01.08.2005

JOBABBAU

Krisenstimmung bei tele.ring

T-Mobile hat dem bisherigen US-Eigentümer Western Wireless - gemessen am aktuellen Umrechnungskurs - rund 1,3 Mrd. Euro für tele.ring geboten. Entsprechende Zeitungsberichte wurden am Montag aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen bestätigt.

Die Belegschaft des viertgrößten heimischen Mobilfunkanbieters setzt sich nun gegen den geplanten Verkauf des Unternehmens zur Wehr.

Nachdem vergangenen Freitag bekannt geworden war, dass tele.ring an den Mitbewerber T-Mobile verkauft werden soll, hat der Betriebsrat am Montag einen 24-stündigen Streik ab Dienstag, 15.00 Uhr angedroht. Das wäre der erste Streik in der österreichischen Mobilfunkbranche.Der Netzbetrieb wird aber aufrecht bleiben, versprach der Betriebsrat.

In einem offenen Schreiben forderte der Betriebsratsvorsitzende Adolf Beauvale Western Wireless zum sofortigen Abbruch der Verkaufsgespräche mit T-Mobile auf. Am Nachmittag traf sich die Belegschaft zu einer Betriebsversammlung.

Das Management von tele.ring hat zu den jüngsten Entwicklungen am Montag vorerst keinen Kommentar abgeben wollen. Maßnahmen gegen die für Dienstag angedrohten Streiks hat das Unternehmen bisher nicht angekündigt.

Mitarbeiter bangen um Jobs

Die derzeit 640 Mitarbeiter bei tele.ring fürchten dem Vernehmen nach, dass ein Großteil ihrer Jobs bei einer Fusion mit T-Mobile verloren gehen könnte. Der Betriebsrat fürchtet, dass "mit einem Verkauf an T-Mobile ... 600 engagierte Mitarbeiter auf der Straße stehe würden".

T-Mobile hat derzeit in Österreich rund 2,056 Millionen Kunden, bei tele.ring waren es zuletzt [Ende Juni] 1,079 Millionen Kunden.

Durch die Fusion würde T-Mobile Austria somit beinahe mit dem Marktführer mobilkom austria und seinen aktuell nach eigenen Angaben 3,3 Millionen Kunden gleichziehen.

Am Donnerstag tagt in Deutschland der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom zu dem Thema. Auch das wurde mittlerweile aus Unternehmenskreisen bestätigt. Auch T-Mobile-Austria-Chef Georg Pölzl wird dem Vernehmen nach an dieser Sitzung teilnehmen.

Derzeit nicht mehr im Rennen ist laut den Kreisen One mit dem Eigentümer E.ON im Hintergrund. One hatte über drei Banken eine Finanzierung von 1,7 Mrd. Euro auf die Beine gestellt.

Vorteile für den Kunden

Ein weiterer Interessent ist laut den Kreisen noch die internationale Fondsgesellschaft Permira. Sie hat nach den Informationen zuletzt 1,23 Mrd. Euro geboten, die Höhe ihres Angebots allerdings vom Streit um die geplante Einführung einer Handymasten-Steuer in Niederösterreich abhängig gemacht, die den Gewinn von tele.ring deutlich schmälern würde.

Für T-Mobile dagegen stelle die Steuer kein Risiko dar, weil sie ja bereits über ein Österreichnetz verfüge und ohnehin eines der beiden Funknetz abdrehen werde, heißt es.

Den österreichischen Handynutzern könnte der Verkauf von tele.ring unterdessen Qualitätsvorteile bringen. Die zu erwartende Marktkonsolidierung auf drei oder vier Netzbetreiber hätte eine Zusammenlegung von Handynetzen und damit eine qualitativ bessere Versorgung der Mobiltelefonierer zur Folge, meint der Berater Booz Allen Hamilton in einer am Montag veröffentlichten Marktanalyse.

Was wird aus Billigtarifen?

Die Dichte der Sendestationen und Qualität der Telefonie würden steigen, da bestehende und neue Basisstationen auch für zusätzliche und qualitativ hochwertigere Services ausgebaut werden könnten. Bei den bisherigen fünf Mobilfunknetzbetreibern sei die Netzauslastung bis dato "teilweise verbesserungsbedürftig" gewesen.

Bestehende tele.ring-Kunden dürfte derzeit aber die Frage nach der Auswirkung auf die Gesprächstarife mehr beschäftigen als die Qualität.