frequenzauktion, trugen dennoch dazu bei, dass die Google-Aktie im vergangenen Quartal an Wert einbüßte.
Google-Chef Eric Schmidt hatte zwar Ende Jänner gesagt, das Unternehmen spüre noch keine Belastungen durch die amerikanische Konjunkturschwäche. Die Anleger zeigten sich aber skeptisch: Die Google-Aktie ist derzeit weit von ihrem Höchststand von 747,24 Dollar von November entfernt und schloss am Donnerstag bei 449,54 Dollar. Der Sechsmonatschart zeigt eine deutliche Abwärtsbewegung.
Google bekommt Geld von den Werbetreibenden, wenn Internet-Nutzer auf deren Anzeigen klicken. Mit diesem Modell stieg der Konzern zur dominierenden Kraft in der Internet-Werbung auf, versucht aber massiv, auch das Geschäft mit anderen Arten von Werbeeinnahmen auszubauen.
Auftrieb durch Yahoo-Deal
Auftrieb könnte Google demnächst durch eine Werbekooperation mit dem Konkurrenten Yahoo bekommen, der einen Ausweg aus dem drohenden Übernahmeszenario durch Microsoft sucht.
Eine Auslagerung der Werbeanzeigen rund um die Web-Suche an Google würde Yahoo dringend benötigte Zusatzeinnahmen bescheren. Google ist in der Vermarktung erfolgreicher und bekommt mehr Geld je Anzeige.
Die beiden Unternehmen hatten den Probelauf vergangene Woche für 14 Tage angekündigt und zeigten sich zuletzt mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Allerdings wäre im Falle einer solchen Kooperation mit einer intensiven Prüfung der Wettbewerbshüter zu rechnen, da Google diesen Markt heute schon dominiert.
Obwohl der Suchmaschinenbetreiber bei der US-Frequenzauktion für mobile Breitbanddienste leer ausgegangen ist, sieht die Branche das Unternehmen keineswegs als Verlierer. Die Google-Anleger dürften sogar richtig erleichtert sein, dass das Unternehmen bei seinem Kerngeschäft bleibt.
Mehr Werbung mit DoubleClick
Im Großen und Ganzen ist es wohl übereilt zu urteilen, dass die Google-Geschäfte in naher Zukunft realistisch gefährdet sind. Das Wachstum bei den Werbeausgaben und den Google-Klicks wird zwar schwächer, im Vergleich zu seinen Konkurrenten steht der Konzern aber weiterhin ganz gut da.
Vor allem durch die milliardenschwere Übernahme des Online-Werbevermarkters DoubleClick ist Google auch in nächster Zeit bestens im Kampf um die Werbedollars gerüstet.
Das Unternehmen ist gerade dabei, die von Wettbewerbern kritisierte und von den Kartellbehörden streng geprüfte Übernahme auch im operativen Geschäft einzugliedern, dafür sollen rund 300 Stellen gestrichen werden.
Google kündigte zudem an, die DoubleClick-Sparte Performics abzustoßen, die sich mit der Platzierung von Anzeigen neben Internet-Suchergebnissen beschäftigt. Google als führende Internet-Suchmaschine wolle damit Interessenkonflikte vermeiden, hieß es.
(futurezone | AP | APA | dpa | Reuters)