FCC-Chef greift Comcast an

net-neutrality
22.04.2008

"Plumpe" Technik gegen Filesharer

Kevin J. Martin, Vorsitzender des US-Regulators Federal Communications Commission, hat am Dienstag bei einer öffentlichen Anhörung vor dem US-Senat weitere Vorwürfe gegen den US-Kabelnetzbetreiber Comcast erhoben.

Comcast hatte auf Drängen mehrerer Konsumentenschutzorganisationen zugeben müssen, in seinem Netz den Datenverkehr des Filesharing-Protokolls BitTorrent gezielt gestört zu haben. Comcast rechtfertigte sich damit, dass es mit diesen Maßnahmen reines Netzwerkmanagement zum Wohl aller seiner Kunden betrieben habe.

Nach Ansicht von Bürgerrechtlern und Konsumentenschützern jedoch verletzte Comcast damit die Netzneutralität, also das Prinzip, dass im Internet keine Anwendung bevorzugt oder benachteiligt werden sollte.

Flächendeckende Störungen

Bei der Anhörung am Dienstag warf Martin Comcast vor, eine "plumpe" Technik eingesetzt zu haben, um weitgehende Einschränkungen für Filesharer durchzusetzen. Comcast hatte gezielt Reset-Pakete an die P2P-Clients seiner Kunden geschickt, um den Datenverkehr zu stören. "Entgegen einigen Behauptungen sieht es nicht so aus, als ob diese Technik nur gezielt an bestimmten Knotenpunkten eingesetzt worden sei, um vorübergehende Datenstaus aufzulösen", sagte Martin den Senatoren. Das hätten jüngste Untersuchungen der FCC ergeben.

Martin erhöhte den Druck auf Comcast. Er sagte, dass die FCC keine neuen Gesetze oder Regeln brauche, um Verstöße gegen die Netzneutralität zu ahnden. Die FCC sei dazu verpflichtet, die Offenheit des Internets zu verteidigen.

Provider sollen stören dürfen

Ein Sprecher der National Cable & Telecommunications Association, einem Verband der US-Kabelnetzbetreiber, sagte in einer ersten Reaktion, dass es den Netzbetreibern erlaubt sein müsse, ihre Netze so zu regeln, wie es ihnen beliebe, um Überlastungen und illegales Filesharing zu verhindern.

Verbraucherschützer haben wiederholt darauf hingewiesen, dass das BitTorrent-Protokoll für zahlreiche legale Datentransfers verwendet wird. Auch legitime Medienvertriebssysteme wie etwa Joost setzen BitTorrent ein.

(Reuters | futurezone)