Testsatellit mit Technik aus Österreich
Das Wiener Unternehmen Austrian Aerospace hat den Signalgenerator für den Galileo-Testsatelliten "Giove-B" gebaut, der in der Nacht auf Sonntag in den Weltraum starten wird.
Der mit einiger Verspätung vom Raumfahrtzentrum Baikonur in Kasachtan startende zweite Testsatellit ergänzt den bereits seit Dezember 2005 im Orbit befindlichen "Giove-A". Aufgabe der beiden Experimentalsatelliten ist die Erprobung neuer Technologien. Zudem sollen auch die für das Galileo-System reservierten Übertragungsfrequenzen belegt und genutzt werden.
Die Elektronik zur Erzeugung der Navigationssignale von "Giove-B" wurde vom Wiener Unternehmen Austrian Aerospace entwickelt und geliefert. Der Auftragswert belief sich auf 2,5 Millionen Euro.
Mit an Bord des Satelliten ist eine höchst genaue Atomuhr, basierend auf dem Prinzip eines Masers [Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation], wie sie laut Austrian Aerospace bisher noch nie im Weltraum eingesetzt worden ist.
Änderungen in der Signalstruktur
Die Verzögerungen beim ursprünglich für Frühjahr 2006 geplanten Start des Satelliten wurden für technische Verbesserungen genutzt. Der von Austrian Aerospace entwickelte Navigationssignalgenerator wurde in dieser Zeit im Auftrag der ESA weiterentwickelt und durch eine verbesserte Version auf den allerneuesten Stand gebracht.
Damit konnte die aufgrund der Verhandlungen zwischen der EU und den USA erst sehr spät vereinbarte neueste Definition der Signalstruktur umgesetzt und realisiert werden, so dass "Giove-B" die exakt gleichen Signale wie die Galileo-Satelliten der nächsten Phase des Systemaufbaus senden wird.
Die von Austrian Aerospace entwickelten hochintegrierten kundenspezifischen Schaltungen [ASICs] zeichnen sich durch ihre Programmierbarkeit aus, die es ermöglicht, die Signalstruktur bei Bedarf auch direkt an Bord des Satelliten ändern zu können.
Großer Auftrag für nächste Phase
An die beiden "Giove"-Testsatelliten schließt die IOV-Phase [In-Orbit Verification] an, vier Satelliten, die voraussichtlich 2010 starten sollen und bereits Teil des 30 Satelliten umfassenden Gesamtsystems sind.
Für diese arbeitet Austrian Aerospace nicht nur an den Generatoren der Navigationssignale, sondern auch an der Schnittstellenelektronik des Zentralcomputers, der Thermalisolation sowie an der mechanischen Boden- und Testausrüstung. Die Ausschreibung für den großen Rest des Systems - bis 2013 will die EU 3,4 Milliarden Euro in Galileo stecken - soll noch vor der Sommerpause erfolgen.
Galileo soll unabhängig und in Ergänzung zum bestehenden US-Navigationssystem GPS Navigation und Standortbestimmung mit einer Genauigkeit von wenigen Metern eingesetzt werden. Geplant sind 30 Satelliten, die in einer durchschnittlichen Höhe von 23.000 Kilometern um die Erde kreisen. Operationell soll das System, dessen Finanzierung zuletzt umstritten war, 2013 zur Verfügung stehen.
(APA)