24.08.2005

KONKURRENZ

Googles Eifer ruft Kritiker auf den Plan

Googles neue Software ist eine direkte Kriegserklärung an bereits etablierte Anbieter wie Yahoo, AOL und Microsoft, aber auch Skype.

Google Talk kann neben dem Versenden von Kurznachrichten auch zum Telefonieren über das Internet genutzt werden.

Google Talk ist derzeit ausschließlich Gmail-Nutzern vorbehalten, die Internet-Telefonie funktioniert derzeit nur mit anderen Google-Talk-Nutzern. Google kündigte an, man wolle die Kommunikation mit den Netzen anderer Provider ermöglichen [Messenger auf Basis des Jabber/XMPP-Protokolls werden bereits unterstützt].

Mit der Software setzt das Unternehmen den Wettkampf mit Yahoo und Microsoft fort, die bereits Messenger-Programme anbieten. Auch AOL gehört mit seinem AOL Instant Messanger zum Kreis der Konkurrenten.

Google zunehmend in der Kritik

Googles Vorstoß in weitere Geschäftsfelder abseits seines Hauptgeschäfts, der Online-Suche, ruft immer mehr Kritiker auf den Plan - von allen Seiten.

Neben der Suche bietet Google mittlerweile unter anderem ein Kartenservice, eine eigene Desktop-Suche, eine Videosuche, einen Media-Player und ein Mail-Service mit mehr als ausreichendem Speicherplatz - und das alles kostenlos.

Finanziert werden die Angebote über Werbung, dazu sammelt Google möglichst viele Daten über seine User [so wie andere Anbieter auch], was dem Unternehmen bereits Kritik vor allem von Datenschützern eingebracht hat.

Doch nun regt sich auch im Silicon Valley unter Googles Nachbarn Unmut und zunehmend wird Kritik laut, bericht die "New York Times" ["NYT"]. Einige sehen Google bereits als Nachfolger Microsofts, das auf Grund seiner Marktmacht und -position bis dato beliebtes Ziel von Kritikern war.

Google verschärft IT-Arbeitsmarkt

Selbst Microsoft-Gründer Bill Gates sagte in einem "Fortune"-Interview vor wenigen Monaten, dass Google Microsoft mehr ähnle als jede andere Firma, mit der Microsoft bis dato konkurriert hat. Google etwa dringt mit seinen Software-Angeboten immer mehr in den von Microsoft dominierten Desktop-Bereich vor.

Bereits seit einiger Zeit entwickelt Microsoft nun eine eigene Suchtechnologie, doch die Spezialisten dafür bzw. Computerfachleute allgemein sind laut "NYT" immer schwerer zu finden.

Demnach sind Ingenieure gesuchte und gut bezahlte Kräfte im Silicon Valley, die Inflation von 25 bis 50 Prozent soll vor allem durch Googles aggressive Suche nach Mitarbeitern angefacht worden sein. Programmierer können derzeit mit mehr als 150.000 Dollar pro Jahr an Einnahmen rechnen.

Das macht es natürlich auch für Start-ups wesentlich schwieriger, geeignete Fachkräfte zu bekommen.

Google beerbt Microsoft

Nebenbei ist es laut "NYT" für Start-ups auch wesentlich schwieriger geworden, an Geld für Firmengründungen zu kommen.

"Jedes Mal, wenn ich einen Venture-Kapitalisten treffe, ist die unausweichliche Frage: 'Warum kann Google nicht das machen, was sie machen?' Die Antwort ist: Sie könnten und wahrscheinlich denken sie auch darüber nach, aber sie können nicht alles machen und das auch noch gut - zumindest hoffe ich, dass sie das nicht können", meint etwa Craig Donato, Gründer von Oodle. Früher wurde Ähnliches auch über Microsoft gesagt.

Joe Kraus, ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter und Mitgründer der Suchmaschine Excite, sieht Microsoft zunehmend in die Rolle von IBM rutschen, während Google Microsofts Platz der 90er Jahre einnimmt. Zu der Zeit wurde IBM als der "sanfte Riese" angesehen, während Microsoft aggressiv in neue Geschäftsfelder vorstieß.