Russischer Investor hat Infineon im Visier
Der russische Sistema-Konzern hat Interesse an einem Einstieg beim angeschlagenen Halbleiterhersteller Infineon angemeldet.
"Für uns ist Infineon ein sehr interessantes Ziel - vor allem der Bereich Forschung und Entwicklung", sagte Sistema-Chef Alexander Gontscharuk dem "Handelsblatt" vom Donnerstag.
Eine vollständige Übernahme des Münchner Unternehmens halte er derzeit jedoch für unwahrscheinlich, da es politische Hindernisse gebe. Infineon sei "ein Flaggschiff der deutschen Industrie". Zudem sei die Produktion von Elektronikbauteilen in Westeuropa momentan vergleichsweise teuer und der Konkurrenzdruck aus Asien hoch, was ebenfalls gegen eine Übernahme spreche.
Vor strategischer Neuausrichtung
Infineon steckt derzeit in einer schweren Krise und steht vor der strategischen Neuausrichtung. Unter anderem will sich das Münchner Unternehmen von seiner verlustreichen Speicherchip-Tochter Qimonda trennen. Allein im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres bescherte Qimonda dem Gesamtkonzern einen Verlust von rund 1,4 Milliarden Euro.
Auch Fusion mit NXP diskutiert
Durch die Abspaltung der Speicherchip-Tochter könnte Infineon für Investoren interessanter werden. Neben dem möglichen Einstieg von Sistema wird derzeit auch über eine Fusion von Infineon mit der früheren Halbleitersparte des niederländischen Elektronikkonzerns Philips spekuliert. Das Unternehmen heißt heute NXP und wird von der US-amerikanischen Investmentfirma KKR kontrolliert.
Die Infineon-Spitze streitet derzeit über die strategische Neuausrichtung des Konzerns. Setze sich Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley in dem Machtkampf durch, werde die Fusion von Infineon mit einem anderen Chipkonzern wahrscheinlicher, heißt es in Branchenkreisen.
Auch Interesse an der mobilkom
Sistema versuchte im vergangenen Jahr auch bei der Deutschen Telekom einzusteigen. Der Sistema-Mehrheitseigentümer Wladimir Jewtuschenkow hatte zuletzt nach Medienberichten auch Interesse an der heimischen mobilkom bekundet.
Sistema ist in verschiedenen Sparten aktiv, unter anderem in der Telekommunikation und der Informationstechnologie, und erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von 14 Milliarden Dollar [9,07 Mrd. Euro] und einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar.
(APA | AFP | AP)