Open Source für den heimischen Mobilfunk

16.05.2008

Die heimische Open Source Alliance hat für die mobilkom austria ein Softphone auf Open-Source-Basis für deren Service A1 over IP programmiert. Kvats steht derzeit als Beta zum Download zur Verfügung und funktioniert nicht nur mit A1.

"Wir haben gesagt, es kann doch nicht sein, dass es kein vernünftiges Softphone auf Open-Source-Basis gibt", umschreibt Franz Kröpfl von der mobilkom austria den Ausgangspunkt des größten heimischen Mobilfunkbetreibers: "Da gibt es ein Loch."

Über einen Partner sei er dann auf die Open Software Alliance [OS Alliance], einen Zusammenschluss heimischer Entwickler und Dienstleister im Bereich freier Software, gestoßen und das Projekt "Softphone für A1 over IP" war geboren, das nun als "kvats mit A1" [ausgesprochen Quatsch] als Beta in der aktuellen Version 2.2v0.52 [für Windows] zum kostenlosen Download zur Verfügung steht. Ein Binary für Linux sowie eine Mac-Version sollen demnächst kommen.

Auf der Suche nach der optimalen Lösung

Ralf Schlatterbeck von der OS Alliance skizzierte im Rahmen der Linuxwochen am Donnerstag in Wien, wo kvats auch vorgestellt wurde, die Auswahlkriterien und Schwierigkeiten, eine geeignete Basis für die Entwicklung von kvats zu finden.

"Wir haben etwas auf SIP-Basis gesucht, das Multi-Plattform-fähig ist, Chat, Video und Instant Messaging kann und möglichst alle gängigen Protokolle unterstützt - und natürlich Open Source ist." Damit sei Skype gleich ausgeschieden, denn die Software hält sich weder an den SIP-Standard noch ist klar, wie die Gespräche verschlüsselt werden.

Wie bei jeder Betaversion möglich, scheint auch bei kvats noch nicht alles ganz fertig zu sein: In einem ersten Test [mit A1-over-IP-Account unter Windows Vista] waren Anrufe kein Problem, ein Chat und das Verschicken von SMS waren allerdings nicht möglich.

~ Link: Linuxwochen machen in Wien Station (../http://www.fuzo-archiv.at/?id=277812v2) ~

Entwicklung mit kleinen Hindernissen

Mit dieser Anforderungsliste habe sich die OS Alliance eine Reihe Programme angesehen, von denen sich am Ende Qutecom [vormals Wengophone] als das für das Projekt am besten geeignete herauskristallisiert habe, erzählt Schlatterbeck.

Aus diesem Programm heraus habe die OS Alliance dann, mit Hilfe der Entwickler-Community von Wengophone und Qutecom, kvats entwickelt. Dabei musste auch die Einstellung von Wengophone verdaut werden, das seit Ende 2007 nicht mehr von Wengo betreut wird und in Qutecom aufgegangen ist.

Audio, Video, Chat, SMS, IM

Kvats erlaubt laut Entwicklern die simultane Kommunikation mittels Audio, Video, Chat und SMS und kann zudem den Presence-Status des jeweiligen Nutzers anzeigen. Es ermöglicht Instant Messaging mit Nutzern von Google Talk, ICQ, MSN und Yahoo, wobei Chat-Nachrichten von A1-Nutzern als SMS gesendet werden, wenn der Empfänger gerade offline ist.

Mit A1 over IP behält der Nutzer dabei seine Identität in Form der gewohnten 0664-Nummer. Bei eingehenden Anrufen läutet es sowohl am PC als auch auf dem Handy.

Für die kvats-Nutzung ist ein A1-Account nicht erforderlich, das Programm kann auch mit einer generischen SIP-Nummer verwendet werden.

Mit A1 over IP verbindet die mobilkom ihr Handynetz mit IP-basierter Telefonie, also Telefonie über den Computer. Interessierte A1-Kunden können sich für ihre Handynummer bzw. ihren A1.net-Account eine SIP-Adresse freischalten lassen.

Aktuell wird auf der A1-Website noch der A1 Communicator beziehungsweise der A1-over-IP-Client [jeweils von Counterpath] für die Nutzung von A1 over IP angeboten.

Win-win durch Open Source

Für die mobilkom ist das Sponsoring der OS Alliance [über die Art und Höhe der Zuwendung wurde dezent geschwiegen] und damit kvats eine klassische Win-win-Situation: Einerseits hat die mobilkom nicht nur die Entwickler und damit den nötigen Support an Ort und Stelle, sie bekommt auch noch eine maßgeschneiderte und adaptierbare Software für ihre speziellen Bedürfnisse.

Auch die OS Alliance sieht sich im Vorteil: "Wir profitieren durch einen Zugewinn an Know-how und können dabei mit einem großen Anbieter zusammenarbeiten", meint Gerin Trautenberger, ebenfalls an der Entwicklung von kvats beteiligt.

"Was besser passt, wird genommen"

Den Wechsel von einer proprietären Software [Counterpath] auf Open Source sieht Kröpfl sehr pragmatisch: "Es gibt einen Job zu erledigen und was besser passt, wird genommen."

"Die einzige Bedingung war: Es muss etwas dabei rauskommen", erklärt Kröpfl die Sponsoring-Vorgabe der mobilkom für kvats, und dass die mobilkom keine klassische Auftraggeber-Lieferanten-Beziehung wollte. Sobald sich kvats in der Anwendung bewährt habe, werde es weiterführende Gespräche geben, so Kröpfl.

(futurezone | Nadja Igler)