Microsoft hat eine Vista-Delle

25.04.2008

Einen Gewinnrückgang im aktuellen Quartal um elf Prozent und Stagnation beim Umsatz hat Microsoft am Donnerstagabend gemeldet. Das Ultimatum Microsofts an die Yahoo-Führung läuft in 48 Stunden ab, ein feindlicher Übernahmeversuch könnte sofort danach beginnen.

Microsoft hat im dritten Geschäftsquartal deutlich weniger verdient als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stagnierte. Der Gewinn sank im Ende März abgelaufenen dritten Geschäftsquartal um rund elf Prozent auf 4,39 Mrd. Dollar [2,80 Mrd. Euro].

Vista und die Enttäuschung

Der Umsatz lag nur leicht höher bei 14,45 Mrd. Dollar, teilte Microsoft nach US-Börsenschluss mit. Die Aktie kam nachbörslich deutlich unter Druck.

Das für das laufende Quartal in Aussicht gestellte Gewinnwachstum enttäuschte die Anleger. Der Umsatz mit Windows Vista blieb weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück - und jetzt merkt man es erst so richtig.

Das Ultimatum

Am Samstag läuft das vor drei Wochen von Steve Ballmer festgesetzte Ultimatum aus, das der Microsoft-Boss Yahoo-Chef Jerry Yang gestellt hat, um das knapp 43 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot der Redmonder anzunehmen.

Ab dann sei es mit der Geduld Microsofts zu Ende, sagte Ballmer und machte damit klar, dass es tatsächlich zu einer feindlichen Übernahme kommen könnte. Besonders einfach wird das nicht. Möglich wäre aber auch ein Rückzug.

Einen höheren Preis für Yahoo schloss Finanzchef Chris Liddell aber aus: Dafür gebe es keinen Grund. Yahoo verliere auf dem Markt der Internetrecherche weiter an Boden und auch die Rentabilität sinke, sagte Liddell weiter. Das Angebot von Microsoft sei bereits "außerordentlich großzügig".

Yahoo mit Gewinn

Am Dienstag hatte Yang ein Umsatzwachstum von neun Prozent [gegenüber dem Vergleichszeitraum 2007] oder 1,8 Milliarden Dollar vorgelegt.

Der Gewinn stieg im ersten Quartal von 142 auf 542 Millionen Dollar. Ein paar Tage davor hatte Google Umsätze und Gewinne, die deutlich über den Erwartungen der Börse lagen, präsentiert.

Wenn Analysten orakeln

In den ersten Monaten des Jahres war von verschiedenen Analysten orakelt worden, der weltgrößte Anbieter von suchbezogener Werbung werde seine bis dahin hohen Zuwachsraten nicht halten können.

Googles Antwort darauf war ein Rekord-Nettogewinn von 1,31 Milliarden Dollar im ersten Quartal.

Ballmer ärgern

Dazwischen hatten Yang und Google-Chef Eric Schmidt Ballmer so richtig geärgert.

Yahoo werde versuchsweise Google-Anzeigen auf drei Prozent der Ergebnisseiten der eigenen Suchmaschine anzeigen, hatte es vor 14 Tagen geheißen. Yang hatte dazu kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, Ballmer über die Medien auszurichten, dass Yahoo deutlich mehr wert sei als die gebotenen rund 43 Milliarden.

Das Risiko des Angreifers

Einig sind sich die Auguren jedenfalls darüber, dass eine feindliche Übernahme des Suchportaldienstes für Microsoft mit dem Risiko verbunden sei, sein neues Asset dabei zu beschädigen.

So ist sehr gut vorstellbar, dass ein erheblicher Prozentsatz eines vergleichsweise sehr jungen Personals, das den Aufstieg des Dot.com-Ära-Upstarts miterlebt hat, einfach keine Lust hat, plötzlich für Microsoft zu arbeiten.

(futurezone | AP | DPA | APA)