US-Internet-Anbieter behindern BitTorrent

Studie
16.05.2008

Neben Comcast soll auch der US-Anbieter Cox den Datenverkehr des Filesharing-Protokolls BitTorrent stören.

Auf Drängen mehrerer Konsumentenschutzorganisationen musste der US-Kabelnetzbetreiber Comcast im vergangenen Oktober zugeben, gezielt den Tausch von Dateien über BitTorrent zu behindern. Seit Anfang dieses Jahres untersucht auch die US-Regulierungsbehörde die Praktiken des Breitbandanbieters.

Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts für Software-Systeme in Saarbrücken, die weltweit Netzwerkverbindungen untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass neben Comcast auch der viergrößte US-Kabelnetzbetreiber Cox den Peer-to-Peer-Verkehr in seinen Netzwerken behindert.

Bei 54 Prozent der untersuchten Netzwerkverbindungen des Anbieters wurden gezielte Störungen des Peer-to-Peer-Verkehrs festgestellt, sagte Studienautor Krishna Gunmadi. Bei Comcast-Kunden betrug die Rate 62 Prozent. Systematische Störungen des BitTorrent-Traffics wurden auch beim Anbieter StarHub in Singapur festgestellt. Laut Studie sollen auch sieben weitere US-Kabelnetzbetreiber in geringem Ausmaß Peer-to-Peer-Verkehr behindern.

Insgesamt wurden im Rahmen des "Glasnost: Bringing Transparancy to the Internet" betitelten Projekts des Saarbrückner Instituts die Netzwerkverbindungen von 8.175 Breitbandkunden weltweit untersucht.

Permanente Störungen

Laut der Untersuchung haben Comcast und Cox den Peer-to-Peer-Traffic ihrer Kunden nicht nur in Stoßzeiten, sondern permanent behindert.

Comcast hatte sich gegenüber US-Behörden und Öffentlichkeit in der Vergangenheit wiederholt damit gerechtfertigt, dass es mit dem Stören des BitTorrent-Verkehrs reines Netzwerkmanagement zum Wohl aller seiner Kunden betrieben habe.

Die Einschränkungen für Filesharer seien nur zur Auflösung von Datenstaus zur Anwendung gekommen, hieß es seitens des Unternehmens.

Comcast hatte gezielt Reset-Pakete an die P2P-Clients seiner Kunden geschickt, um den Datenverkehr zu stören.

Debatte über Netzneutralität

Die Vorgangsweise des Internet-Anbieters hat in den USA die Debatte über die Netzneutralität neu entfacht.

Die Netzneutralität soll gewährleisten, dass die Daten aller Anbieter gleichberechtigt transportiert werden. Das Prinzip der Netzneutralität wird von großen US-Telekomkonzernen seit einigen Jahren infrage gestellt.

Kritiker fordern seit längerem eine gesetzliche Regelung ein, die Breitband-Provider dazu verpflichten soll, Inhalteanbietern ohne Unterschied und Diskriminierung ihre Leitungen zur Verfügung zu stellen.