Weiter Stillschweigen über TA-Pläne
Die Telekom Austria [TA] und die Staatsholding ÖIAG wollten sich auch bei der TA-Hauptversammlung am Dienstag nicht zu einem möglichen Konzernumbau äußern. Die Errichtung einer Beamtenagentur wird aber geprüft.
ÖIAG-Chef und Aufsichtsratspräsident Peter Michael gab bei der Hauptversammlung [HV] keinen Kommentar zu Medienberichten ab, wonach das Unternehmen in Festnetz und Mobilfunk geteilt und teilverkauft werden soll.
Gleichzeitig sagte er vor mehreren hundert Aktionären, dass die TA mehr Spielraum benötige, um Beamte abzubauen. Die ÖIAG prüfe derzeit in der Staatsholding die Schaffung einer Personalagentur.
Weiterhin kein Kommentar
Verschiedene Medien hatten in den vergangenen Wochen berichtet, dass die TA ihre Aktien in Festnetz und Mobilfunk splitten könnte. Eine andere Variante sieht den Verkauf der Mobilfunktochter oder des Festnetzes vor.
Michaelis sagte dazu: "Wir können derartige Meldungen nicht unterbinden und nehmen sie zur Kenntnis. Wir bleiben aber dabei, dass wir derartige Gerüchte nicht kommentieren,und nehmen an den Spekulationen nicht teil." und "Gehen sie davon aus, dass ständig strategische Überlegungen im Unternehmen angestellt werden."
Kritik der Aktionäre
Wenig begeistert über diese Verschlossenheit zeigten sich die 400 anwesenden Anleger: "Ich kenne mich hinten und vorne nicht aus. Ich verstehe nicht, was eine Teilung für uns Aktionäre bedeuten würde und empfinde Unmut, dass sich wesentliche Entscheidungsträger offenbar auch nicht auskennen und verunsichert sind", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger [IVA] in seiner Wortmeldung.
Dem Betriebsrat zufolge prüft das Management derzeit offenbar mehrere Optionen. Bis Ende Mai soll die Unternehmensführung ihre Vorschläge in Aussicht gestellt haben.
Beamtenagentur wird geprüft
Zur möglichen Einrichtung einer Beamtenagentur sagte Michaelis, dass die TA wie auch andere Telekomkonzerne im Festnetz aufgrund der Wettbewerbsentwicklung, der Marktsituation und des Umstiegs auf moderne Technologien weniger Personal benötigen werde.
Weil jedoch 80 Prozent der Festnetzbediensteten Beamten seien, sei das Unternehmen "derzeit nicht ausreichend in der Lage, den Personalstand im notwendigen Ausmaß anzupassen".
Die ÖIAG prüfe deshalb die organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten zur Einrichtung einer Personalagentur, die die Beamten "optimal betreuen" und umschulen solle, um für sie neue Arbeitsplätze zu finden.
Zahlen nannte Michaelis am Dienstag neuerlich nicht. Laut informierten Kreisen sollen erste Konzepte der Staatsholding die Auslagerung von bis zu 2.000 TA-Beamten und 3.000 Post-Bediensteten in die Agentur vorsehen.
Die Gewerkschaft hat die Auffanglösung für Beamte in der Staatsholding per Präsidiumsbeschluss bereits deutlich abgelehnt. Der TA-Betriebsrat sieht derzeit keine Notwendigkeit für eine Beamtenauslagerung und verweist darauf, dass das Unternehmen derzeit mehr als 1.000 Leasingkräfte beschäftigt. Laut Aussagen von TA-Festnetz-Chef Rudolf Fischer bei der HV gab es 2007 exakt 1.091 Leasing-Mitarbeiter im Unternehmen.
Zwei neue Aufsichtsräte
Bei der Hauptversammlung wurden auch zwei neue Aufsichtsräte für die TA bestellt. Statt Ex-Verbund-Chef Hans Haider und dem früheren Procter-&-Gamble-Manager Wolfgang C. Berndt werden die Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft [FFG] und ehemalige Kabinettsmitarbeiterin von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein [ÖVP], Henrietta Egerth-Stadlhuber und Mondi-Vorstandschef Peter Oswald, in den Aufsichtsrat einziehen.
Nachdem sich 884 Aktionäre mit 39,7 Prozent des Grundkapitals angemeldet haben und die ÖIAG davon alleine 27,37 Prozent hält, gilt ihre Bestellung als fix. Gekommen sind etwas mehr als 400 Aktionäre.
Als sicher galt auch die Wiederwahl von ÖIAG-Chef Peter Michaelis, BAWAG-Vizechef Stephan Koren, Investkredit-Chef Wilfried Stadler, Arcor-Chef Harald Stöber, ÖIAG-Konsulent Rainer Wieltsch und ÖIAG-Rechtsanwältin Edith Hlawati, obwohl sich Hlawati am Dienstag heftiger Aktionärskritik stellen musste.
Kritik an Hlawati
Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger [IVA] sprach von einer "klaren Unvereinbarkeit". Er habe "gehofft, dass die Beschäftigung ihrer Kanzlei durch die Telekom Austria zurückgehen wird". Tatsächlich hätten sich die Honorare, die von der TA an Hlavatis Kanzlei geflossen seien, 2007 auf 1,06 Mio. Euro verdoppelt.
Ähnlich sei die Situation bei der Post, wo Hlawati ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt. Hlawati müsse sich "entscheiden, in welcher Funktion sie für die Unternehmen tätig sein" wolle, so Rasinger.
Michaelis verteidigte seine Stellvertreterin im Aufsichtsratspräsidium: "Der Aufsichtsrat kann froh sein, Experten zu haben, die die Entwicklung der Telekom von Beginn weg verfolgen." Aufträge an Hlawatis Kanzlei seien "mit voller Zustimmung des Aufsichtsrats erfolgt" und würden sich "absolut an den rechtlichen Rahmen halten". "Es wäre bedauerlich, wenn wir gute Experten in solch einem Aufsichtsrat verlieren würden", so Michaelis.
Laut einem Bericht des "Standard" soll die TA-Vizepräsidentin auch maßgeblich die Pläne zur Teilung der TA in zwei börsennotierte Unternehmen für Mobilfunk und Festnetz erstellt haben.
(APA)