TA-Zerschlagung wird konkreter

13.05.2008

Die börsennotierte teilstaatliche Telekom Austria [TA] schweigt eisern zu den immer heftigeren Spekulationen, wonach der Ex-Monopolist zerschlagen werden könnte. Inzwischen soll es erste Interessenten für die mobilkom austria geben.

Wie letzte Woche vom "Standard" berichtet, soll die TA planen, ihre Cashcow mobilkom an die Börse zu bringen, während der kränkelnde Festnetzbereich ebenfalls eigenständig an die Börse kommen oder wieder verstaatlicht werden soll.

Einziger Kommentar des Unternehmens, das sich weiterhin zu 27,4 Prozent im Staatsbesitz befindet: "Dazu sagen wir nichts."

Aufsichtsrat tagt in Dubrovnik

Dabei soll es bereits über Pfingsten genug zu reden gegeben haben. Wie mehrere Zeitungen berichten, sollen sich die TA-Aufsichtsräte im kroatischen Dubrovnik getroffen haben bzw. noch immer zusammensitzen. Ziel: TA-Chef Boris Nemsic wolle die Aufsichtsräte auf seine Zukunftsvision einschwören. Die TA wollte dazu ebenfalls keine Stellungnahme abgeben.

Genauso wenig wollte sie sagen, was passiert, wenn die ÖIAG-Arbeitsagentur für angeblich überzählige unkündbare TA-Beamte nicht kommt. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist die Jobagentur eine Grundvoraussetzung für einen weiteren Börsengang der TA. Dafür fehlt aber noch das Okay der Aktionäre. Die ordentliche Hauptversammlung findet nächsten Dienstag statt.

Ob die Aktionäre im Herbst in einer außerordentlichen Hauptversammlung befragt werden sollen, ließ die TA ebenfalls offen.

Rennen um mobilkom beginnt

Laut "WirtschaftsBlatt" sollen unterdessen schon die ersten Interessenten für die mobilkom angeklopft haben. Neben der spanischen Telefonica und der Vodafone, bereits Partner der TA, sei der dritte - und aussichtsreichste - Kandidat der russische Oligarch Wladimir Jewtuschenkow.

Jewtuschenkow ist Gründer und Mehrheitseigentümer des russischen Mischkonzerns Sistema. Die wichtigste Tochterfirma von Sistema ist das Mobilfunkunternehmen MTS. MTS ist Marktführer in Russland und weiters in Weißrussland, der Ukraine, Usbekistan, Turkmenistan und Armenien mit GSM-Lizenzen aktiv.

Klares Nein von der Gewerkschaft

Von der österreichischen Politik kamen bisher widersprüchliche Signale. Während sich die ÖVP eine ÖIAG-Arbeitsagentur und weitere Börsengänge vorstellen kann, ist man bei der SPÖ und den Grünen eher skeptisch.

Unmissverständlich deutliche Worte fand bereits die Gewerkschaft: Komme die Arbeitsagentur, werde die ÖIAG "Kampfmaßnahmen erleben, die sie bisher noch nicht gesehen hat".

Der TA-Betriebsrat will im Juni Mitarbeiter über die Sparpläne des Unternehmens informieren.

Analysten: Pläne realisierbar

Die heimischen Analysten wiederum sind deutlich positiver gestimmt. Für die Experten der Raiffeisen Centrobank [RCB] sind die Pläne in der einen oder anderen Form realisierbar, wobei sie einen Verkauf der Mobilfunksparte über ein Public Offering durch die TA-Holding für am wahrscheinlichsten halten.

Dadurch würden zusätzliche finanzielle Mittel, etwa für den Ausbau des geplanten Glasfasernetzes und die Auslagerung der Beamten, generiert. Eine komplette Privatisierung der Mobilfunksparte ist für die Analysten nicht vorstellbar. Abseits davon sehen sie wenig Möglichkeiten für die TA, über die Kapitalmärkte zusätzliches Geld zu generieren.

Gewinnrückgang erwartet

Für die am Mittwoch anstehenden Quartalszahlen der Telekom Austria für das erste Quartal 2008 erwarten die Analsysten einen Gewinnrückgang trotz gestiegener Umsätze. In einer Konsensschätzung der Experten der Erste Bank, UniCredit und der RCB prognostizieren sie verglichen mit dem Vorjahr ein Gewinnminus von zehn Prozent auf 132,5 Mio. Euro.

Laut den Prognosen ist der Umsatz hingegen um 9,1 Prozent auf 1.249,7 Mio Euro angewachsen. Ebenso werden das Betriebsergebnis [EBIT] mit plus 1,6 Prozent auf 214,1 Mio. Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA] mit plus 4,1 Prozent auf 494,4 Mio. Euro mit Aufschlägen zum Vorjahr prognostiziert.

Im Mobilfunkbereich erwartet die RCB einen gleich bleibenden Umsatz von 797 Mio. Euro. Die Rückgänge auf dem heimischen Markt sollten durch das Wachstum in Weißrussland, Serbien und Mazedonien kompensiert werden. Im Festnetzbereich schätzt die RCB einen Umsatzrückgang von 10,0 Prozent auf 495,1 Mio. Euro.

(APA)