Jobs weist "gierige" Musikindustrie zurück
"Wir konkurrieren noch immer vor allem mit illegalen Tauschbörsen", meinte Jobs am Dienstag am Rande der Fachmesse Apple Expo in Paris.
"Wenn wir die Preise über 99 Cent anheben, besteht die Gefahr, dass sich die Anwender wieder die Musik illegal aus dem Netz herunterladen." Dann würden alle verlieren, so Jobs.
Die Plattenfirmen würden mit dem Verkauf von Songs über Apples Musik-Shop iTunes immer noch mehr Profit machen als mit einer CD, wo auch noch die Produktions- und Marketingkosten dazukämen und es Rückläufer nicht verkaufter CDs gebe.
"Wenn sie die Preise jetzt erhöhen wollen, heißt das nicht anderes, als dass sie gierig werden", so Jobs weiter.
Nach Presseberichten hatten Sony BMG und Warner von Apple gefordert, die Preise für Online-Musik zu erhöhen.
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Er forderte die Musikindustrie auf, den Preis pro Song nicht über einen Dollar beziehungsweise einen Euro zu treiben.
Für den Verkauf von Musikstücken über Mobilfunknetze sieht Jobs keine guten Aussichten.
Die Telekom-Gesellschaften hätten so viel in den Ausbau der dritten Mobilfunkgeneration investiert, dass sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit drei Dollar oder Euro für einen einzelnen Download verlangen müssten, so Jobs' Rechnung.
Da die meisten Anwender dann ohnehin die auf dem Handy gekaufte Musik auf einem Computer sichern würden, könne man auch gleich für 99 Cent die Musik auf dem PC kaufen und von dort aus auf das Mobiltelefon übertragen. "Die Kunden sind eben schlau."
Vor knapp zwei Wochen hatte Apple zusammen mit dem US-Hersteller Motorola das erste Handy mit Apples Musik-Software iTunes vorgestellt.
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Die Musikindustrie will schon seit längerem ein gestaffeltes Preismodell, bei dem ältere Songs zwar für weniger als 99 US-Cent, neue Songs dafür deutlich teurer angeboten werden sollen.
Die Industrie scheine mit einem Kurzzeitgedächtnis gesegnet zu sein, halten Analysten dem entgegen. Vor drei Jahren noch hätten die Zuständigen nach jemandem gesucht, der sie rettet, meinte Mike McGuire von Gartner G2 kürzlich zur "New York Times".
Es wäre dumm, Jobs und seine Preispolitik zu destabilisieren, denn iTunes sei derzeit einer der wenigen hellen Punkte in der Industrie - es funktioniere.
Der Kampf um den Preis könnte aber auch ein Symptom für ein wesentlich größeres Problem der Musikindustrie sein: Jobs hat einfach zu viel Macht.
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