16.09.2005

TITANENKAMPF

Microsoft mit Erzfeind AOL gegen Google

Der weltgrößte Medienkonzern Time Warner verhandelt mit Microsoft über eine Kombination seines Online-Dienstes AOL mit dem MSN-Portal des Softwareriesen.

Wie die "New York Times" am Freitag in ihrer Online-Ausgabe berichtet, stehen verschiedene Varianten zur Diskussion, darunter auch ein Zusammenschluss der beiden Online-Dienste in einer neuen gemeinsamen Gesellschaft.

Die Gespräche seien von Microsoft initiiert worden, das den neuen Erzrivalen Google klar im Visier habe, hieß es. Die Unternehmen gaben dazu bisher keine Stellungnahme ab.

Ein Zusammenschluss würde den endgültigen Schlusspunkt unter eine jahrelang mit Erbitterung geführte Auseinandersetzung darstellen. AOL hatte Microsoft im Jänner 2002 im Auftrag seines Tochterunternehmens Netscape Communications wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht geklagt.

Suche statt Modemkunden

Microsoft will sich auf die Entwicklung von Suchprodukten im Internet konzentrieren, statt auf das Web-Portal mit Internet-Zugangsgeschäft, das man nicht mehr als strategisch wichtig ansehe, wie die "New York Times" betont.

Microsoft habe angeboten, sein MSN-Internet-Portal und seine Modem-Kunden an AOL oder Yahoo abzutreten, letztere aber hatten das offensichtlich nicht gewollt.

Eine umfassende Lösung würde AOL mit dem MSN-Portal sowie dem Provider-Geschäft vereinen. Damit würde die weltgrößte Internet-Firma entstehen, die Web-Suche dabei "powered by Microsoft". Bis jetzt stellt Google die Web-Suche für das AOL-Portal. Elf Prozent des Google-Umsatzes seien in diesem Jahr von Anzeigen gekommen, die auf AOL-Websites platziert wurden.

Google raus, MS-Search rein

Die Gespräche zwischen Microsoft und Time Warner hatten laut der "New York Times" zu Beginn dieses Jahres begonnen. Microsoft versuchte danach AOL dazu zu bringen, Google fallen zu lassen und stattdessen den neuen Web-Suchdienst von MSN zu verwenden.

Die Finanzkonditionen eines möglichen Zusammengehens seien noch nicht vollständig geprüft worden. Sie hingen davon ab, welche Vermögenswerte vereint würden.

Da AOL größer und profitabler sei als MSN, würde Time Warner die Mehrheit an den zusammengelegten Operationen halten, falls Microsoft nicht Bargeld zuschieße, um seinen Anteil zu erhöhen. Analysten bewerten AOL mit zehn bis 20 Milliarden Dollar [16 Mrd. Euro].