Tele.ring-Betriebsrat mit härterer Gangart
Der Betriebsrat des zum Verkauf stehenden viertgrößten österreichischen Mobilfunkbetreibers tele.ring warnt in einem offenen Brief an den Aufsichtsrat der T-Mobile-Mutter Deutsche Telekom vor weiteren Schritten. Ein anderer offener Brief ist an Schüssel gerichtet - mit dem Hinweis auf Umbaukosten und Steuerverluste.
"Wir haben noch einige Maßnahmen in petto, die die T-Mobile in Österreich und Deutschland empfindlich treffen werden", heißt es in dem Brief an die Deutsche Telekom.
Und weiter: "Wir wissen aus gesicherter Quelle, dass ein Konsortium ein höheres Angebot als Ihres legen wollte, aber an der Angebotsanlegung scheinbar kein Interesse bestanden hat. Wir haben die Erlaubnis, alle Einzelheiten dieses Angebotes an die Öffentlichkeit zu bringen, sollte es nicht akzeptiert werden."
"In diesem Falle würde klar werden, dass es vorab freundschaftliche Absprachen gegeben hat, die ein äußerst kritisches Bild auf die T-Mobile werfen könnten. VW hat ja in letzter Zeit gezeigt, wie schnell eine kleine Affäre große Auswirkungen haben kann", so der Betriebsrat weiter.
Ägyptischer Investor mit höherem Gebot?
Die "Presse" sieht in dem unbekannten Bieter den Milliardär
Naguib Sawiris, Chef des ägyptischen Telekom-Konzerns Orascom, der
das Offert der Deutschen-Telekom-Tochter über 1,3 Mrd. Euro noch
einmal überbieten will. Verkäufer Western Wireless soll sich jedoch
zugeknöpft gezeigt haben.
Betriebsrat favorisiert Verkauf an Permira
Der Betriebsrat favorisiert einen Verkauf an die US-Fondsgesellschaft Permira, was auch in einem offenen Brief an Bundeskanzler Schüssel zum Ausdruck kommt.
Bei tele.ring selbst würden durch den Verkauf an T-Mobile 500 bis 550 Mitarbeiter kurz- und mittelfristig ihren Job verlieren, bei den Zulieferfirmen "ungefähr ebenso viele", heißt es in dem anderen Schreiben, das an Schüssel, Hubert Gorbach [BZÖ], Wirtschaftsminister Martin Bartenstein [ÖVP], Finanzminister Karl-Heinz Grasser, den Wiener Bürgermeister Michael Häupl [SPÖ], Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll [ÖVP] und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl ging.
Insider sehen maximal 220 Jobs wackeln
Während der Betriebsrat bis zu 500 Jobs bei tele.ring bedroht
sieht, rechnen mit dem Verkauf von tele.ring vertraute Insider mit
weit weniger Kürzungen. Die Fusion von T-Mobile und tele.ring würde
maximal 220 Jobs fordern - über beide Häuser binnen eineinhalb
Jahren.
Hohe Kosten durch Umbau
Der von T-Mobile gebotene Kaufpreis sei mit kolportierten 1,3
Mrd. Euro zwar höher als der von Permira [1,23 Mrd. Euro], der zu
erwartende Sozialplan, Technikabbau und die Stilllegung von
Sendeanlagen würden allerdings einen dreistelligen Millionenbetrag
kosten, was das Permira-Angebot wieder interessanter scheinen lasse,
argumentiert der Betriebsrat in dem Schreiben.
Finanz entgehen 150 Mio. Euro
Die Aufhebung der niederösterreichischen Handymastensteuer könnte zu einer Erhöhung des Permira-Angebots führen. Eine "rasche und eindeutige Botschaft" der Regierung an T-Mobile, dass diese Übernahme nicht ohne weiteres genehmigt werde, könnte ebenfalls die Chancen eines Finanzinvestors erhöhen.
Die Steuerleistung von tele.ring betrage jährlich 35 Mio. Euro und werde sich bis 2015 auf mehr als 400 Mio. Euro belaufen, rechnet der Betriebsrat vor.
Durch die Übernahme durch T-Mobile würden dem österreichischen Finanzamt rund 150 Mio. Euro an Steuerleistung verloren gehen, zumal tele.ring hohe Gewinne schreibe und T-Mobile 2004 Verluste geschrieben habe, meint der Betriebsrat.
Nach einer Übernahme tele.rings durch T-Mobile sei auch mit "empfindlichen Preiserhöhungen" bei allen Mobilfunkbetreibern zu rechnen, so der Betriebsrat.
Verlust von Marke und Kunden
Des Weiteren weist der Betriebsrat darauf hin, dass ein Wegfall
der Marke "tele.ring" ein Verlust wäre, wie das die Umbenennung von
max.mobil zu T-Mobil gezeigt habe. Und er warnt vor der Hoffnung,
dass alle tele.ring-Kunden zu T-Mobile wechseln würden.