Tele.ring-Streik vorerst abgewendet
Im Streit über den Verkauf des viertgrößten österreichischen Mobilfunkanbieters tele.ring hat sich ein Kompromiss abgezeichnet.
Nachdem der Betriebsrat mit Streik gegen den Verkauf des Unternehmens an den Konkurrenten T-Mobile gedroht hat, hat der derzeitige tele.ring-Eigentümer Western Wireless für den Fall der Übernahme zumindest eine teilweise Jobgarantie abgegeben.
Es gehe "um Sicherheiten für das Personal für den Fall, dass tele.ring tatsächlich an einen Konkurrenten verkauft werden sollte", sagte tele.ring-Chef Michael Krammer vor Beginn einer Betriebsversammlung am Dienstagnachmittag.
Ein entsprechendes Statement habe Western Wireless dem Betriebsrat mittlerweile übermittelt. Ob mit diesen Sicherheiten die Forderungen der Belegschaft erfüllt würden, werde die Betriebsversammlung zeigen. Das Klima bei Gesprächen mit dem Betriebsrat zu Mittag sei aber "positiv gewesen", so Krammer.
Die Verhandlungen sollen nun weiterlaufen. "Es wird weiter verhandelt und nicht gestreikt", sagte Krammer nach der Betriebsversammlung. Er betonte, dass es nach wie vor keinen definitiven Verkauf gebe. Der Verkaufsprozess sei nach wie vor im Laufen. Es sei aber verständlich, dass die Mitarbeiter angesichts der breiten Medienberichterstattung verunsichert seien.
Der Verkauf sei "absolut nicht fix", erklärte tele.ring-Aufsichtsrat und Betriebsratsvorsitzender Adolf Beauvale am Dienstag nach der Betriebsversammlung vor Journalisten. Der bisherige Eigentümer Western Wireless führe keineswegs Exklusivverhandlungen mit der Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, sondern spreche nach wie vor mit mehreren Anbietern, betonte der Betriebsrat.
Auch Krammer hält gänzlich neue Bieter ebenso noch für denkbar wie den Angebotsnachbesserungen von bestehenden Interessenten.
Am Dienstagnachmittag trafen sich die 640 Mitarbeiter geschlossen zu einer Betriebsversammlung. Nach Schätzung der Arbeiterkammer [AK] würden durch eine Fusion bei tele.ring 400 Jobs gefährdet, bei den Zulieferern von tele.ring - wie Alcatel - noch einmal bis zu 200 Arbeitsplätze.
Gewerkschaft will bei tele.ring vermittelnBetroffene haben bereits eine "No T-Mobile"-Website eingerichtet -
Die "offizielle" Streik-Websitesowie die Website "specklos.at".
Specklos.atWeitere Verhandungen auf dem Plan
Zum Angebot von Western Wireless an den Betriebsrat, wodurch Streiks vorerst verhindert wurden, wollte auch der Belegschaftsvertreter vorerst keine näheren Angaben machen.
Es seien "Rahmenbedingungen geschaffen worden, die eine Weiterarbeit ermöglichen" und auf deren Basis nun weiterverhandelt werde. Die nächsten Verhandlungen mit der Geschäftsführung waren bereits für Dienstagabend angesetzt.
Ziel des Betriebsrats ist es nach wie vor, den Fortbestand des Unternehmens und der Marke tele.ring, so wie den "so vieler Arbeitsplätze wie möglich" sicherzustellen. Erste Ergebnisse sollen bereits am Mittwochnachmittag feststehen.
Am Vortag hatte der Betriebsrat explizit mit einem mindestens 24-stündigen Streik gedroht, bei dem auch Beeinträchtigungen des Mobilfunkbetriebs von tele.ring nicht ausgeschlossen wurden.
Abgegangen ist die Belegschaftsvertretung am Dienstag von ihrer Forderung nach einem sofortigen Verhandlungsstopp mit T-Mobile. Durch die Streikdrohung sei man aber zumindest ernster genommen worden, glaubt der Betriebsrat.
T-Mobile ist nach aktuellen Informationen derzeit Bestbieter für tele.ring. Die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom hat Western Wireless demnach rund 1,3 Mrd. Euro für tele.ring geboten. Durch die Fusion würde T-Mobile Austria mit dann in Summe 3,1 Millionen Kunden beinahe mit dem Marktführer mobilkom austria [3,3 Millionen Kunden] gleichziehen.
Zu viele Netzbetreiber
In der Mobilfunkbranche herrscht die einhellige Meinung vor, dass
es zu viele Netzbetreiber in Österreich gibt. Eine Konsolidierung
gilt als unausweichlich, offen ist lediglich, wer als Erster den
intensiven Preiswettbewerb nicht verkraftet. Nächster
Übernahmekandidat nach tele.ring könnte One sein. Der deutsche
Mehrheitseigentümer E.On hat bereits mehrfach seine Absichten zum
Rückzug aus dem Unternehmen bekräftigt.