Samsung-Chef Lee Kun Hee zurückgetreten
Steuer- und Korruptionsskandale plagen Südkoreas größten Industriekonzern Samsung. Vorläufiger Höhepunkt ist nun der Rücktritt von Lee Kun Hee, der das Unternehmen 20 Jahre geleitet hat.
Der mächtigste Geschäftsmann Südkoreas tritt nach einer Anklage wegen Steuerhinterziehung als Chef des gigantischen Samsung-Konzerns zurück. Der 66-jährige Lee entschuldigte sich am Dienstag in einer Erklärung im staatlichen Fernsehen für den Skandal.
Lee wurde nach 20 Jahren im Chefsessel des größten Konzerns Südkoreas wie ein Held verehrt - sein Rücktritt ist daher ein Schock für viele Bürger. Es gilt jedoch unter Experten als sicher, dass die Familie Lee auch nach dem Rücktritt die Fäden bei Samsung in der Hand halten wird.
Megakonzern als Lebensstil
Die Samsung-Gruppe mit ihren 60 Tochterfirmen ist in einer kaum überschaubaren Produktpalette aktiv, die von Beerdigungsinstituten über Kreditkarten bis zu Supertankern reicht. Dazu gehört auch einer der weltgrößten Hersteller von Speicherchips und Flachbildfernsehern, Samsung Electronics. Der Umsatz des Mischkonzerns betrug zuletzt 159 Milliarden Dollar, etwa ein Sechstel der gesamten südkoreanischen Wirtschaftsleistung. Bei Samsung arbeiten mehr als 250.000 Menschen.
Auslöser für die Ermittlungen waren Vorwürfe eines Ex-Chefs der Samsung-Rechtsabteilung, denen zufolge Manager Geld versteckt und eine Schmiergeldkasse unterhalten haben sollen. Samsung hatte sich kurz nach Vorlage der Anklage gegen Lee und neun weitere Manager entschuldigt und Reformen angekündigt. Staatliche Sonderermittler hatten am Donnerstag festgestellt, dass Lee umgerechnet 71 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hat.
Nachsicht für Manager
Lee drohen im Falle einer Verurteilung fünf Jahre Gefängnis. Experten erwarten aber, dass er einer Haftstrafe entgeht, weil sich Südkoreas Richter in ähnlichen Fällen unter Verweis auf einen möglichen Schaden für die Wirtschaft oft eher nachsichtig mit angeklagten Managern gezeigt haben.
So hatte 2007 ein Berufungsgericht die dreijährige Haft für Hyundai-Chef Chung Mong Koo wegen Veruntreuung von Firmengeldern in Bewährung umgewandelt. Chung war die Verantwortung für den Aufbau eines Schmiergeld-Fonds angelastet worden, mit dem politische Vorteile erkauft werden sollten. Allerdings hob das oberste südkoreanische Gericht vor wenigen Tagen das Bewährungsurteil auf und erklärte, das Strafmaß müsse überprüft werden.
Familienkonzerne in Schwierigkeiten
Die Skandale werfen auch ein Schlaglicht auf die Probleme der einflussreichen "Chaebol". Diese familiengeführten Konzerne trugen zwar nach dem Koreakrieg 1950 bis 1953 zum Wiederaufbau der Wirtschaft des Landes bei, gelten aber auch als mitverantwortlich für die Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Trotz Reformen werden viele der Konzerne auch heute noch wie Familienunternehmen geführt.
Außer Lee, der die Unternehmensführung vor zwanzig Jahren von seinem Vater Lee Byung Chull übernommen hatte, traten noch sein Sohn Lee Jae Yong und Vizechef Lee Hak Soo zurück.
(Reuters | AP)