28.08.2005

STRATEGIE

Musikindustrie will mehr vom iTunes-Kuchen

Als Apple Ende April 2003 seinen "iTunes Music Store" startete, erwarteten sich die Plattenlabels nicht allzu viel. Zu viele der eigenen Projekte waren gnadenlos gescheitert oder sind erst gar nicht online gegangen.

Die Meinungen änderten sich allerdings schlagartig, als klar wurde, dass der iTunes-Shop der erste Online-Shop mit Erfolg sein würde. Alleine in der ersten Woche wurde über eine Million Musikstücke an den zahlenden Hörer gebracht, mittlerweile wurden über 500 Millionen Songs via iTunes verkauft.

Kampf um Macht und Geld

Die Musikindustrie will schon seit längerem ein gestaffeltes Preismodell, bei dem ältere Songs zwar für weniger als 99 US-Cent, neue Songs dafür deutlich teurer angeboten werden sollen.

Weiters stoßen sich einige der Labels daran, dass Jobs mit dem Verkauf der iPods mehr Geld generiert als mit dem Verkauf von Songs und damit auch weitaus mehr vom Song-Verkauf profitiert, als die Labels selbst [wobei Jobs zu Beginn noch angab, am Verkauf der Songs selbst nichts zu verdienen].

Die Industrie scheine mit einem Kurzzeitgedächtnis gesegnet zu sein, halten Analysten dem entgegen. Vor drei Jahren noch hätten die Zuständigen nach jemandem gesucht, der sie rettet, meint Mike McGuire von Gartner G2 zur "NYT".

Es wäre dumm, Jobs und seine Preispolitik zu destabilisieren, denn iTunes sei derzeit einer der wenigen hellen Punkte in der Industrie - es funktioniere.

Der Kampf um den Preis dürfte aber nur ein Symptom für ein wesentlich größeres Problem für die Musikindustrie sein: Jobs hat einfach zu viel Macht.

Achillesferse gesucht

Nicht nur hat Apple einen derzeit uneinholbaren Anteil am Markt für Online-Musik wie bei MP3-Playern, auch die Systeme sind proprietär. So können aufgrund des eigenen Kopierschutzs nur Songs aus Apples iTunes-Shop auf den iPods abgespielt werden [abgesehen von DRM-freien Formaten], aber keine Songs aus anderen Shops wie etwa Napster.

Sind sich die Labels bei der besten Preisstrategie noch uneinig [Universal etwa steht hinter Jobs simpler, aber wirkungsvoller Preisstrategie], so haben in diesem Punkt alle Labels mehr oder weniger Jobs bereits dazu gedrängt, die Systeme offener zu machen - bisher ohne Erfolg.

Hilary Rosen, frühere Vorsitzende der Recording Industry Association of America, glaubt zwar, dass Apple mit dem Öffnen seiner Systeme mehr Songs und iPods statt weniger verkaufen würde. Auf der anderen Seite sei es nicht Apples Schuld, wenn niemand mit etwas anderem Großartigen seinerseits versuche den Wettkampf aufnehme, so Rosen gegenüber der "NYT".

Große Hoffung Mobilfunk

Die größte Hoffnung setzen die Labels aber auf die Mobilfunker und deren Musikangebot für Handys. Nicht nur Microsoft-Gründer Bill Gates sieht den Stern des iPods schon bald wieder sinken, auch die Musikindustrie hofft, dass die Handys MP3-Player als Musikabspielgeräte bald ablösen werden - und damit Apples Dominanz verschwindet.

Demnächst soll das lange erwartete iTunes-Handy auf den Markt kommen - es bleibt abzuwarten, welchen Erfolg das Gerät haben wird und was Jobs noch so zu dem Thema einfällt.