Ideen für mehr IT-Fitness
Im Rahmen der "Internetoffensive Österreich" hat am Mittwoch der Arbeitskreis "Generationen und Bildung" getagt und digitale Klüfte und Ausbildungsmöglichkeiten diskutiert.
Anfang März wurde in Wien publikumswirksam die "Internetoffensive Österreich" gestartet. Die Plattform wurde als "nationaler Schulterschluss" beworben, der Österreich endlich die schon lange geforderte IKT-Strategie bescheren soll.
Dabei werden Vorschläge von Expertengruppen gesammelt und sollen dann im Herbst in die "Österreichische Internetdeklaration" münden.
"Wissenstankstellen" schaffen
Am Dienstag lud nun der Arbeitskreis "Generationen und Bildung" im Rahmen seines zweiten Zusammentreffens zu einem runden Tisch in den Räumlichkeiten der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde [RTR]. Hauptthemen dabei waren die notwendige Überbrückung der digitalen Kluft sowie Aus- und Weiterbildung im Umgang mit den neuen Medien.
Wolfgang Horak, Chef von Fujitsu Siemens Computer Österreich, sprach sich dabei für einen "Easy on"-Ansatz aus: Der Zugang zum Netz, egal über welche Technologie, müsse vereinfacht werden, wodurch "Wissenstankstellen" entstünden.
Zivildiener für den IT-Support
Zudem sollte über eine Gründerinitiative für kleine und mittlere Unternehmen im IKT-Bereich eine flächendeckende Infrastruktur von Servicebetrieben geschaffen werden, die kleinere Störungen rasch, zuverlässig und kostengünstig lokal beheben. Mit Sorge sieht er allerdings, dass es derzeit einen Rückgang bei den PC- und Notebook-Verkäufen gibt, trotz Preisverfalls gebe es offensichtlich Leute, die sich kein Ersatzgerät beschaffen.
Norbert Schöfberger von Hewlett-Packard forderte klar, dass die Lernmaßnahmen gefördert werden. Er könne sich etwa bereits eine erste Heranführung im Kindergarten vorstellen, betonte aber auch, dass lebenslanges Lernen notwendig sei. Für das von Horak geforderte flächendeckende lokale Service kann er sich auch vorstellen, speziell ausgebildete Zivildiener heranzuziehen, die etwa Senioren mit Computerproblemen unterstützen.
Diese hätten oft Angst, "etwas kaputt zu machen", berichtete Gerlinde Zehetner, Leiterin der Plattform Seniorkom.at, die älteren Menschen den Einstieg ins Internet schmackhaft machen will.
Auf dem Weg zur "Internetdeklaration"
Rund 150 Interessenvertretungen und Unternehmen beteiligen sich an der Initiative, es gibt insgesamt sechs Arbeitskreise zu den Themen "Generationen und Bildung", "Wirtschaft, Infrastruktur und E-Government", "Gesundheit und Soziales", "Sicherheit und Konsumentenschutz" sowie "Wissenschaft und Forschung" und "Kultur und Medien".
Viele digitale Klüfte
Laut der Wiener IKT-Sprecherin, der SPÖ-Landtagsabgeordneten Barbara Novak, nutzen nur 60 Prozent der Frauen, aber 80 Prozent der Männer das Internet. Von der Generation "50 plus" ist nur jeder Zweite ein "Silver-Surfer", bei den über 70-Jährigen gehen nur noch rund zwölf Prozent ins Internet.
Personen mit einem nicht über die Pflichtschule hinausgehenden Schulabschluss seien gegenüber Maturanten und Akademikern in der Internet-Nutzung deutlich unterrepräsentiert.
Von den Haushalten mit einem Nettoeinkommen bis zu 1.400 Euro - immerhin rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung - haben nur zehn Prozent einen Internet-Zugang, bei den Haushalten über 2.200 Euro Nettoeinkommen ist dagegen jeder zweite online.
Ausbildung so wichtig wie Infrastruktur
Sie betonte auch, dass beim Schließen der digitalen Lücken ebenso viel Wert auf den Ausbau der Infrastruktur wie auf die Bereitstellung von Content und Anwendungen, aber eben auch die nötige Schulung und Ausbildung gelegt werden sollte.
Breitbandzuschuss
Ein neuer Gesetzesentwurf der Regierung sieht eine Ausweitung der Telefon-Grundgebührenbefreiung für sozial Schwache auch für Breitband-Internet vor. Damit soll Österreichs Breitbandwachstum angekurbelt werden, ein weiterer Impuls könnte die steuerliche Absetzbarkeit der Breitbandkosten sein.
"Thema am Köcheln halten"
Auf die Frage nach den Erfolgschanchen der "Internetoffensive Österreich" betonten die Experten, dass zum ersten Mal branchenübergreifend mit vielen unterschiedlichen Ideenlieferanten gearbeitet werde.
Wichtig sei es, so Horak, die Thematik am Köcheln zu halten, die einzelnen Themen zu definieren und entsprechende Strukturen zu schaffen. Dann könne man auch mit Erfolg rechnen.
(futurezone | APA)