04.11.2005

STAR & KULT

Die Online-Wiedergeburt der Musikvideos

Musikvideos füllen nicht nur Sendezeit bei MTV, sie werden auch aktiv konsumiert und dazu eigens gekauft.

Apple bietet seit kurzem bei iTunes Musikvideos an und hat in knapp drei Wochen insgesamt eine Million [inklusive der angebotenen TV-Serien] verkauft, Topseller sind Musikvideos von Michael Jackson, Fatboy Slim und Kanye West.

Und nicht nur dort werden die Videos gekauft, auch bei den Mobilfunkkunden stehen die Videos mittlerweile hoch im Kurs.

Kampf um die Werbedollars

Das sei eines der Wachstumsgebiete, bei dem versuchen werde, Gewinn zu machen, meint etwa Thomas Hesse von Sony BMG, dem weltweit zweitgrößten Plattenlabel. "Ich glaube, wir sehen gerade einen fundamentalen Paradigmenwechsel bei der Nutzung von Videos", so Hesse. Sony BMG sei zuversichtlich, Videos zu Geld machen zu können.

Einer dieser Wege ist online, wo alleine bei Yahoo pro Monat rund 350 Millionen Videos angeklickt werden, davon 50 Millionen in Europa. "Die Kids haben sich bereits dazu entschieden, dass sie die Videos bei uns anschauen möchten", meint dazu Yahoos Musikchef David Goldberg.

Die Werber seien noch nicht ganz so weit, doch Yahoo habe bereits bewiesen, dass seine Videos öfter konsumiert werden als bei MTV, so Goldberg. Ein wichtiges Argument, denn schließlich treten Yahoo und seine Mitstreiter mit ihrem Angebot mit MTV auch in Konkurrenz um die Werbedollars.

Neue Wege, neue Probleme

Doch auch MTV hat sich den neuen Gegebenheiten angepasst und bietet seinerseits etwa auf seiner US-Website Videos an. "Wir hören immer, dass Yahoo das MTV für die digitale Welt sein will", meint Bill Roedy, Chef von MTV Networks International, "doch wir geben die Konzession nicht ab. Wir sind das MTV der digitalen Welt."

Die "Wiederauferstehung" der Musikvideos lässt nun auch deren Produzenten wieder hoffen, nachdem die Plattenfirmen an der Kostenschraube gedreht hatten.

Letztes Jahr um die Zeit seien bereits Gespräche gelaufen, dass sich einige aus dem Geschäft zurückziehen wollen, weil die Margen so gering waren, so Stephen Davies von der British Music Video Producers Association.

Mit den neuen Möglichkeiten ergeben sich aber auch neue Probleme: Schon wird etwa in der Musikindustrie darüber diskutiert, ob Apple mit 1,99 Dollar bzw. 1,79 Pfund in Großbritannien nicht zu viel für die Videos verlangt.