Zweiter Galileo-Testsatellit im All

27.04.2008

Eine russische Trägerrakete hat am Sonntag in der Früh "Giove B", den zweiten Testsatelliten für das europäische Navigationssystem Galileo, erfolgreich in eine Erdumlaufbahn gebracht.

Um 03.55 Uhr [MESZ] setzte die vom Weltraumbahnhof Baikonur [Kasachstan] gestartete Sojus-Trägerrakete den rund 700 Kilogramm schweren "Giove-B" sicher in seiner Umlaufbahn ab, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt [DLR] in Berlin mitteilte.

Der Erdtrabant soll aus 23.000 Kilometern Höhe wichtige Daten für den Aufbau des Galileo-Systems liefern. Das System aus 30 Satelliten und mehreren Bodenstationen soll bis 2013 betriebsbereit sein.

Europa will damit gegen die Vormachtstellung des US-Navigationssystems GPS [Global Positioning System] antreten. 2005 war der "Giove-A" zur Vorbereitung des Galileo-Aufbaus ins All geschickt worden, der in wenigen Monaten abgeschaltet werden soll.

Technik aus Österreich

Der Signalgenerator des Testsatelliten kommt aus den Werkstätten des Wiener Weltraumtechnik-Unternehmens Austrian Aerospace. Hier wurde die Elektronik zur Erzeugung der Navigationssignale, der Hauptaufgabe des Satelliten entwickelt und gebaut. Der Auftragswert für die Wiener Firma belief sich auf rund 2,5 Millionen Euro.

Atomuhr an Bord

"Giove-B" wurde von EADS Astrium Satellites und der italienischen Thales Alenia Space gebaut. Der künstliche Erdtrabant hat eine hochpräzise Atomuhr an Bord. Neben der Überprüfung neuer Technik im Erdorbit dient diese Satellitenmission auch der Vermessung und Bestimmung der Umlaufbahnen für die zukünftigen Galileo-Satelliten.

Das System liefert Ortungsinformationen, die unter anderem im Straßenverkehr, in der Luft- und Seefahrt, im Baugewerbe oder bei Not- und Rettungsdiensten genutzt werden können.

Galileo soll künftig als erdumspannendes Netz genaue zeitliche und räumliche Informationen für Nutzer überall auf der Welt liefern. Während viele Länder die zivile Nutzung des Systems betonen, will Frankreich es auch militärisch nutzen.

In-Orbit-Verification folgt

An die beiden "Giove"-Testsatelliten schließt die so genannte IOV-Phase [In-Orbit Verification] an, vier Satelliten, die voraussichtlich 2010 starten sollen und bereits Teil des 30 Satelliten umfassenden Gesamtsystems sind.

Das Europaparlament hatte am Mittwoch in Straßburg mit großer Mehrheit grünes Licht für die Ausschreibungen zu diesem größten Industrieprojekt Europas gegeben. Die EU-Kommission will zusammen mit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA die Aufträge für das 3,4 Milliarden Euro teure Vorhaben noch vor der Sommerpause ausschreiben.

(APA | dpa | AP)